REUTLINGEN. Es ist dringend. Der Chef selbst ist am Spielfeldrand. Es geht schließlich um den Trainingsplatz einer Nationalmannschaft. Ab Dienstag, 11. Juni, will das dänische Nationalteam im Freudenstädter Hermann-Saam-Stadion trainieren. Matthias Renz ist Geschäftsführer des Reutlinger Unternehmens Sportstättenbau Garten-Moser und deshalb in Freudenstadt vor Ort: Er will genau wissen, ob das Grün bereit ist, für Stollenschuhe, steile Flanken und strategische Übungen der Kicker aus dem Norden.
»Der hat bestimmt seine Nagelschere dabei«, scherzen seine Mitarbeiter. Renz nimmt es mit Humor: »Die kommt erst nach dem Finish hier zum Einsatz«, meint er, um zu verdeutlichen: Es geht um echte Feinheiten beim Rasen. Gleich darauf wird er ernst: »Wir sind kurz vor dem Finish. Es wird hier vor dem Eintreffen der Dänen punktgenau alles bereit für sie sein.« Das habe er just von Vertretern der UEFA vor Ort signalisiert bekommen. »Es gab Daumen hoch für unser Grün«, sagt Renz.
Regen hat dem Rasen nicht gutgetan
Er selbst scheint dennoch nicht ganz so zufrieden, wie der europäische Fußballverband UEFA es mit dem Freudenstädter Spielfeld ist: »Das Gras ist nicht grün genug«, meint er und erklärt: »Das Regenwetter der letzten Tage und Wochen hat dem Rollrasen nicht gutgetan.« Doch Renz schaltet sofort sportlich auf Zuversicht: »Der wird schon bis zum ersten Training grüner.« Dafür werde eine besonders liebevolle Rasenpflege aus Nährstoffen, biologischem Dünger und Vitalisierung sorgen, ist er sicher.

Es ist nicht der erste Rasen in einem Stadion, dass Garten-Moser für Fußballprofis der höchsten Spielklassen professionell aufbereitet. Vor der gerade abgelaufenen Bundesligasaison sanierte die Reutlinger Firma das Spielfeld in der Stuttgarter MHP-Arena von Grund auf. Schon da war klar: Das wird auch eine Grundsanierung für die Euro 2024. Dazu rückte neben schwerem Gerät auch filigrane Technik an. So wurde im Stuttgarter Stadion nicht nur der komplette alte Rasen abgetragen und entsorgt sowie neues »Profigrün« aufgetragen, auch eine komplette Beregnungsanlage wurde installiert.
»Reutlinger Rasen« gut vorbereitet
Stolz heißt es in der Firmenzeitung: »Für eine noch gleichmäßigere und wassersparende Verteilung der kostbaren Ressource Wasser sorgen nun sechs Mittelfeldregner, zwölf Randregner, vier Eck- und vier Torraumregner.« Matthias Renz fügt im Gespräch mit dem GEA noch scherzend hinzu: »Ohne das alles wäre der VfB Stuttgart vielleicht nicht Bundesliga-Vizemeister geworden.« Für das EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn am Mittwoch, 19. Juni, dürfte dieser »Reutlinger Rasen« jedenfalls gut vorbereitet sein. »Das erledigen aktuell die Greenkeeper von Stuttgart«, weiß Renz.
Nur wenige Kilometer weiter, auf der Stuttgarter Waldau, waren die Mitarbeiter von Matthias Renz noch bis vor Kurzem im Einsatz: Im Gazi-Stadion, dort, wo sonst die Stuttgarter Kickers spielen und trainieren. Auch hier wächst jetzt neuer Rasen aus dem Hause Garten-Moser. »Der muss aber auch noch etwas grüner werden«, findet Renz. Denn schon am Montag, 10. Juni, rückt hier das Nationalteam aus der Schweiz an, um sein Training aufzunehmen. Das Team gehört zu den Vorrunden-Gegnern von Deutschland. Das Spiel steigt aber nicht im Stuttgarter Gazi-Stadion, sondern in Frankfurt.
UEFA hat den Platz gelobt
Weiterer Gegner des Teams von Julian Nagelsmann ist in der Vorrunde Schottland. Die Bravehearts schlagen ihr Trainingslager in Garmisch-Partenkirchen auf und für den richtigen Rasen auf dem Spielfeld haben dort ebenfalls die Reutlinger Garten-Profis rund um Matthias Renz gesorgt. Der gibt sich mit Blick auf die Spielstätte in den Alpen entspannt: »Da hat das mit dem 'Profigrün' bereits im März funktioniert. Im Stadion von Garmisch-Partenkrichen ist alles ideal und die UEFA hat den Platz gelobt«, berichtet er. Tatsächlich habe seine Firma seinerzeit alles komplett erneuern müssen. Von der Drainage über die Rasentragschicht und dem Rasen selbst. »Das war im März gut möglich, weil das Wetter besser war als zuletzt.« Die Schotten beziehen ihr Quartier in Garmisch bereits am Sonntag, 9. Juni, und einem ersten Training auf »Reutlinger Rasen« steht nichts mehr im Weg. (GEA)