REUTLINGEN. Der Frühling ist da: Zeit, nach den Eisheiligen die Beete und Töpfe mit Blumen bunt und insektenfreundlich zu bepflanzen. Auch die GEA-Aktion »Ein Herz für Bienen«, die exklusiv für unsere Abonnenten angeboten wird, geht in die nächste Runde. Außerdem haben unsere Leser drei Experten von den teilnehmenden Fachgeschäften – Benz Blumen Center, der Gärtnerei Dietterlein-Henne sowie GartenBaumschule Schlotterbeck – Fragen rund um den Garten gestellt.
Was tun, wenn Kirschlorbeer trockene Stellen und Blätter bekommt?
Martin Großmann (Firma Schlotterbeck): Bei Kirschlorbeer, wie auch bei anderen immergrünen Blättern, handelt es sich meist um Trockenschäden, wenn die Blätter trockene Stellen entwickeln. Oft vergisst man, die Pflanzen im Winter zu gießen. Das sollte man auch im Winter einmal im Monat machen. Zudem ist wichtig, an den hohen Nahrungsbedarf der Pflanzen zu denken. Sie sollten zweimal im Jahr mit Naturdünger versorgt werden – Mitte April und Mitte Juli. Sonst kann es zu Mangelerscheinungen kommen, die zu Pilzkrankheiten wie Mehltau oder Schrotschusskrankheit führen. Treten die auf, muss man die Pflanze mit Pilzmittel oder biologischem Stärkungsmittel behandeln.
Meine Pflanzen haben gelbe Blätter: Was ist da los?
Andreas Benz: Wenn die Pflanzen gelbe Blätter haben, kann es an verschiedensten Dingen liegen. Einer der häufigsten Punkte ist der Wassermangel, der dazu führt, dass die Blätter anfangen, gelb zu werden und dann welken. Meint man es im Gegenzug zu gut mit den Wassergaben, kann es zur umgekehrten Reaktion kommen, die Pflanze fängt an zu faulen und die Blätter sterben ab. Wenn die Versorgung der Pflanze mit Wasser gut im Griff ist und die Blätter trotzdem hellgrün oder Gelb werden, kann es darauf hindeuten, dass die Versorgung mit Nährstoffen fehlt. Die Pflanzen benötigen für kräftige grüne Blätter Dünger mit guter Stickstoffversorgung.
Wie halte ich Blattläuse von Erdbeeren und Würmer von Kirschen fern, was tun gegen Raupen?
Großmann: Die Blattlaus ist recht einfach zu bekämpfen: Erstens sollte man Nützlinge anlocken, beispielsweise, indem man Tontöpfe mit Stroh aufstellt. Hat man dennoch Blattläuse in den Pflanzen, genügt es, eine leichte Laugenlösung mit Schmierseife (kein Spülmittel!) anzusetzen und die Blätter einzusprühen. Nie in der vollen Sonne, das gibt sonst Verbrennungen. Gegen fressende Raupen sollte man die Vogelpopulation fördern. Dann ist es auch wichtig, die Gesundheit der Pflanzen zu stärken, damit sie nicht anfällig werden für Schädlinge. Auch da ist die Düngung wichtig. Sollte es dennoch einen Befall geben, muss man warten, bis man die kleinen Tiere sieht und dann kann man die Blätter der Pflanze von oben und unten mit einem biologischen Präparat einsprühen. Bei den Maden der Kirschfruchtfliege empfiehlt sich eine biologische Bekämpfung zum Beispiel mit Fallen, die man im Baum aufhängen kann.
Wie komme ich gegen wilden Hartriegel an?
Großmann: Der Hartriegel ist, wie der Name schon sagt, eine robuste, widerstandsfähige Pflanze, die überall wächst und darum zu den »Pioniergewächsen« gehört. Die Beeren werden von Vögeln gefressen und dann über den Kot verteilt. Eine Möglichkeit, den Hartriegel einzudämmen, ist daher die Blüten zu schneiden, damit er keine Früchte trägt. Allerdings sollte man bedenken, dass die Blüte wertvoll für Insekten ist, und die Früchte den Vögeln im Winter Nahrung bieten. Eine andere Möglichkeit ist, den Hartriegel zu bekämpfen, solange er noch ganz jung ist, damit er sich nicht grenzenlos ausbreitet. Dafür sollte man den Boden durchharken und die kleinen Pflanzen rausziehen.
Ameisenalarm im Hochbeet: Umsiedeln, Düfte, Fluten ... Nichts hilft. Oder doch?
Rainer Henne: Bei Ameisen gibt es mehrere Möglichkeiten, um sie zu vertreiben. Für eine natürliche Art der Bekämpfung habe ich bei unserem Nützlingslieferanten nachgefragt. Der empfiehlt beispielsweise Nematoden, auch Fadenwürmer genannt, die die Ameisen nicht töten, sondern sie vergrämen. Die Nematoden sind immer um das Nest herum und durchsuchen alles – das vertreibt die Ameisen. Die Ameise reagiert aber auch sehr stark auf Geruch. Zimt, Nelken, Chili oder Räucherstäbchen können etwas bewirken. Auch Köderdosen oder Backpulver helfen, aber das ist eher grausam. Wenn Pflanzen befallen sind, kann man sie auch stark wässern, um die Brut durcheinander zu bringen, aber an den Wurzelballen nicht mit kochendem Wasser, das schädigt auch die Pflanze. Ameisen gelten als die »Polizei des Waldes«, die aufräumt, daher kann es auch helfen, die Ursachen zu beseitigen und das, was Ameisen anlockt, zu entfernen.
Warum »vergeilt« meine selbst angezogene Pflanze, also wächst plötzlich schnell und mit dünnen Trieben? Wie kann ich das verhindern?
Henne: Grundsätzlich gilt, dass man Pflanzen zeitnah aussäen sollte. Das heißt, nicht zu früh anfangen, um eine zügige Kulturreife zu erlangen. Wenn die Pflanze anfängt zu keimen, sollte es dauerhaft warm sein. Das heißt, wenn es früh im Jahr warm wird, sollte man sich etwas bremsen, weil die Pflanzen sonst Schaden nehmen, wenn es wieder kälter wird und man sie nach innen holen muss. Weitere Tipps: beizeiten pikieren; schön hell und nicht zu warm stellen; rechtzeitig die Seitentriebe stutzen; kalibetont düngen; lüften, wenn man sie innen zieht und immer wieder in die Sonne bringen.
Rund um die Tomate: Gibt es beim »Ausgeizen« eine bestimmte Technik? Kann ich die Pflanzen oben auch kappen, wenn sie zu groß sind?
Benz: Eine spezielle Technik gibt es eigentlich nicht, es ist einfach wichtig, die Nebentriebe aus den Blattachsen zu entfernen, die der Pflanze unnötig Kraft entziehen. Doch ist es deutlich einfacher, wenn man mit dem Ausgeizen schon bei jungen Trieben anfängt, so kann man die noch problemlos mit den Fingernägeln rauszwicken. Wenn diese Triebe schon größer und kräftiger sind, sollte man den Geiztrieb vorsichtig zur Seite weg brechen. Möchte man mehrere Tomaten ausbrechen, solle man darauf achten, dass an den Fingern kein Pflanzensaft auf die nächste Tomate übertragen wird, um keine Krankheitserreger zu übertragen. Am besten macht man diese Arbeiten an einem trockenen, sonnigen Tag, sodass die Wundstellen an den Pflanzen schnell abtrocknen können. Die Ausnahme sind die Busch- und Strauchtomaten, hier kann jeder Trieb Früchte tragen. Ebenso ist es kein Problem, die Tomaten-Pflanzen zu kappen, wenn diese zu groß werden.
Igitt, igitt, Schnecken: Wie werde ich sie los?
Benz: Es gibt natürlich die verschiedensten Methoden und Möglichkeiten, gegen Schnecken vorzugehen. Man kann die Schnecken an einem entfernten Ort aussetzen. Beim Einsatz von chemischen Mitteln, wie dem Schneckenkorn, sollte man das Mittel nicht zu hoch konzentriert ausbringen. Ebenso muss auf die Verträglichkeit für Kinder, Haustiere, andere Tiere und Nützlinge geachtet werden. Aber es gibt auch klassische Hausmittel, die man zu Hause hat. Hier hilft die Verwendung von getrocknetem Kaffeesatz sehr gut, da die Schnecken den Geruch abstoßend finden. Ein weiteres Hausmittel sind zerstoßene Eierschalen, die scharfen Kanten halten die Schnecken fern. Jedoch müssen diese regelmäßig erneuert werden. Von der »klassischen« Bierfalle würde ich eher Abstand nehmen, da der Geruch von Bier die Schnecken verstärkt anlockt. Auf pflanzlicher Basis kann man die Schnecken mit geruchsintensiven Kräutern wie Rosmarin, Currykraut oder Thymian vertreiben.
Die Sommer werden immer wärmer und trockener: Welche Baumsorten würden Sie empfehlen?
Großmann: Der Baum der Zukunft, auch Klimabaum genannt, ist ein Thema, über das man ganze Bücher schreiben könnte – es gibt eine wahnsinnige Vielfalt. Er sollte wärme- und trockenresistent sein, am besten aus einem mediterranen Bereich. Als Strauch kann ich die Ölweide, ein Sommerblüher und ungiftig, empfehlen und als Baum zum Beispiel die Hopfenbuche oder den Blasenbaum. Aber wie gesagt: Es gibt eine enorme Auswahl, über die man sich informieren kann.
Was tun gegen Ohrzwicker?
Henne: Wenn die Population nicht zu groß ist, nichts. Denn Ohrzwicker sind keine Schädlinge, sondern nützlich, weil sie beispielsweise Blattläuse vertilgen. Sie sehen schon ein bisschen zum Fürchten aus, aber weil sie nachtaktiv sind, bekommt man eigentlich nicht viel von ihnen mit. Sie greifen auch nicht an. Weil sie nicht unter die Schädlinge fallen, gibt es auch kein zugelassenes Mittel speziell gegen sie. Daher kann man lieber Tontöpfe mit Holzwolle füllen, damit sie sich ansiedeln, und wenn man Probleme mit Blattläusen hat, kann man sie dort gezielt einsetzen. (GEA)
Insektenfreundliche Balkonkästen
Insektenfreundliche Balkonkästen
Die insektenfreundliche GEA-Aktion »Ein Herz für Bienen« ist jüngst in die nächste Runde gestartet. Drei Reutlinger Gärtnereien bestücken Pflanzkästen mit jeweils sechs insektenfreundlichen Pflanzen. Unsere Partner sind das Benz Blumen Center, die Gärtnerei Dietterlein-Henne sowie die GartenBaumschule Schlotterbeck. Preis: 39,50 Euro (statt 50 Euro). Bestellannahme: heute, von 8 bis 10 Uhr, 12 bis 14 Uhr sowie 16 bis 18 Uhr, telefonisch unter der Service-Hotline 0711 7220863 45. Bitte geben Sie bei der Bestellung an, von welcher Gärtnerei Sie den Kasten beziehen möchten. Wichtig: Den frisch bepflanzten Blumenkasten können Sie ausschließlich in dieser Gärtnerei im Zeitraum vom 13. bis 18. Mai abholen. Pro Abonnent können maximal zwei Pflanzkästen bestellt werden. (GEA)