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Reutlinger erforschen, wie Autos und Fußgänger kommunizieren

In Zukunft könnten Autos mit Fußgängern kommunizieren, um den Verkehr sicher und flüssig zu machen. Forscher der Hochschule Reutlingen legen dazu Grundlagen.

Sieht aus wie ein normales Auto, ist aber ein Versuchsträger für die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine: Die Pfeile im K
Sieht aus wie ein normales Auto, ist aber ein Versuchsträger für die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine: Die Pfeile im Kühlergrill zeigen Fußgängern die Halteabsicht des Fahrzeugs. Foto: Stephan Zenke
Sieht aus wie ein normales Auto, ist aber ein Versuchsträger für die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine: Die Pfeile im Kühlergrill zeigen Fußgängern die Halteabsicht des Fahrzeugs.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Mit einem Handzeichen signalisieren Autofahrer heute Fußgängern, wenn sie anhalten, damit der Passant sicher über die Straße kommt. Doch wenn in Zukunft fahrerlose Mobile autonom fahren, müssen andere Systeme die Kommunikation zwischen Maschine und Mensch leisten. Dafür haben Forscher der Hochschule Reutlingen im europäischen Forschungsprojekt »Heidi« Grundlagen gelegt. Auf der Abschlusstagung im Innoport konnten einige wenige Zuschauer darüber staunen, was Prototypen auf Rädern gezeigt haben.

Der zweite Prototyp enthält die Anzeige des Systems für den Fahrer. Bei den vielen Bildschirmen des Versuchsfahrzeuges fällt das
Der zweite Prototyp enthält die Anzeige des Systems für den Fahrer. Bei den vielen Bildschirmen des Versuchsfahrzeuges fällt das kaum auf. Foto: Stephan Zenke
Der zweite Prototyp enthält die Anzeige des Systems für den Fahrer. Bei den vielen Bildschirmen des Versuchsfahrzeuges fällt das kaum auf.
Foto: Stephan Zenke

Faszinierend am Finale ist, dass man den gezeigten Versuchsträgern kaum ansieht, wie vollgestopft mit Technik sie sind - und der Name des Forschungsprojektes jenseits der Abkürzung absolut unverständlich erscheint. Heidi steht für »Holistic and adaptive Interface Design for human Technology Interaction«. Gemeint ist die Entwicklung einer Mensch-Maschine-Schnittstelle (HMI), mit der das Verständnis zwischen Fußgängern und Autos im Verkehr verbessert wird. Etwa die typische Situation am Straßenrand oder Zebrastreifen, wenn sich wartende Passanten fragen: Hält der, oder fährt er? Die zunächst einfach erscheinende Fragestellung wird bei intensivem Nachdenken immer komplizierter. Die beiden jetzt in Reutlingen zu sehenden Prototypen machen optisch dennoch wenig her.

Zwei Prototypen zu sehen

Der große BMW mit Münchner Kennzeichen fährt im Hof des Innoports Kreise wie jeder andere seiner Art auch, aber im Innenraum fallen noch mehr Bildschirme und das Laptop in der Hand des Beifahrers auf. Das Auto zeigt das, was der Fahrer und künftig die Maschine in den Innenraum gemeldet kriegt. Dazu muss das Fahrzeug beispielsweise ziemlich genau wissen, wo es ist, was für Personen mit welchen Absichten da am Straßenrand stehen. Doch wie erkennt man als Maschine, ob ein Mensch gleich loslaufen wird? Heidi versucht das über die optische Erkennung von Körperstellungen. Steht ein Fuß schon auf der Straße, liegt die Absicht nahe, loszulaufen. Die Vielzahl möglicher menschlicher Artikulationen, wie das die Forscher nennen, stellt Sensoren und vor allem Software vor große Herausforderungen.

Ähnlich grundlegend sind auch die Fragen, deren erste Antworten sich im zweiten Prototypen niedergeschlagen haben. Das ist ein Mercedes, bei dem zahlreiche kreisrunde Messpunkte an der Karosserie und eine Art Bildschirm als Kühlergrill auffallen. Womit dieses Auto ein Kommunikationssystem in Richtung Fußgänger zeigt. Laufende Pfeile nach unten bedeuten etwa: Das Auto wird anhalten.

Die Projektbeschreibung verweist auf die enorme Komplexität. »Im Rahmen des Heidi-Projekts haben die europäischen Forscher ein flüssiges, kooperatives HMI-System entwickelt, das adaptive Lösungen für Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer ermöglicht. Dieses kooperative HMI-System erfasst und synchronisiert präzise sowohl Daten des Fahrers als auch Informationen von Passanten oder anderen Verkehrsteilnehmern. So registrieren Komponenten des Systems zum Beispiel, ob ein Fußgänger Blickkontakt mit dem Fahrzeug aufnimmt. Auf einem großen Display im Kühlergrill signalisiert das Fahrzeug durch eindeutige Zeichen dem Fußgänger anschließend, dass er erkannt wurde, und gibt gleichzeitig optisch Rückmeldung.«

Zu den Projektpartnern aus der Mobilitätsbranche zählen BMW, Honda Research Europe (Offenbach), der Automobilzulieferer Marelli Automotive Lighting (Reutlingen), Virtual Vehicle (Graz), NiSys (Bochum) sowie Tree Technology (Spanien). Auf wissenschaftlicher Seite sind neben der Hochschule Reutlingen, die Gastgeberin des Abschlussevents war, die Universidad de Alcalá in Spanien sowie das Swedish National Road and Transport Research Institute am mit vier Millionen Euro von der Europäischen Union geförderten Heidi-Projekt beteiligt. (GEA)
https://heidi-project.eu/