Als Erstes stürmten die Bambini los und nahmen eine Strecke über 700 Meter unter die Sohlen. Zuvor von der OB an die Veranstalter gerichtete Komplimente waren auch als Ermutigung zu verstehen, nach einem neuerlichen Dämpfer im Interessen-Dreieck von Handel, Stadt und Sport nicht zu verzagen.
Erstmals Startgeld
Erstmals hatte die IGL mit einem Startgeld einen Star der Läuferszene nach Reutlingen gelockt: Sabrina Mockenhaupt, die wohl erfolgreichste deutsche Langstrecklerin des letzten Jahrzehnts. Zwar hatte auch sie Probleme, auf dem mit dem engen 2,5-Kilometer-Kurs über Asphalt und Kopfstein den Rhythmus und den Raum beim Überholen von Überrundeten zu finden. Sie zeigte sich aber nach einem inoffiziellen Streckenrekord auf dem (offenbar nicht ganz exakt) neu vermessenen Altstadtkurs ganz begeistert: »Eine super Stimmung«, sagte die zierliche Sportlerin, »die Zuschauer haben mich durch die Ecken und Kanten dieser schönen Stadt getrieben. Es hat Spaß gemacht. Ich komme wieder.«»Etwas schwierig« fand diesmal auch der Motorrad-Frontman Thomas Kaiserauer seinen Führungsauftrag, zusammen mit der Betzingerin Maren Gutmann als Megafon-Sozia den Weg für die Schnellsten freizumachen. Läufer mit Kopfhörern, die Signale zu spät wahrnahmen, passierte das Duo mehrfach. Aber auch die Spitzenläufer bei den Männern, Sieger Peter Obernauer mit 32:56 Minuten und der Zweite Simon Friedrich schimpften trotz dieser Probleme nicht.
Bei den Hobby-Startern gab es neben Lob für »die freundlichen Leute« bei der Anmeldung und Gepäckaufbewahrung wegen der Toilettensituation leise Kritik. Im Rathaus bildeten sich Schlangen, auch weil das Behinderten-WC nicht für alle geöffnet wurde und die Beschilderung zu den Klos im Alten Rathaus, Kalbfellhalle und Krämerstraße nicht klar genug war. Dafür bekamen die umliegenden Kneipen und Cafés viel Dank für ihre bereitwillige Offenheit ihrer Sanitäranlagen zu hören.
Mit den treuen Helfern von der Jugendfeuerwehr hatten die IGL-Aktivisten rund 120 Freiwillige mobilisiert, viele auch als Streckenordner. Da gab es hernach ein paar Klagen über früh schon vorgeglühte Party-Gänger, die vor allem um Federnseeplatz und Busbahnhof Absperrungen ignorierten. Eine Trommlergruppe soll von Angetrunkenen sogar bespuckt worden sein. Erste Gerüchte über Verletzungen durch Kollisionen mit Läufern bestätigten die Helfer vom Deutschen Roten Kreuz aber nicht. Besondere Anfeuerungen bekamen hingegen immer wieder die schwarzen Läufer des Afrika Shops, auf deren weißen T-Shirts »Danke Deutschland« zu lesen war.
400 Last-Minute-Anmeldungen
Die IGL-Leute an den Meldetischen im Rathaus-Foyer mussten Formulare nachkopieren: fast 400 Last-Minute-Anmeldungen gingen ein. Das schraubte die Gesamtbilanz beim 10-Kilometer Hauptlauf auf 465 - plus 151 Halbstreckenläufer. Beim Zielleinlauf der Schüler waren die Verhältnisse zunächst wegen der vom Start zum Ziel strömenden Eltern sehr eng. Dann mussten sich die Fünf-Kilometer-Läufer mit den gleichzeitig ins Ziel stürmenden Cracks der Volldistanz den Zeitnahme-Korridor teilen. Trotzdem möchte Chef-Organisator Horst Jägel die Fünfer-Distanz beibehalten: »Wir haben begeisterten Zuspruch bekommen«, sagte er.Bei den Kleinsten gab es keine Zeitnahme. Alle wurden Erste, alle bekamen sofort eine Medaille. Die Schüler-Siegerehrungen konnte Barbara Bosch noch selber vornehmen. Dann übergab sie an Sportamtschef Uwe Weber. Er überreichte auf dem Marktplatz die Preise und Urkunden an die Gesamtsieger, aber auch an die Stadtsieger Silke Holzmann (SV Ohmenhausen) und Stefan Göbel (TSV Degerschlacht) sowie an die siegreichen Teams der LAV Stadtwerke Tübingen und bei den Firmen vom »Tübinger Laufladen«, für den auch der Einzelsieger Peter Obernauer lief. (GEA)