REUTLINGEN. Auch Gegenwind ist erneuerbare Energie. Und die wirkt jetzt. Die Firma Schöller SI Erneuerbare will die Zahl der geplanten Windräder auf der Vorrangsfläche RT-TÜ-01 im Reutlinger Süden von fünf auf vier reduzieren. Konkret betroffen ist der Reutlinger Anteil der Fläche beim Käpfle, wo sich einst statt drei nur noch zwei Räder drehen sollen.
Das Unternehmen reagiert damit auf die Sorgen der Bürger im Reutlinger Süden. Willi Schöller und seine Mitstreiter hatten in etlichen Bezirksgemeinderatssitzungen und Informationsveranstaltungen in Bronnweiler, Gönningen und Ohmenhausen nicht nur das Vorhaben erläutert, sondern auch die Sorgen der Bürger angehört.
»Die Resonanz auf die Veranstaltungen hat mich beeindruckt «
In der gemeinsamen Pressemitteilung mit der Stadtverwaltung erklärt Willi Schöller nun, dass ihn die Resonanz auf die Veranstaltungen »beeindruckt« habe. Man habe das Versprechen gehalten und »intensiv analysiert, welche Optimierungen unter Berücksichtigung der Rückmeldungen der Bürger möglich sind«. Bereits im laufenden Planungsprozess habe man auf eine von ursprünglich sechs vorgesehenen Anlagen verzichtet. Nun sei man mit der Stadt Reutlingen übereingekommen, den Windpark um eine weitere Anlage zu reduzieren. Damit seien nun Zwei auf Reutlinger und Zwei auf Pfullinger Gemarkung vorgesehen.
Die Entfernung zur Wohnbebauung ist ein zentrales Thema der Diskussionen. Nach der Neuplanung seien die Räder von allen betroffenen Orten abgerückt. Der Mindestabstand von Bronnweiler betrage nun etwa 1.050 Meter, von Ohmenhausen rund 1.150 Meter, von Gönningen an die 1.650 Meter und von Gomaringen zirka 1.950 Meter. Dadurch werde auch die Gesamtschallbelastung – ein zentraler Sorgenpunkt – verringert. Die Lösung bringe die Interessen aller Beteiligten »in Einklang«, gibt sich der Projektierer zuversichtlich.
Noch im Mai hatte Schöller in der öffentlichen Sitzung des Bronnweiler Bezirksgemeinderat hervorgehoben, dass Mitbewerber im Interessensbekundungsverfahren vorhatten, die Fläche deutlich intensiver zu nutzen. Weniger als die drei von der Schöller SI Geplanten zu errichten, mache den Standort Käpfle allerdings unwirtschaftlich, führte er in der proppenvollen örtlichen Turnhalle aus.
»Eine wunderbare Nachricht«
Auf GEA-Nachfrage korrigierte Willi Schöller diese Aussage nun nach unten. Erst mit zwei Rädern sei »die unterste Untergrenze erreicht«. Der in Reutlingen beheimatete Unternehmer betont aber einmal mehr, wie hoch er die »Bedürfnisse der Bevölkerung« vor der rein wirtschaftlichen Betrachtung des Vorhabens bewerte.
Die Stadt Reutlingen habe die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst genommen, unterstreicht auch Oberbürgermeister Thomas Keck in der Pressemitteilung und gibt sich von der Neuplanung überzeugt. Die Schöller SI bringe »nicht nur fachliches Know-how und langjährige Erfahrung mit, sondern auch ein ausgeprägtes Gespür für regionale Besonderheiten und Bedürfnisse mit«, lobt er einmal mehr in höchsten Tönen.
Insbesondere aus Bronnweiler weht wie mehrfach berichtet heftiger Gegenwind gegen die bisherige Planung auf Reutlinger Gemarkung. Neben dem Abstand (bisher waren 960 Meter zur Wohnbebauung vorgesehen) ist auch die immense Höhe der Windräder viel diskutiertes Thema: 260 Meter ragen sie gen Himmel. Zentraler Kritikpunkt für diesen Standort ist auch der Natureingriff in ein beliebtes Naherholungsgebiet.
Gegen das Projekt hat sich eine Bürgerinitiative um den Vorsitzenden des Bronnweiler Turnvereins gegründet: Willi Neu, seit Jahren schon ein engagierter Gegner des Standorts, freut sich über die aus seiner Sicht »wunderbare Nachricht« und sieht einen Teilerfolg für die Kritiker. Der AfD-Kreisverband hat indes wie berichtet gerade ein Bürgerbegehren gestartet, das ebenfalls Kräfte gegen Windräder am Käpfle mobilisieren soll. Ziel ist laut Initiatoren, die Verpachtung der Fläche »RT-TÜ-01« an private Windkraftinvestoren zu verhindern.
»Wir nehmen das zur Kenntnis, wollen damit aber nichts zu tun haben«, versichert Willi Neu. Dennoch sei die Schützenhilfe willkommen, wenn sie denn der Sache nütze. »Es ist ja nicht verwerflich, wenn die AfD das macht.«
Unternehmer Willi Schöller sieht dem AfD-Vorstoß gelassen entgegen. »Das ist nicht relevant für uns.« Er gehe zudem von einem »positiven Verlauf« aus. Die neuen Standorte der Windräder im Gelände will die Firma voraussichtlich im September präsentieren. Für Herbst ist auch die endgültige Entscheidung über das Projekt im Reutlinger Gemeinderat vorgesehen. (GEA)


