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Rekordjahr für Reutlinger Programmkino Kamino

Weniger Vorstellungen, mehr Zuspruch: Das Reutlinger Programmkino Kamino blickt auf ein Rekordjahr zurück. »Cranko« erwies sich als unerwarteter Publikumsmagnet.

Unter anderem der Film »Perfect Days« hat 2024 für ein Rekordergebnis bei den Besucherzahlen des Reutlinger Programmkinos Kamino
Unter anderem der Film »Perfect Days« hat 2024 für ein Rekordergebnis bei den Besucherzahlen des Reutlinger Programmkinos Kamino geführt. Foto: Claudia Reicherter
Unter anderem der Film »Perfect Days« hat 2024 für ein Rekordergebnis bei den Besucherzahlen des Reutlinger Programmkinos Kamino geführt.
Foto: Claudia Reicherter

REUTLINGEN. Das Kino Kamino in Reutlingen hat im Jahr 2024 ein Rekordergebnis eingefahren: 28.962 Zuschauer sahen sich dort einen Film an. So viele Besucher verzeichnete das genossenschaftlich organisierte Kino in den elf Jahren seines Bestehens noch nie. Das vermeldet der am 1. April zum Team gestoßene Geschäftsführer Hasan Ugur. »Das sind fast 1.100 Zuschauer mehr als 2023«, teilt er mit. 2024 war damit »ein außergewöhnliches Jahr«. Dabei sei auch das Vorjahr »schon ein tolles Jahr« gewesen. Da schauten sich in dem bislang einzigen Kinosaal des weitgehend von Ehrenamtlichen betriebenen Kamino zum Vergleich 27.875 Besucher einen Film an.

Insgesamt 1.183 Vorstellungen wurden 2024 im Programmkino im Ziegelweg 1 gezeigt. Im Vorjahr belief sich die Zahl der Filmvorführungen auf durchschnittlich etwas mehr als drei Vorstellungen am Tag, insgesamt 1.552. Das waren also sogar noch rund 370 mehr als im Jahr darauf.

Die publikumsträchtigsten Filme

Weniger Vorstellungen, mehr Zuspruch: Die Hitliste der erfolgreichsten Filme 2024 führte im Kamino »Cranko« an. Der Film über den legendären Choreografen John Cranko, der dem Stuttgarter Ballett in den 1960er-Jahren zu Weltruhm verhalf und mit seinen bis heute getanzten Stücken das »Stuttgarter Ballettwunder« begründete, wurde auch andernorts an den Kinokassen zum Überraschungserfolg. Der aus dem Ostalbkreis stammende Regisseur und Drehbuchautor Joachim A. Lang hat aus der Stuttgarter Zeit des gebürtigen Südafrikaners einen Spielfilm gemacht, der auch dem Laien die Kunst von Crankos Choreografie näherbringt, mit Auftritten aktueller wie ehemaliger Ensemblemitglieder.

Hasan Ugur ist seit 1. April 2024 hauptamtlicher Geschäftsführer des Kino Kamino.
Hasan Ugur ist seit 1. April 2024 hauptamtlicher Geschäftsführer des Kino Kamino. Foto: Claudia Reicherter
Hasan Ugur ist seit 1. April 2024 hauptamtlicher Geschäftsführer des Kino Kamino.
Foto: Claudia Reicherter

Auf Platz 2 rangierte im Kamino im vergangenen Jahr der Film »Geliebte Köchin«, ein französisches Historiendrama mit Juliette Binoche, gefolgt von Jonathan Glazers Film über das Leben der Familie des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß und seiner Frau Hedwig direkt neben dem NS-Vernichtungslager: »The Zone of Interest« mit Sandra Hüller. Auf Rang 4 und 5 schafften es Ugurs Hitliste zufolge Wim Wenders' »Perfect Days« über das kleine Glück eines Toilettenreinigers in der japanischen Hauptstadt Tokio und Yorgos Lanthimos' Adaption von Alastair Grays Roman »Poor Things« für die große Leinwand mit der gefeierten Schauspielerin Emma Stone.

Das 25. Open-Air-Sommerkino im Spitalhof hatte trotz teilweise durchwachsenen Wetters im August mit 5.600 Zuschauern ebenfalls einen Besucherrekord verzeichnet.

Erweiterungspläne beschlossen

2024 war fürs Kamino auch deshalb ein besonderes Jahr, da sich die Genossen nach reiflichem Überlegen und Neuberechnungen für den Bau eines zweiten Kino-Saals im Wendler-Areal für rund 330.000 Euro aussprachen. Geschäftsführer Ugur gehört zu jenen, die dies vehement befürwortet haben: Der bisherige Saal hat 92 Sitzplätze, mit dem zweiten Vorführraum sollen 58 hinzukommen. Er böte mehr Flexibilität und Möglichkeiten der Wertschöpfung, etwa indem gut laufende Filme wie »Cranko« dort auch über die Eröffnungswoche hinaus weiter gezeigt oder spezielle thematische Reihen dort angesiedelt werden könnten.

Nachdem die nationale Filmförderungsanstalt (FFA) die erhofften Zuschüsse zugesagt hatte, beschlossen die Genossen, ihre Rücklagen zu investieren und den Rest über weitere Anteile, Crowdfunding und einen Kredit aufzubringen. Bis Herbst war damit die Finanzierungslücke auf 31.000 Euro geschrumpft. Ugur sowie die Vorstände Klaus Kupke, Susanne Mayer-Hagmann und Dr. Martina Schröder freuen sich aber über weitere Unterstützer, die als Genossen künftig Reutlinger Kinogeschichte mitschreiben: Bis zu 20 Anteile zu je 200 Euro kann jeder erwerben - und wird damit zum stimmberechtigten Mitglied der Genossenschaft, das die Entwicklung direkt und aktiv mitbestimmt. Auch einmalige Spenden und laufende Förderbeiträge sind willkommen.

Rückblick in die Entstehungszeit

Am 18. Dezember 2013 war das Reutlinger Programmkino aus der Taufe gehoben worden. Die Kamino-Genossenschaft zählte 296 Gründungsmitglieder. Heute gehören zu der gemeinnützigen Genossenschaft knapp 900 Mitglieder, die Zahl der Unterstützer hat sich damit mehr als verdreifacht. Seit September 2015 flimmert - wie in der Satzung festgehalten - täglich ein kulturell hochwertiges Filmprogramm über die Leinwand in dem eigenen, modern ausgestatteten Kino. (GEA)