Logo
Aktuell Kommunalpolitik

Reichenecker Ortschaftsrat bemüht sich um die Jugend

Jugendraum, Bauwagen, Sportveranstaltungen: Der Bezirksgemeinderat lotet die Möglichkeiten der Jugendförderung in Reicheneck aus.

Die Feuertreppe hoch hat die Jugend von Reicheneck einen Raum oberhalb der Turnhalle - doch der wird kaum noch genutzt, wie der
Die Feuertreppe hoch hat die Jugend von Reicheneck einen Raum oberhalb der Turnhalle - doch der wird kaum noch genutzt, wie der Bezirksgemeinderat bedauernd feststellte. Foto: Norbert Leister
Die Feuertreppe hoch hat die Jugend von Reicheneck einen Raum oberhalb der Turnhalle - doch der wird kaum noch genutzt, wie der Bezirksgemeinderat bedauernd feststellte.
Foto: Norbert Leister

REUTLINGEN-REICHENECK. »Wir wollen uns mal locker über die Jugend in Reicheneck unterhalten«, sagte Ulrich Altmann während der Sitzung des Bezirksgemeinderats von Reutlingens kleinster Teilgemeinde mit rund 900 Einwohnern. Das Thema brennt dem Bezirksbürgermeister auf den Nägeln: »Wir kommen an die Jungen nicht mehr ran.« Genau das sei nun das Bestreben des Bezirksgemeinderats – den Kontakt zu den Jugendlichen im Ort wiederherzustellen.

Die Voraussetzungen seien in dem Ort nicht schlecht: Es gibt einen Jugendraum oberhalb der Sporthalle, der bislang auch gut genutzt wurde. Doch die Jugendlichen, die sogar einen Schlüssel für den Raum haben, werden älter, sind in Ausbildung oder studieren. Und die nachrückenden Mädchen und Jungen fehlen, treten nicht in Erscheinung. Immerhin leben in Reicheneck 35 Jugendliche im Alter zwischen 10 und 13 Jahren, wie Jugendreferentin Christiane Kohrs vom Amt für Schule, Jugend und Sport ausführte.

Wichtig ist laut Kohrs, das Gespräch mit den Jugendlichen zu suchen, herauszufinden, was sie sich wünschen, was sie brauchen. Gemeinsam könnten dann Lösungen gefunden werden. »Aber erst mal müssen wir sie finden«, sagte Altmann. Und die Kids müssen sich angesprochen fühlen. Aber wie? Mit einem Erlebnissporttag, wie Kohrs vorschlug?

Aufruf über Gemeindeblatt

Der Bezirksbürgermeister setzt auf einen Aufruf über das Gemeindeblatt – wohl wissend, dass die Jugendlichen selbst kaum das Blättle lesen. Aber ihre Eltern, sagte Altmann. Unterstützt werden die Jugendlichen im Übrigen von Barnes Bewernik, dem Jugendarbeiter für den Reutlinger Nordraum. Der ist für insgesamt sechs Gemeinden zuständig, darunter auch Reicheneck. Jeden Donnerstag ist er ab 15 Uhr bis in die Abendstunden in der Gemeinde, im Jugendraum oder um die Turnhalle herum. »Ich habe seit 2012 eine halbe Stelle für den Nordraum, 2013 habe ich mit einer Gruppe hier in Reicheneck begonnen.« Der Kontakt zu den Jüngeren sei nun abgerissen – auch durch die Pandemie. »Corona war tödlich«, sagte Altmann.

»Die Nutzung des öffentlichen Raums durch die Jugendlichen hat sich geändert, die neuen Medien spielen eine immer größere Rolle«, erklärte Christiane Kohrs. Die Idee eines Bauwagens für die Kids wurde aufgeworfen, »in Oferdingen war das genauso, auch dort gab es Probleme, weil die Jugend sich in der Ortsmitte traf, da war ein Bauwagen außerhalb eine gute Idee«, sagte Bewernik. Aber, so mahnte Kohrs, da müssten Jugendliche auch Verantwortung übernehmen. »Außerdem würden sanitäre Anlagen gebraucht«, so der Bezirksbürgermeister. Eine von vier anwesenden Müttern in der Zuhörerschaft wunderte sich über die Anwesenheit von Bewernik, sie habe nichts davon gewusst, dass er donnerstags vor Ort ist. Das Problem bei ihren Kindern – die hätten ausgerechnet an Donnerstagen Nachmittagsschule.

Treffen mit den Jugendlichen

»Für mich ist jetzt wichtig, überhaupt mal anzufangen«, betonte Ulrich Altmann. Noch vor den Sommerferien sollte es nach Möglichkeit ein Treffen mit Reichenecker Jugendlichen geben. Vielleicht bei einem Erlebnissporttag, vielleicht auch mit einem anderen Angebot. Informiert werden sollen Eltern und Jugendliche über das Gemeindeblatt, über ein Plakat an der Bushaltestelle oder über andere Wege.

»Man könnte doch auch die Jugendfeuerwehr ansprechen«, sagte Bettina Binder. Dort seien viele Reichenecker Jugendliche engagiert. »Wenn zehn Jugendliche zu diesem Treffen kämen, wäre das schon ein Erfolg«, sagte Christiane Kohrs. Außerdem findet sie: »Man braucht da einen langen Atem.« Altmann sagte: »Wir probieren’s einfach.« (GEA)