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Aktuell Projekt

Reichenecker Nahwärme: Was die FairEnergie antwortet

Das Reichenecker Nahwärmeprojekt wirft im Flecken weiterhin Fragen auf: individuelle, aber auch allgemeine. Einige davon wurden an den GEA herangetragen, mit der Bitte, sie presseöffentlich zu machen und von der FairEnergie beantworten zu lassen. Im Folgenden das Ergebnis.

Reichenecker Nahwärmeprojekt: Auf dieser Wiese soll die Energiezentrale gebaut werden.
Reichenecker Nahwärmeprojekt: Auf dieser Wiese soll die Energiezentrale gebaut werden. Foto: Privat
Reichenecker Nahwärmeprojekt: Auf dieser Wiese soll die Energiezentrale gebaut werden.
Foto: Privat

REICHENECK. Der Reichenecker Dauerbrenner Nahwärmenetz ist jüngst in die letzte und damit entscheidende Abwägungsrunde gegangen. Noch einmal wird dieser Tage bei sogenannten Kellergesprächen informiert und kalkuliert, wird von unabhängigen Beratern der Reutlinger Klimaschutzagentur untersucht, ob sich der Anschluss ans projektierte Versorgungsnetz individuell rechnet oder ob andere Lösungen - etwa Wärmepumpen - für den Einzelnen rentabler sind. Zumal Häusle nicht gleich Häusle ist und deshalb Verbrauch und Anschlusskosten je nach Größe, Zustand und Standort eines Gebäudes doch sehr unterschiedlich ausfallen können.

Die erste Verträge sind inzwischen unterschrieben

Erste Verträge mit der FairEnergie, verlautet aus dem Flecken, seien inzwischen unterschrieben worden. Derweil Reichenecks geplanter Wandel weg vom Öl- und hin zum Ökodorf nach wie vor für Gesprächsstoff sorgt und Fragen aufwirft. Letztere hätten Immobilienbesitzer zwar jüngst im Rahmen einer Bürger-Info - der GEA berichtete - direkt an Experten von Klimaschutzagentur und Fair-Energie stellen können. Jedoch: Obschon das für die Zukunft des Dorfes und seiner knapp 900 Einwohner (ge)wichtige Mega-Projekt seit bald vier Jahren rauf und runter diskutiert wird - coram publico wollte sich bei der Versammlung kaum jemand zu Wort melden.

Nach Wahrnehmung des GEA sind es vor allem fünf übergeordnete Fragen, die immer wieder aufgeworfen werden und binnen der zurückliegenden Wochen von Anrufern und Mailschreiber auch direkt an die Lokalredaktion gerichtet wurden: mit der Bitte, dass sich der »Generaler« doch stellvertretend für die Reichenecker mit der FairEnergie ins Benehmen setzen möge. Gesagt, getan. Eine Handvoll Fragen zum Nahwärmeprojekt wurden schriftlich an den Energieversorger gestellt - und von diesem beantwortet. Im Folgenden die Stellungnahmen der FairEnergie.

Bei der Bürger-Info vom 19. Juli wurde erwähnt, dass die FairEnergie eigens fürs Reichenecker Nahwärmeprojekt eine Tochtergesellschaft gegründet hat, an der sich Bürger beteiligen können. Das ist außergewöhnlich. Außergewöhnlich auch deshalb, weil diese Energiegesellschaft bislang nirgends größer publik gemacht wurde. Was hat es mit ihr auf sich? Wie funktioniert sie? Und weshalb wird sie nicht offensiv beworben?

Die Stadtwerke Reutlingen haben für die Umsetzung innovativer Wärmeprojekte in der Region die »SWR Wärme und Infrastruktur GmbH« gegründet. Das Nahwärmeprojekt in Reicheneck soll als erstes und wesentliches Projekt über diese Tochtergesellschaft der Stadtwerke Reutlingen realisiert werden, was den Vorteil hat, dass die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger einfacher organisiert und umgesetzt werden kann. Die Umsetzung einer Bürgerbeteiligung bedingt jedoch eine erfolgreiche Realisierung des Projekts an sich. Daher liegt unser aktueller Fokus auf der Sicherstellung der nötigen Anschlussquote und der technischen Umsetzung. Sobald diese grundlegenden Schritte abgeschlossen sind, werden wir intensiv in den Dialog mit den Bürgern gehen, um die bis dahin konkretisierten Beteiligungsmöglichkeiten umfassend zu erläutern und zu fördern.

Bei der Bürger-Info vom 19. Juli wurden coram publico nur wenige Fragen aus den zuhörerreihen.
Bei der Bürger-Info vom 19. Juli wurden coram publico nur wenige Fragen aus den zuhörerreihen. Foto: Frank Pieth
Bei der Bürger-Info vom 19. Juli wurden coram publico nur wenige Fragen aus den zuhörerreihen.
Foto: Frank Pieth

Dass 70 Prozent des Reichenecker Immobilienbestands vom Start weg ans Netz angeschlossen werden müssen, damit dieses überhaupt realisiert werden kann: Diese Zahl scheint sehr hoch gegriffen. Bezieht sie sich tatsächlich auf Gebäude oder doch eher auf Haushalte, also auch auf Wohnparteien in Blöcken beziehungsweise Mehrfamilienhäusern?

Die erforderliche Beteiligungsquote von 70 Prozent bezieht sich auf die Anzahl der Gebäude in Reicheneck, die Stand heute noch keine CO2-freie Lösung haben, wie beispielsweise eine Wärmepumpe. Diese Quote ist notwendig, um die Wirtschaftlichkeit und Effizienz des Nahwärmeprojekts sicherzustellen. Nur eine hohe Beteiligung ermöglicht es, die Aufbau- und Betriebskosten auf genügend Abnehmer zu verteilen und sie zu angemessenen Preisen zu beliefern sowie die langfristige Planungssicherheit zu gewährleisten.

Von der Größe her mit Reicheneck vergleichbar ist das kleine Bronnweiler. Als es ans Gasnetz angeschlossen wurde: Galt da auch ein 70-Prozent-Schlüssel?

In Bronnweiler gab es keine Anschlussquote. Der Ausbau des Nahwärmenetzes in Reicheneck ist nicht mit der Erdgaserschließung von Bronnweiler vergleichbar. Die Erdgaserschließung in Bronnweiler erfolgte in den 1990er-Jahren unter - im Vergleich zu heute - völlig anderen wirtschaftlichen, technologischen und regulatorischen Rahmenbedingungen.

Sollte es tatsächlich zur Realisierung des Nahwärmeprojekts kommen: Drohen dann - so die Befürchtung in der Dorfgemeinschaft - womöglich Zwangsanschließungen?

Nein. Der Anschluss an das Nahwärmenetz in Reicheneck ist freiwillig. Wir bieten den Reichenecker Bürgerinnen und Bürgern eine klimaneutrale und sinnvolle Energielösung, die die steigenden gesetzlichen Anforderungen erfüllt und eine hohe Versorgungssicherheit garantiert. Niemand wird gezwungen, das Angebot in Anspruch zu nehmen, doch wir hoffen, dass die vielen Vorteile die Bürger überzeugen werden, sich dem Nahwärmenetz anzuschließen.

Bei einer Bürger-Information im Oktober vergangenen Jahres sprach die Fair-Energie von einem Investitionsvolumen von 10 Millionen Euro, jetzt hat sich diese Summe binnen Kurzem auf 15 Millionen Euro erhöht. Woran liegt das?

Unsere Aussage im Oktober 2023 lautete, dass sich die Investitionssumme auf deutlich über 10 Millionen Euro beläuft. Aktuell planen wir mit einer Investitionssumme von etwa 13 Millionen Euro für die erfolgreiche Realisierung des Nahwärmeprojekts in Reicheneck. Bei den genannten Zahlen in den Informationsveranstaltungen ging es um die Größenordnung. (GEA)