REUTLINGEN. Der »Wechselnde Wilhelm« wird zum »Wilhelm Hub«. Die Kooperation zwischen Stadt und Hochschule steht bei dem neuen Projekt im Mittelpunkt: »Mit dem Wilhelm Hub werden Innenstadt und Hochschule miteinander vernetzt«, erklärte Finanzbürgermeister Roland Wintzen am Mittwochabend vor der ehemaligen Löwen-Apotheke gegenüber der Marienkirche. Rund 5.000 Studierende lernen an der Reutlinger Hochschule, nur 2,5 Kilometer von der Innenstadt entfernt. Doch diese rund 2.500 Meter sind offensichtlich zu viel, um die jungen Menschen öfter in die Stadt zu holen.

Mit dem Wilhelm Hub soll nun der Weg dafür geebnet werden, die Innenstadt für die jungen Leute attraktiver zu machen. Arbeiten an Co-Working-Spaces soll dort möglich sein, außerdem Seminare sowie auch Ausstellungen in einem Tiny House, das zwischen Hub und Marienkirche aufgebaut wurde. Die Hochschule kann sich laut Wintzen dort präsentieren, aber auch Firmen und Unternehmer mit ihren neuen Entwicklungen oder Produkten. Und weil das Tiny House mobil ist, könne es immer wieder an anderen Stellen in der Stadt auftauchen.
»Die Reutlinger Hochschule war bisher in der Innenstadt nicht sehr präsent«, gestand Professor David Feierabend am Mittwochabend. Die Zusammenarbeit habe sich verbessert, es gab etwa gemeinsame Forschungsprojekte über Erneuerbare Energien. »Mit dem Wilhelm Hub wollen wir nun aber raus aus unserem Elfenbeinturm, wir wollen Wissen zugänglich machen und die Hochschule in der Innenstadt verankern«, so Feierabend. Das Tiny House bezeichnete er als »kleines Haus für große Ideen«.
»Wir wollen die Hochschule in der Innenstadt verankern«
Karola Altenburger und Dr. Carsten Hutt von der Werk ISI GmbH waren schon für das Konzept und die Umsetzung des »Wechselnden Wilhelm« zuständig. Sie haben auch für die Weiterentwicklung des Konzepts gesorgt, durch die Studierende der Hochschule vermehrt in die Stadt kommen sollen. Jede und jeder könne die Coworking-Spaces im Hub kostenlos nutzen, Buchungen seien allerdings notwendig.
»Ganz unterschiedliche Kompetenzen kommen hier zusammen, es entsteht die Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle oder Start-ups zu entwickeln«, sagte Hutt während der Eröffnungsfeier des »Wilhelm Hubs«. Was Hub überhaupt bedeutet? Das kommt laut Wintzen aus der IT oder auch dem Logistik-Bereich und stehe für Knotenpunkt oder Nabe.
»Ganz unterschiedliche Kompetenzen kommen hier zusammen«
Professoren der Reutlinger Hochschule zeigten sich auf jeden Fall schon mal begeistert von der Idee der Kooperation mit der Stadt. Wie das aussehen kann, demonstrierte ein Mathematik-Professor bei der Eröffnungsfeier am Mittwochabend eindrucksvoll: Im Tiny House schwebten auf engem Raum zehn kleine beleuchtete Drohnen scheinbar wirr durcheinander – programmiert von Studierenden der Reutlinger Hochschule.
Laut Karola Altenburger sei der Wilhelm Hub nicht nur ein Versuch, die Studierenden in die Stadt zu locken. Gleichzeitig gehe es auch um die Belebung der Reutlinger Innenstadt. Die Reaktivierung der ehemaligen Apotheke sei dazu zwar ein eher bescheidener Versuch, aber – irgendwo müsse man ja anfangen. Und: Mit Studierenden habe Werk ISI zudem ein Projekt gestartet, um das Reutlinger Gerberviertel zu beleben. (GEA)