REUTLINGEN-DEGERSCHLACHT. Es ist leise, umweltfreundlich, platzsparend und zudem gesund: Das Radfahren soll in Reutlingen und seinen Bezirksgemeinden einen größeren Stellenwert bekommen. Bereits 2015 hat der Gemeinderat beschlossen, dass der Anteil am Radverkehr in der Kernstadt bis ins Jahr 2030 auf 25 Prozent steigen soll. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, wurde ein Masterplan erarbeitet und eine Taskforce ins Leben gerufen. Erste Etappen auf dem Weg dorthin waren die fünf innerstädtischen Hauptrouten, die bereits umgesetzt worden sind. Zudem gibt es einen umfangreichen Katalog mit zusätzlichen Maßnahmen, um immer mehr Menschen vom Auto aufs Rad zu locken - von Stellplätzen über Servicestationen bis zu Leihrädern.
In einem nächsten Schritt wurden und werden die Bezirksgemeinden mit einbezogen, deren Wegenetz ebenfalls für den Radverkehr verbessert werden soll. Daniel Scheu, Leiter der städtischen Taskforce, war diese Woche in Degerschlacht, um den Ratsmitgliedern einen Übersichtsplan zu präsentieren, von dem, was vorhanden und was geplant ist. An erster Stelle stehe zunächst einmal, die existierenden Wege auszuschildern, berichtete Scheu. Für die endgültige Routenfestlegung seien dann die Bezirksgemeinderäte gefragt, mit denen die Taskforce in den Dialog treten will. Sie dürfen gerne Vorschläge unterbreiten, welche Strecken sie für sinnvoll erachten, um dann gemeinsam die beste festzulegen.
Erste Rückmeldungen zu den aufgezeichneten Radrouten gaben die Räte gleich in der Sitzung. Eine Streckenführung durch die Leopoldstraße wurde fast einheitlich abgelehnt. Die Ortsdurchfahrt sei dafür einfach zu eng, so der Tenor vom Ratstisch. Wenn auf der Straße noch ein Radschutzstreifen angebracht werde, könne nicht mehr geparkt werden und auch das Überholen sei dann nicht mehr möglich oder gefährlich. Im nahe gelegenen Altenburg sei dies gut gelöst worden, erklärte Willi Walker, »aber dort wurde vorher auch die komplette Ortsdurchfahrt saniert«. Dies sei in Degerschlacht nicht zu erwarten. Daher plädierten einige Räte dafür, lieber die Talstraße zur Radstraße zu machen. Diese werde ohnehin schon von den meisten Radlern benutzt, auch wenn sie laut Walker »die liederlichste Straße in ganz Degerschlacht« sei.
Ebenfalls gleich mit auf den Weg gaben die Degerschlachter dem Planer die Anbindung an den Neckartal-Radweg. Der sei überörtlich für viele Radpendler attraktiv und stark frequentiert, ihn sollte man sinnvoll und sicher erreichen können. »Am Besten über Feldwege und nicht über die Landstraße«, wurden Stimmen aus den Zuschauerrängen laut, die Bezirksbürgermeisterin Ute Dunkl ob des interessanten Themas ebenfalls um Wortmeldungen gebeten hatte. Denn selbst wenn diese Wege manchmal einen Umweg mit sich bringen, werden sie von vielen Radfahrern lieber genutzt, weil sie sicherer sind. Im Ort müsste außerdem eine klare und erkenntliche Wegführung umgesetzt werden, »Da geht es bisher kreuz und quer, total unlogisch«, monierte ein Zuhörer, das wirke auf Auswärtige eher abschreckend.
Auch die Anbindung in die Reutlinger Innenstadt und die Nachbarorte sei verbesserungswürdig, die Straßen müssen ertüchtigt werden und die Wege stimmig ineinander übergehen. »Wenn wir die Infrastruktur haben, wird sie auch mehr genutzt«, zeigte sich ein Bürger überzeugt. Die Bezirksgemeinderäte werden in den kommenden Wochen beraten, wie sie sich die neuen Radwege in und um Degerschlacht vorstellen könnten. »Wie schön, dass wir einfach so Wünsche abschicken können, und das kurz vor Weihnachten«, sagte Ute Dunkl schmunzelnd Richtung Taskforce-Chef Scheu. Das nehme der Bezirksgemeinderat gerne wahr. Wann genau die Wege dann Realität werden, dazu konnte Daniel Scheu allerdings noch keine Angaben machen. (GEA)