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Aktuell Treffen

Porsche-Haudegen kehren zurück

REUTLINGEN. »Ich hatte immer den Wunsch, ein Buch über die Zeit bei Max Moritz im Renngeschäft zu schreiben«, sagt der bekannte Chronist der Automobilszene, Jürgen Lewandowski, beim Zusammentreffen alter Rennfahrer-Legenden in Reutlingen. Knapp 90 Bücher hat er in den vergangenen Jahrzehnten initiiert, begleitet und geschrieben, wie der Journalist sagt, doch an diesem hängt sein Herz besonders.

Sie sorgten dafür, dass im Team von Max Moritz alles schnell und rund lief (von links): Chef- Mechaniker Erhard Scherf, Johann Malle, Norbert Schwanden, Fritz Baier, Hansjörg Windhose, Ralf Zinsenhofer, Dieter Schweitzer und Teamchef Rudolf Sauter (auf dem Auto sitzend). FOTO: PRIVAT
Sie sorgten dafür, dass im Team von Max Moritz alles schnell und rund lief (von links): Chef- Mechaniker Erhard Scherf, Johann Malle, Norbert Schwanden, Fritz Baier, Hansjörg Windhose, Ralf Zinsenhofer, Dieter Schweitzer und Teamchef Rudolf Sauter (auf dem Auto sitzend). FOTO: PRIVAT
Die Rennfahrerei, national wie international, wurde 1978 vom ehemaligen Reutlinger Porschehändler mehr oder weniger aufgegeben. »Leider«, wie Lewandowski bedauert. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert befasst sich der Auto-Enthusiast intensiv mit der Automobilgeschichte, schon seit Langem auch mit der Rennerei bei Max Moritz bis 1979. »Es war eine supertolle und erfolgreiche Zeit, die wir da zusammen hatten. Ein Stück davon möchte ich gerne festhalten und auch etwas zurückgeben«, sagt er.

Immer am Sonntagabend lieferte Lewandowski dem GEA die Rennergebnisse vom Wochenende. Auch dieser Zeitung und vor allem dem damaligen Rennleiter des Rennteams, Rudi Sauter, verdankt der Journalist seine spätere Laufbahn, wie er betont. Über 20 Jahre war er Ressortleiter »auto + verkehr« bei der Süddeutschen Zeitung in München, selbstständig machte er sich dann im Jahr 2000. Um die 200 Seiten Renn- und Lebensgeschichte(n) soll sein Buch nun über erfolgreiche Fahrer und ehemalige Sportgrößen wie Jürgen Lässig und andere umfassen.
»Liebhaber und Sammler wollen es auch in den USA haben«
»Erscheinen wird es wohl erst Anfang nächsten Jahres«, schätzt er vorsichtig. Geplant war Ende 2015. Auch eine Special-Edition – 200 Ausgaben – mit Originalunterschriften der ehemaligen Rennfahrer soll es geben. Viele alte Fotografien wurden zusammengesucht, viele Gespräche geführt und Stichworte zusammengetragen. »Manche Rennfahrer leben nicht mehr, anderen geht es gesundheitlich sehr schlecht, oft sind es weite Strecken, die man zu ihnen zurücklegen muss«.

Natürlich gibt es zahlreiche Geschichten und Anekdoten aus der "heißen Zeit" bis Ende der 70er-Jahre. "Tolle Geschichten, die nicht verloren gehen sollen". Gesetzt, layoutet und produziert wird das Buch in Wannweil. "Durch günstige Umstände und zufällige Begegnungen hat sich das so ergeben", sagt "rmp"-Chef Rüdiger Mayer. Auch für ihn "kein Nullachtfünfzehn-Buch", das letztlich in Bonn verlegt wird. »Liebhaber und Sammler wollen es auch in den USA haben«, weiß Mayer. Dort nämlich sind noch so einige "PS-Juwelen" aus damaligen erfolgreichen Rennen zu finden – poliert, restauriert, gehegt und gepflegt.

Schnellster 2-Liter-Rennwagen Europas

Autor Jürgen Lewandowski (im gelben Hemd stehend) gibt klare Anweisung zum Blanko-Unterschriften-Start. Links neben ihm Buchprod
Autor Jürgen Lewandowski (im gelben Hemd stehend) gibt klare Anweisung zum Blanko-Unterschriften-Start. Links neben ihm Buchproduzent Rüdiger Mayer aus Wannweil. Er wird daraus die »Special-Edition« in 200 Ausgaben machen. FOTO: KOZJEK
Autor Jürgen Lewandowski (im gelben Hemd stehend) gibt klare Anweisung zum Blanko-Unterschriften-Start. Links neben ihm Buchproduzent Rüdiger Mayer aus Wannweil. Er wird daraus die »Special-Edition« in 200 Ausgaben machen. FOTO: KOZJEK

Zum Unterschriften-Treffen in Reutlingen findet sich auch der "PS-Magier", Erhard Scherf (74) ein, früherer Chefmechaniker der Rennmotoren. "Der hat aus den Motoren so viel Leistung herausgeholt, dass sie in Stuttgart beinahe in Ohnmacht gefallen sind", scherzt Lewandowski. Bis zu 700 PS und mehr waren schließlich schon in den 70ern ein echt starkes Stück, darunter der 935er-Porsche "das schärfste Modell".

Nur ganz wenige, wie Porschewerksfahrer Manfred Schurti, auch ehemaliger TÜV-Chef vom Fürstentum Liechtenstein und Top-Rennfahrer, beherrschten diese "Rakete" auf dem Asphalt wirklich. "Schurti ist heute noch topfit, demnächst 75 und derzeit in Kapstadt zum Golfen", plaudert Lewandowski. "Mit dem Porsche 914-6 hatten wir die schnellsten 2-Liter-Rennwagen, die es damals in Europa gab", sagt der Buchautor stolz.

Zusammengefasst: "1974 bis 1978 war das Race-Team Max Moritz (mit teils eingekauften Top-Fahrern wie der Legende "Jacky" Ickx) die oberste deutsche Ebene". Unvergessen bleibt sicherlich auch das Jägermeister-Logo auf den Rennwagen, damals neben Valvoline größter Sponsor für den PS-starken "Reutlinger Rennstall". Die Schwaben seien früher bei Porsche "das liebste Rennteam" gewesen, sagt man heute noch. "Mit denen konntest Du Sachen per Handschlag machen", so Lewandowski.

Einige, die zum Treffen kommen, haben sich gut gehalten. So auch Gerhard Fetzer (80), einer der Gründungsmitglieder des Rennteams, der gerade den in die Jahre gekommenen Team-Gründer selbst, Klaus Moritz, begrüßt. Sein Bruder Max ist zwischenzeitlich verstorben. Vater Max Moritz hatte anno 1932 mit 20 Jahren in Reutlingen ein Zündapp-Geschäft gegründet. So nahm die ganze Geschichte ihren Lauf.

"Auf heißen Sohlen" kommt auch Porsche-As Jürgen Lässig daher. "Einer der besten deutschen Sportwagenpiloten bis Mitte der 1990er-Jahre", sagt Lewandowski über den 72-jährigen Tuttlinger, der das 24-Stunden-Rennen von Daytona gewann und schon Zweiter in Le Mans wurde. "Ein echter Spezialist für den Porsche 962", sagt man Lässig hinterher.

So musste auch Starfahrer Helmut Kelleners "unbedingt das Rennen gewinnen", als er mit Scherf gerade nach Österreich zum Rennen fuhr. "Für den österreichischen Zoll hatten wir zu viele Ersatzräder dabei, dafür mussten wir alles Geld auslegen, das wir hatten. Ohne das eingenommene Preisgeld von Kelleners hätten wir nicht mal unsere Hotelrechnung bezahlen können", erinnert sich Scherf schmunzelnd an die verrückte Zeit. (GEA)