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Aktuell Entsorgung

Pizzakartons ins Altpapier? Reutlinger Expertin löst die Müllrätsel des Alltags

Mülltrennung ist wichtig, aber nicht immer einfach. Kommen Pizzakartons ins Altpapier? Was ist, wenn Abfälle aus verschiedenen Komponenten bestehen? Müssen Dosen und Joghurtbecher vor der Entsorgung ausgespült werden? Monika Serrancoli von der Reutlinger Abfallberatung klärt auf

Foto: adobe stock/elenabsl
Foto: adobe stock/elenabsl

REUTLINGEN. Das Bügeleisen läuft mit altem Obst, der Fernseher mit Grüngut. Was nach Science-Fiction klingt, ist in Reutlingen Realität. Zumindest fast. Aus den Bioabfällen der Stadt werden in einer Vergärungsanlage pro Jahr 1,5 Millionen Kilowatt Energie gewonnen, sagt Matthias Kuster, der stellvertretende Betriebsleiter der Technischen Betriebsdienste Reutlingen (TBR). Rund 130 Kilo Biomüll fallen pro Reutlinger jährlich an. Ein Kilo reicht, um ein TV-Gerät 105 Minuten ein Bügeleisen für zehn Minuten zu betreiben.

Möglich wird das durch Mülltrennung. »Wenn das konsequent gemacht wird, können Wertstoffe zurückgewonnen werden«, sagt Kuster. Aus altem Papier könne man neues herstellen, Müll aus der gelben Tonne werde sortiert, aufbereitet und wiederverwertet, Restmüll werde verbrannt und für Fernwärme und Strom genutzt.

Auch in Familien ist Mülltrennung ein wichtiges Thema, weiß Kuster. Mit Malbüchern und Puppentheaterstücken versuchen seine Mitarbeiter Kinder für das Thema zu sensibilisieren. »Das färbt dann auch auf Erwachsene ab.« Trotzdem ist vielen oft nicht klar, welcher Abfall in welche Tonne kommt. Leser haben dem GEA einige Müll-Rätsel genannt. Die Lösungen liefert Monika Serrancoli von der Reutlinger Abfallberatung.

Alufolie

Obwohl Alufolie keine lizensierte Verkaufsverpackung ist, muss sie – wenn nicht allzu verschmutzt – in der gelben Tonne entsorgt werden. »Die einzige Alternative wäre Restmüll«, sagt Monika Serrancoli. Das wäre jedoch Verschwendung, schließlich ist Aluminium ein wertvoller Rohstoff, der bei entsprechender Aufbereitung beliebig oft und ohne Qualitätsverlust wiederverwertet werden kann.

Batterien

Altbatterien enthalten giftige Bestandteile und wertvolle Rohstoffe. Sie müssen in Batteriebeuteln, die es kostenlos in Rathäusern gibt, entsorgt werden. Die vollen Beutel können dann an die Biomüll- oder Restmülltonne gehängt werden. Die Müllabfuhr lehrt sie und lässt sie im besten Fall sogar hängen. Zusätzlich können Batterien beim Schadstoffmobil der TBR und bei der Schadstoffsammelstelle auf dem Wertstoffhof Reutlingen-Schinderteich kostenlos abgegeben werden. Eine Alternative sind GRS-Boxen in Supermärkten.

Reutlinger Müll in Zahlen

Die Technischen Betriebsdienste Reutlingen (TBR) sind als städtischer Eigenbetrieb für die Müll-Entsorgung in den 25 Abfallbezirken im Reutlinger Stadtgebiet zuständig.
Im Jahr 2021 sind dort etwa 15 600 Tonnen Restmüll, 10 500 Tonnen Biomüll, 7 379 Tonnen Altpapier und 2 300 Tonnen Sperrmüll angefallen. Das meiste davon wurde in 73 700 Abfallbehältern gesammelt. 26 700 davon sind für Restmüll, 18 400 für Biomüll und 28 500 für Papier bestimmt.
Mehr als 8.000 Abfallbehälter leeren die TBR täglich. Etwa 10 bis 20 davon werden pro Tag nicht entleert. Etwa weil die Tonnen überladen sind, nicht korrekt befüllt, oder weil sie am falschen Tag vor die Türe gestellt wurden, bzw. für die Müllabfuhr nicht erreichbar waren. Das kann laut TBR jedoch meistens wieder korrigiert werden. (ege)

Corona-Test

Teststreifen und Stäbchen gehören in den Restmüll. Der wird verbrannt, wodurch der Corona-Test unschädlich gemacht wird. Kartonverpackungen gehören in die blaue Tonne, Plastikverpackungen in die gelbe Tonne.

Dickmanns-Verpackung

Die Kartonage einer Dickmanns-Verpackung enthält Aluminium. Deshalb darf sie nicht ins Altpapier. Laut Abfallberatung handelt es sich bei der Verpackung um einen Verbundstoff und kommt daher in die gelbe Tonne. Die ist auch der richtige Platz für den Plastik-Einsatz, in dem die Schokoküsse sitzen.

Dosen

Leere Konservendosen kommen in die gelbe Tonne. Und zwar löffelrein. »So lässt sich der Wertstoff laut Reutlinger Abfallberatung besser recyceln.« Ausspülen muss man Dosen nicht. »Das hat man früher gemacht, weil die gelben Säcke nur alle vier Wochen abgeholt wurden und sonst gestunken haben.« Haarspray-Dosen werden ebenfalls in der gelben Tonne entsorgt. Gleiches gilt für leere Behältnisse von Farben und Lacken.

Einweggeschirr

Wohin mit Einweggeschirr? »Das ist eine super Frage«, sagt Serrancoli. Teller und Besteck gibt es in verschiedenen Materialien. Manche Hersteller versprechen Kompostierbarkeit. »Das Kompostwerk möchte das aber nicht haben.« Ähnlich ist das beim Papierrecycling, weil die Teile schmutzig oder beschichtet sind. Deshalb muss diese Art von Abfall in den Restmüll. »Mehrweg wäre natürlich besser.«

Elektromüll

Seit 2006 dürfen Elektrogeräte nicht mehr in die Restmüll-Tonne. Grundsätzlich kann alles was einen Stecker oder ein Kabel hat, mit Akkus oder Batterien betrieben wird, einmal pro Jahr kostenlos über den städtischer Sperrmüll entsorgt oder zum Wertstoffhof gebracht werden. Haben die Geräte weniger als 30 Zentimeter Kantenlänge, ist auch das Schadstoffmobil ein möglicher Abgabeort.

Fleischreste und Knochen

Beides gehört in die Biotonne. »Auf dem Kompost ist das Geschmackssache. Funktionieren würde es, könnte aber Ratten anlocken«, sagt Serrancoli.

Flüssige Farbreste

Wenn auf den Behältern Gefahrensymbole drauf sind, können flüssige Farbreste kostenlos an der Schadstoffsammelstelle auf dem Wertstoffhof oder beim Schadstoffmobil abgegeben werden. Sind keine Gefahrensymbole zu sehen, beispielsweise bei Dispersionsfarbe, kann man laut Serrancoli so vorgehen: Farbe trocknen und dann im Restmüll entsorgen. Der Behälter kommt dann in die gelbe Tonne.

Umfrage (beendet)

Sollte es in Reutlingen eine Verpackungssteuer nach Tübinger Vorbild geben?

Einige Gastronomen in Tübingen begrüßen die Verpackungssteuer in Tübingen, die es seit einem Monat gibt. Auch das Ziel der Stadt, Müll in der Stadt zu vermeiden, scheint derzeit aufzugehen.

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Glühbirnen

Klassische Glühbirnen und Halogen-Leuchtmittel gehören in die Restmülltonne. Energiesparlampen und Neon-Röhren und LEDs können an der Schadstoffsammelstelle oder beim Schadstoffmobil abgegeben werden.

Joghurtbecher

Leerlöffeln und wegwerfen – so leicht ist das bei Joghurtbechern nicht. Sie bestehen aus mehreren Komponenten, diese müssen voneinander separiert und auf verschiedene Art entsorgt werden. Die Deckel sind gewöhnlich aus Aluminium, die Becher aus Kunststoff. Beides muss getrennt in die gelbe Tonne. Sollte eine Papier-Banderole vorhanden sein, gehört sie in die blaue Tonne. »Je mehr man vorsortiert, desto besser für den Recycling-Prozess und somit für die Umwelt«, sagt Serrancoli. Übrigens: Das Ausspülen der Joghurtbecher ist nicht nötig.

Medikamente

Auf keinen Fall sollten Medikamente in Waschbecken oder Toilette beseitigt werden. Das Problem: Kläranlagen entfernen Arzneimittelrückstände nicht vollständig. Deshalb gehören alte Medikamente in die Restmülltonne. Durch die Verbrennung des Abfalls werden die Rückstände unschädlich gemacht. Die Blisterverpackungen müssen hingegen in die gelbe Tonne, Anleitungen und Papierverpackungen in die blaue Tonne.

Papierabfälle

Meistens landen Abfälle, die Papier enthalten, reflexartig in der blauen Tonne. Doch das ist nicht immer richtig. »Bevor man etwas wegwirft, kann man sich überlegen, ob man damit neues Papier produzieren kann«, sagt Serrancoli. Bei Kassenzetteln ist das beispielsweise nicht der Fall. »Die bestehen aus Thermopapier. Da ist zu viel Chemie drin, deshalb gehört das in den Restmüll.« Auf diese Art müssen auch Fotos, Back- und Küchenpapier sowie beschichtetes und laminiertes Papier entsorgt werden. Hochglanzprospekte gehören jedoch in die blaue Tonne.

Pizzakartons

Die Entsorgung von Pizzakartons ist das meistgenannte Müllproblem der GEA-Leser. »Die Verpackung ist meistens fettig. Damit kann die Papierverwertung nichts anfangen«, sagt Serrancoli. »Pizzakartons und Nudelboxen müssen in den Restmüll.« Im öffentlichen Raum, beispielsweise am Passyplatz in Pfullingen, können die Schachteln oft in speziellen Behältern gestapelt werden. »Das hat allerdings nichts mit einer speziellen Art der Entsorgung zu tun, sondern damit, dass die Kartons in Mülleimern oft verkeilen und viel Platz wegnehmen.«

Speiseöl

Speiseöl kann man in kleinen Mengen über Bio-Tonne oder Kompost entsorgen. Größere Mengen können beim Schadstoffmobil oder an Kläranlagen abgegeben werden. Der Kompost verträgt laut Serrancoli außerdem bis zu einen Liter abgekühltes Frittierfett.

Styropor

Bei der Entsorgung von Styropor kommen zwei Möglichkeiten infrage. Handelt es sich um Elemente aus Verkaufsverpackungen, ist die gelbe Tonne der richtige Ort. Gleiches gilt für Flocken, die beispielsweise in Paketen als Füllmaterial dienen. Baustoff-Styropor muss hingegen in den Restmüll oder zum Wertstoffhof.

Teebeutel

In Bio-Tonne oder Kompost werden Teebeutel korrekt weggeworfen. »Klammer und Papier können vorher entfernt werden, das muss aber nicht sein.« (GEA)