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Peter Rist wechselt 2013 vom Rathaus auf die Bühne

REUTLINGEN. Wenn Peter Rist von sich und seinem Leben spricht, dann klingt es ein bisschen nach seinen Schlagertexten. »Ich will den Menschen Glück schenken«, sagt er. Und: »Ich mache nichts ohne Gefühl.« Tatsächlich scheint Rist seinem Herzen zu folgen. Mit 43 Jahren vollzieht er eine radikale Kehrtwende - vom Reutlinger Finanzbürgermeister zum Schlagersänger.

Testlauf: Peter Rist bei seinem heftig beklatschten Auftritt im Januar 2011 in der Listhalle bei »Schlagerdiamanten«.
Testlauf: Peter Rist bei seinem heftig beklatschten Auftritt im Januar 2011 in der Listhalle bei »Schlagerdiamanten«. Foto: Markus Niethammer
Testlauf: Peter Rist bei seinem heftig beklatschten Auftritt im Januar 2011 in der Listhalle bei »Schlagerdiamanten«.
Foto: Markus Niethammer
Als Rist vor gut einem Jahr ankündigte, die warme Beamtenstube gegen das glatte Show-Parkett einzutauschen, trauten viele ihren Ohren nicht. »Die Menschen konnten es nicht glauben, dass ein Bürgermeister freiwillig aufhört«, erinnert sich Rist. Seine Kollegen warnten ihn: »Wenn du mit nicht einmal 45 Jahren aufhörst, hast du keinerlei Pensionsansprüche.« Dieses Sicherheitsdenken sei ihm aber vollkommen fremd, sagt Rist und ergänzt wieder mit einer dieser Schlager-Floskeln: »Im Zweifel wähle ich die Freiheit.«

Doch Rist meint es ernst. Zwischen Ausschüssen und Haushaltsberatungen laufen seine Karriereplanungen auf Hochtouren. Nach seinem Debüt-Album »Willkommen im Leben« arbeitet der blonde Allgäuer bereits an der zweiten CD. Diese soll nächstes Jahr im Juni auf den Markt kommen - rechtzeitig zum Ende seiner Amtszeit.

Als richtiger Politiker habe er sich nie gesehen, sagt Rist. »Mir sind diese vielen Nebenkriegsschauplätze, dieses Gerangel um Posten einfach zuwider.« Das Café am Fuß der Schwäbischen Alb hat er bewusst als Ort für das Interview gewählt. »Hier weht ein Hauch von Allgäu.«

Die Heimat zerrt an ihm, das spürt man. Die schneebedeckten Berge, das Ski-Fahren und die Volksmusik. Mit seiner Frau, die er schon zu Schulzeiten kennenlernte, will Rist die elterliche Berggaststätte in Isny (Landkreis Ravensburg) übernehmen. Dort liegt auch die Wiege seiner Schlagerkarriere. »Als kleiner Bub bin ich schon auf der Terrasse des Restaurants aufgetreten«, sagt das jüngste von sieben Kindern. Jetzt will Rist zurück zu den Wurzeln und gibt dafür die Politik und ein stattliches Jahresgehalt von rund 100 000 Euro auf.

Die Zeit als Stadtkämmerer will er aber nicht missen. »Ich habe das gerne gemacht«, sagt der studierte Verwaltungsfachwirt. »Ich wollte schon immer mal so einen großen Tanker führen.« Doch die »wahre Bestimmung« komme immer mehr durch.

Kürzlich sorgte Rist für Wirbel, als er in eine Haushaltsrede Schlagertexte einbaute und einige davon auch noch vorsang. »Irgendwie, irgendwo, irgendwann«, sei das Schuldenproblem gelöst, schmetterte der oberste Finanzbeamte in Anlehnung an Nena und: »Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld?«

Zeitungen schrieben von einer Blamage, Politikkollegen reagierten pikiert. Er habe angesichts der angespannten Haushaltslage nach einem Ausweg gesucht, verteidigt sich Rist. Viele Texte und Melodien seien ihm während anstrengender Ausschusssitzungen oder frustrierender Debatten eingefallen, sagt der Vater von drei Kindern. »Musik ist einfach mein Ventil.« (dpa)