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Peter Rist als Sänger: »Das kommt von ganz innen«

REUTLINGEN. Mutig, gut, ausbaufähig, authentisch - immer wieder waren es dieselben Stichworte, die bei den Pausengesprächen am Samstagabend anklangen: Peter Rist, der neuerdings auch singende Reutlinger Finanzbürgermeister, der bundesweit für Schlagzeilen sorgt, hatte zum offiziellen Start seiner zweiten Karriere als Schlagersänger - so die eigene Bewertung - in die Friedrich-List-Halle geladen.

Peter Rist ist erst am Freitag im TV zu sehen.
Peter Rist ist erst am Freitag im TV zu sehen. Foto: Markus Niethammer
Peter Rist ist erst am Freitag im TV zu sehen.
Foto: Markus Niethammer
Der große Run auf die Karten war zwar ausgeblieben, trotz der ebenfalls angekündigten musikalischen Freunde, von denen zumindest der Gründer und jahrzehntelange Frontmann der »Klostertaler«, Markus Wolfahrt, in der Szene als Zugpferd gilt. Gerade mal 350 Zuhörer, erstaunlich wenige aus dem Reutlinger Rathaus, dürften es gewesen sein; eine exakte Zahl konnte der Veranstalter Artmedia am Abend nicht nennen.

»Schön, dass Ihr alle da seid, schön, dass wir uns heute so nah sind«, hieß Peter Rist sein Publikum im kollektiven, szenegerechten Du willkommen - zunächst ganz alleine auf der Bühne, vor einer grün angestrahlten Segeltuch-Kulisse. Gleich beim ersten Lied (»Willkommen in meinen Gefühlen«) hatte das Publikum angefangen, mitzuklatschen. Dann, bei »Schalalalalala«, kamen die beiden Tänzerinnen Carolin und Nicole hinzu, die ihn fortan begleiteten - und prompt forderte Rist das Publikum zum Mitsingen auf. Spätestens beim Peter-Alexander-Medley, speziell der »Kleinen Kneipe«, wurde auch geschunkelt.

»Schön, dass Ihr alle da seid, schön, dass wir uns heute so nah sind«
So richtig zum Brodeln, sofern dieser Begriff angesichts lichter Stuhlreihen überhaupt statthaft ist, brachte das Publikum dann allerdings erst ganz zum Schluss des dreistündigen Programms Markus Wolfahrt. Man merke, »dass die Reutlinger die Brasilianer Europas sind«, scherzte der Vollprofi, und man merkte eben auch, dass er - anders als Gastgeber Peter Rist - über dreißig Jahre Bühnenerfahrung verfügt.

Dennoch: »Die Stimme ist gut«, lobt Heidi Rehm in der Pause den singenden Finanzbürgermeister, auch wenn er »noch ein bisschen unsicher« wirke und die Choreografie einschließlich der Tänzerinnen »ein bissle verkrampft«. Ihr Lebensgefährte Karl Schall, der ehemalige Stadtrat und Betzinger Bezirksbürgermeister, pflichtet bei: »Des isch scho recht, der wird ebbes!« Auch das voriges Jahr in den Ruhestand verabschiedete Hausmeister-Ehepaar der Listhalle zeigt sich vom potenziellen Karrierestart Rists - man ist per du - angetan: »Stimme und Gesang sind schön«, meint Irene Moser, »auch das Outfit passt gut«. Nur an seinem Auftreten und der Choreografie müsse er »noch etwas feilen«, wie auch Peter Moser es einschätzt, und einfach »Bühnenerfahrung sammeln«.

Stadtrat, Küfermeister und Weindorf-Organisator Julius Vohrer, der sich selbst mitunter vor Publikum ans Klavier setzt und singt, nennt den aufstrebenden Schlagerstar einen »ganz feinen Kerle«, den Listhallen-Auftritt gut, glaubhaft und mutig. Was Peter Rist sage und singe - über Themen wie Glück, Liebe, Treue und die anderen schönen Dinge des Lebens - das »kommt von ganz innen, das meint er alles auch so«.

»Meinen Segen für diese Karriere hat er«, bekundet Vohrer, auch wenn volkstümliche Schlager nicht seine favorisierte Musikrichtung seien. Als »unglaublich fleißiger« Finanzbürgermeister habe er bislang einen »super Job« gemacht, weshalb die Kritik und Rücktrittsforderungen, die es nun von manchen Seiten gibt, nicht gerechtfertigt seien. Wäre Rists Faible nicht die volkstümliche Musik, sondern hätte er einen Bestseller geschrieben, sähe alles ganz anders aus.

Oberbürgermeisterin Barbara Bosch blieb dem Konzert ihres Finanzdezernenten fern, auch seine Bürgermeisterkollegen aus dem Rathaus wurden nicht gesichtet. Aus Wannweil hingegen war - wenngleich kein Volksmusik-Fan - Anette Rösch gekommen, die dem umgänglichen Kollegen durch ihre Präsenz den Rücken stärken wollte und »ihm von Herzen viel Erfolg wünscht«.

In der letzten Reihe außen saß Wolfgang Löffler, der Leiter der städtischen Pressestelle. Er betonte, seine Karte für dreißig Euro selbst bezahlt zu haben, und verfolgte mit eher ernster Miene das Geschehen auf der Bühne aus größtmöglicher Distanz. Selbst Markus Wolfahrt konnte ihn nicht aus der Reserve locken. »Ich bin eher ein stiller Genießer«, begründete Löffler seine Zurückhaltung, als es so ziemlich alle anderen im Saal nicht mehr auf ihren Sitzen hielt.

Nach dem Konzert nahm ein strahlender Peter Rist im Listhallen-Foyer dann Glück- und Autogrammwünsche entgegen, ließ sich mit alten Bekannten, die zum Teil aus seiner Heimat, dem Allgäu, angereist waren, und neuen Fans fotografieren oder von ihnen auf die Schulter klopfen. »Das war toll«, bekam er dabei vielfach zu hören, »das war ein klasse Abend!« (GEA)