REUTLINGEN-DEGERSCHLACHT. Es sieht nach einem Lausbubenstreich aus: In Degerschlacht ist ein Ortsschild abmontiert und gestohlen worden. In der Reutlinger Bezirksgemeinde vermuten manche aber, dass mehr dahinter steckt: Das kann nur jemand aus Sickenhausen gewesen sein! Zum Verständnis für Nicht-Ortskundige: Zwischen Einwohnern Degerschlachts und der nur einen Steinwurf entfernten Nachbargemeinde besteht seit jeher eine Art freundschaftliche Rivalität, die bisweilen auch unter die Gürtellinie geht.
Nicht das erste Mal ist dabei ein Ortsschild zum Opfer geworden. Erst im Herbst vergangenen Jahres wurde auf einer gelben Tafel in Degerschlacht das »D« mit einem »N« übersprüht. Im Gegenzug ersetzt manch Degerschlachter den Anfangsbuchstaben von Sickenhausen mit einem »F«. Wird diese mittlerweile politisch inkorrekte Fehde jetzt weitergeführt?
Fest steht: Das Ortsschild an der Grundschule fehlt seit anderthalb Wochen, heißt es aus der Bezirksgemeinde. Dessen Diebstahl ist übrigens kein Kavaliersdelikt, sondern ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, der mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden kann. Denn: Fehlt das Schild am Ortseingang, können Autofahrer theoretisch ungebremst durch die Gemeinde rasen. Dem haben die Technischen Betriebsdienste der Stadt (TBR) aber bereits einen Riegel vorschoben und flugs ein Tempo-50-Schild an das Gestänge der fehlenden Ortstafel montiert.
So eines war vorrätig - im Gegensatz zu einem Degerschlachter Ortsschild. »Das ist kein Standard, sondern muss individuell foliert und beschriftet werden«, erklärt Ordnungsamtsleiter Albert Keppler. »Das wird ungefähr drei Wochen dauern.« Und die Stadt 163,51 Euro kosten, wie die TBR mitteilt. Ein größeres Problem sind Ortsschild-Diebe in Reutlingen aber nicht: In den vergangenen vier Jahren sind drei entwendet worden. Stattdessen wird lieber im Alb-Dörfchen Killer zugeschlagen. In Degerschlacht wird derweil mit Spannung erwartet, ob sich irgendwann noch ein Sickenhäuser mit der Ortsschild-Trophäe zu erkennen gibt oder dieses für immer verschwunden bleibt. (GEA)