REUTLINGEN-OHMENHAUSEN.. Bei den Kommunalwahlen am 9. Juni werden die Kandidierenden von CDU und Grünen das Rennen unter sich ausmachen. Die SPD mit ihrem Traditions-Ortsverein, bisher eine feste Größe im Bezirksgemeinderat, tritt diesmal mangels Bewerbern nicht an. Die beiden übrigen Listen wollen mit einem Mix aus Erfahrung und frischem Wind punkten: Bis auf wenige Ausnahmen bewerben sich die amtierenden Räte erneut um einen Sitz im Ortschaftsrat, auf den Listen stehen aber auch viele Newcomer. Bezirksbürgermeisterin Andrea Fähnle ist bereit für eine zweite Amtszeit. »Aber letztendlich«, sagt sie, »entscheiden die Ohmenhäuserinnen und Ohmenhäuser.«
Absolute Mehrheit bis zur Nazizeit
Die Kommunalwahl wird in Ohmenhausen ohne eine SPD-Liste so übersichtlich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Geschichte der Sozialdemokratie in Ohmenhausen beginnt 1918 im Gemeinderat Ohmenhausen, damals mit absoluter Mehrheit bis zur Nazizeit. Nach der Nazizeit war der SPD-Mann Christian Kemmler Bürgermeister. Von der ersten Wahl an war die SPD im Gemeinderat und nach der Eingemeindung im Bezirksgemeinderat vertreten. 2014 musste sie deutliche Verluste hinnehmen, konnte ihre »traditionellen« drei Sitze aber noch halten. 2019 verlor sie erneut Stimmen und damit auch einen Sitz. Ins Gremium zogen als Neulinge Meike Stein und Frieder Heun ein, nur Meike Stein hätte weiter gemacht. »Leider haben wir keine vollständige Liste zusammenbekommen, was wir sehr bedauerlich finden«, sagt die Ohmenhäuserin.
Private und berufliche Gründe
»Wir haben wirklich lange gesucht«, sagt Mert Akkeceli, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Reutlingen, zu den Gründen. Potenzieller Bewerber hätten meist aus privaten oder beruflichen Gründen abgesagt. »Unser Ansporn muss es jetzt sein, in Ohmenhausen aktiver zu werden und auch Termine vor Ort zu machen.« Er sei, so Akkeceli, zuversichtlich, dass bei den nächsten Kommunalwahlen wieder eine SPD-Liste zustande kommt. »Es ist unglaublich schade, aber mit den Wenigen hätten wir es nicht gestemmt«, bedauert die SPD-Kreisvorsitzende Ronja Nothofer-Hahn, die in Ohmenhausen wohnt und auch schon Mitglied des Bezirksgemeinderates war. Aber auch sie ist optimistisch. »Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in fünf Jahren wieder angreifen.«
Bezirksbürgermeisterin ist Spitzenkandidatin
Die Freie Wählerliste CDU und Unabhängige Ohmenhausen hatte keine Schwierigkeiten, ihre Liste vollzukriegen. Sie tritt mit vier Frauen und sieben Männern an. Von der »alten« Riege bleiben Ortsvorsteherin Andrea Fähnle, ihr Stellvertreter Werner Koch, der Stimmenkönig von 2019 Achim Weiblen und Martin Graziotti. Andrea Fähnle ist Spitzenkandidatin, auf Platz zwei steht ihr Stellvertreter Werner Koch, gefolgt von Sandra Schmid. Nicht mehr dabei sind Martin Ankele, der seit 1994 Mitglied des Ortschaftsrats war und jetzt für Jüngere Platz machen möchte, sowie Timo Maier, der sich aus beruflichen Gründen zurückzieht.
Attraktive Landschaft erhalten
Die elf Kandidierenden wollen sich für die Umsetzung noch anstehender Vorhaben wie den Bau des Jugendtreffs und der Turn- und Festhalle, die Schulmensa-Erweiterung, die Sanierung der Sportanlagen und des Lehrschwimmbeckens stark machen. Sie setzen auf eine »moderate Weiterentwicklung« Ohmenhausens durch Innenverdichtung, Schließen von Baulücken und Baulanderschließung, wollen außerdem den Glasfaserausbau zeitnah abschließen. Die Besonderheiten von Ohmenhausen, die Umgebung von attraktiver Landschaft und den vielen Grüninseln im Ort gelte es zu erhalten und zu fördern.
Die Erfolge der vergangenen Jahre seien Ansporn zur Übernahme von Verantwortung – auch für das Amt der Bezirksbürgermeisterin. »Mir liegt Ohmenhausen sehr am Herzen und ich würde gerne für weitere Projekte kämpfen«, nennt die Ortsvorsteherin die Gründe, warum sie gerne weitermachen würde. Nicht alleine, wie sie betont, »sondern natürlich mit einem aktionsübergreifenden Bezirksgemeinderat mit Fokus auf Ohmenhausen«. Wichtig ist ihr außer den Sachthemen, »dass wir als Bezirksgemeinde in Reutlingen gesehen werden«.
Höherer Frauenanteil bei den Grünen
Bei den Grünen und Unabhängigen wurde bei der Aufstellung der Liste Wert auf »frischen Wind in Form von neuen Kandidierenden« und eine Erhöhung des Frauenanteils gelegt. »Mit vierzig Prozent Frauen gelang es uns zwar nicht ganz, die Parität zu erreichen. Dennoch sind wir mit unserer Liste sehr zufrieden«, so Manfred Salzbrunn, Spitzenkandidat und zweiter Stellvertreter von Andrea Fähnle. Auf Platz zwei folgt mit Helmer Malthaner ebenfalls ein sehr erfahrener und mit Ohmenhausen eng verbundener Kandidat. Auf Platz drei steht mit Julia Sellner eine junge, berufstätige Mutter, die sich aktiv für die Energiewende und verbesserte Angebote der Kinderbetreuung engagieren möchte.
Sachorientierte Diskussionen
Für die Grünen Ohmenhausen stehen sachorientierte Diskussionen im Vordergrund. In Kürze seien wichtige Fragen mit großer Relevanz für Ohmenhausen zu beantworten, wie etwa die Trassenführung der Regionalstadtbahn. »Für die Zweigleisigkeit durch Ohmenhausen setzen sich alle Kandidierenden ein«, kommentiert Helmer Malthaner. »Die Optimierung des Radwegenetzes und die ökologische Entwicklung der Streuobstwiesen mitsamt der umliegenden Natur sind hoch einzuschätzende Schwerpunkte unserer Kommunalpolitik«, betont Manfred Salzbrunn. (GEA)