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Novavax-Flop: Impfstoff wird in Reutlingen und Tübingen zum Ladenhüter

In den Impfstoff von Novavax wurden große Erwartungen gesteckt. Die haben sich nicht erfüllt. In Reutlingen und Tübingen bleiben die Impfzentren auf dem Vakzin sitzen.

Coronavirus - Novavax-Impstoff
Der Corona-Impfstoff von Novavax wird angeliefert und in gekühlten Containern zwischengelagert. Foto: Dittrich/dpa
Der Corona-Impfstoff von Novavax wird angeliefert und in gekühlten Containern zwischengelagert.
Foto: Dittrich/dpa

REUTLINGEN. Die Regierung hatte große Hoffnungen in ihn gesetzt: Nuvaxovid, den Impfstoff der Firma Novavax. Das fünfte in der EU zugelassene Corona-Vakzin sollte dabei helfen, die Impflücke zu schließen. »Wir haben mit dem Novavax-Impfstoff jetzt sicher noch einmal eine neue Möglichkeit, diejenigen von einer Impfung zu überzeugen, die sich bislang gegen mRNA-Impfstoffe entschieden haben«, sagte der Leiter des Corona-Krisenstabes der Bundesregierung, Generalmajor Carsten Breuer, der »Wirtschaftswoche«.

Ein Blick in die Impfzentren der Region zeigt jedoch inzwischen ein anderes Bild: Bislang haben sich noch nicht viele ungeimpfte Menschen überzeugen lassen. Wie auch andernorts in Deutschland scheint der neue Impfstoff in Reutlingen und Tübingen eher ein Ladenhüter zu sein. 

290 Novavax-Impfungen im Kreis Reutlingen bislang

Seit Freitag, 4. März, werden Impfungen mit dem neuen Vakzin in der Region angeboten. Der Kreis Reutlingen hat nach Auskunft des Landratsamtes 5.000 Novavax-Dosen erhalten. Die Nachfrage ist mäßig. »Stand heute wurden 290 Impfungen mit Novavax durchgeführt«, teilt Landratsamt-Sprecherin Jacqueline Laci am Dienstag, 15. März, dem GEA mit. Bei der von ihr genannten Zahl handelt es sich um Erstimpfungen, denn die Zweitimpfung darf erst nach mindestens drei Wochen durchgeführt werden. 

Zum Vergleich: Im selben Zeitraum wurden im Kreis Reutlingen 696 Impfungen mit Biontech und 224 mit Moderna durchgeführt. Dabei kann es sich allerdings auch um Zweit- oder Boosterimpfungen gehandelt haben.

Knapp über 50 Impfungen im Kreis Tübingen 

Der etwas kleinere Kreis Tübingen hat 3.100 Novavax-Dosen erhalten. Wie viel Novavax in die Landkreise geliefert wird, bestimmen diese nicht selbst. Der Impfstoff wird den Kreisen nach Einwohnerzahlen aufgeschlüsselt vom Land zugeteilt. 

Auch in der Tübinger Region scheinen nicht übermäßig viele ungeimpfte Menschen Interesse am neuen Impfstoff zu haben. Er wird bislang nur in der Alten Apotheke in Tübingen verimpft. An sechs Tagen »wurden bisher knapp über 50 Impfungen« mit Novavax durchgeführt, teilt Landratsamt-Sprecherin Martina Guizetti mit. Laut Mitarbeitern des Tübinger Impfzentrums sei die Nachfrage nach Novavax im Vorhinein höher gewesen, als die bisher durchgeführten Impfungen es jetzt zeigten, so Guizetti weiter. Der Impfstoff könne »bei Bedarf« auch an Arztpraxen verteilt werden. 

Praxen konnten erste Novavax-Lieferung bestellen

Diese haben bislang noch kein Novavax vom Bund erhalten. Bis zum heutigen Dienstag konnten die Praxen ihre erste Lieferung beim Bund bestellen. Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, hatte jedoch schon vor einer Woche gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland eher skeptisch auf die Hoffnungen geblickt, die man in Novavax gesetzt hatte: »In den Praxen gibt es bislang nur vereinzelte Nachfragen von Patientinnen und Patienten zu dem Novavax-Impfstoff.«

Die Landkreise Reutlingen und Tübingen sind mit dem eher mauen Interesse am neuen Impfstoff keine Ausnahme: Im ganzen Land sei »die Nachfrage nach dem Novavax-Serum derzeit sehr gering«, so die Auskunft von Florian Mader, Pressesprecher des Sozialministeriums. Baden-Württemberg habe in der Kalenderwoche 9 (28. Februar bis 6. März) die erste Charge mit 192.000 Novavax-Dosen erhalten. Stand Montag, 14. März, seien davon 4.185 verimpft worden. 

Im ersten Quartal soll Deutschland laut Bundesgesundheitsministerium insgesamt rund vier Millionen Dosen des Novavax-Impfstoffs bekommen. Das schrieb die Deutsche Presse-Agentur. Von April bis Juni sollen dann bis zu 30 Millionen weitere Dosen folgen. Wie mit den eventuell nicht benötigten Impfdosen in den Landkreisen umgegangen wird, entscheidet der Bund, da er nach Angaben der Sozialministeriums auch weiterhin Eigentümer der Impfdosen ist. Die in den Kreis Reutlingen gelieferten Impfdosen sind jedenfalls bis Anfang Dezember 2022 haltbar. (GEA)