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Nistkästen gebastelt: Vögel fliegen total auf Mittelstadt

Seit Jahren bastelt Arno Wilhelm einfach so und auf eigene Kosten Nistkästen für die Streuobstwiesen von Mittelstadt.

Arno Wilhelm ist der Mann, auf den in Mittelstadt viele Vögel fliegen. Bis jetzt hat er 78 Vogelhäuser gebaut sowie aufgehängt.
Arno Wilhelm ist der Mann, auf den in Mittelstadt viele Vögel fliegen. Bis jetzt hat er 78 Vogelhäuser gebaut sowie aufgehängt. Foto: Stephan Zenke
Arno Wilhelm ist der Mann, auf den in Mittelstadt viele Vögel fliegen. Bis jetzt hat er 78 Vogelhäuser gebaut sowie aufgehängt.
Foto: Stephan Zenke

MITTELSTADT. Vogel müsste man sein – zumindest im idyllischen Mittelstadt. Denn hier sorgt seit Jahren Arno Wilhelm für kostenlose Luxuswohnungen in den Streuobstwiesen. Der 83 Jahre alte Mann bastelt einfach so und auf eigene Kosten liebevoll Nistkästen in Kleinserie. Fein nummeriert hängen seine Werke mittlerweile in großer Zahl an Ästen, werden jedes Jahr wieder gerne besiedelt. Es ist zum Piepen.

Begeistert faltet Stephan Heinlin vom Bezirksamt eine große Karte auseinander, auf der die Standorte der Wilhelm’schen Kästen verzeichnet sind. Jeder Punkt ein Baum, jede Nummer ein Vogelhaus. »Überall hängen die«, freut sich Heinlin, »das finde ich super. Wir unterstützen das«. Zusammengezählt baumeln bereits 78 Appartements für Piepmätze und ihren Nachwuchs auf Mittelstädter Gemarkung. Der Mann, dem die fliegende Tierwelt das zu verdanken hat, kommt ganz unauffällig daher.

»Überall hängen die Kästen. Finden wir super«

Blaue Jacke, schwarze Schirmmütze, robuste Schuhe und ein gewinnendes Lächeln. Arno Wilhelm macht keinen Wind um das, was er schlichtweg eine Freizeitbeschäftigung nennt. »Ich war schon immer ein Hobbybastler«, erzählt er über sich selbst. Als Knabe baute er bereits Behausungen für Piepmätze. Beruflich hatte er danach eher mit ganz schweren Sachen zu tun.

An jedem Kasten hängt die tönerne Visitenkarte des Schöpfers mit seinen Initialen.
An jedem Kasten hängt die tönerne Visitenkarte des Schöpfers mit seinen Initialen. Foto: Stephan Zenke
An jedem Kasten hängt die tönerne Visitenkarte des Schöpfers mit seinen Initialen.
Foto: Stephan Zenke

Als gelernter Werkzeugmacher arbeitet er viele Jahre bei der Gießerei Wilhelm Schenk in Maulbronn, die mittlerweile Geschichte ist. »Wir haben Motor- und Getriebeblöcke gemacht«, erinnert er sich an seine Zeit als Vorarbeiter für den Aufbau von Druckgussformen. Privat entwickelt sich das Leben mit Liebe weiter. Arno Wilhelm heiratet, wird Vater von drei Kindern und kann sich mittlerweile über zwei Enkel freuen.

Nistkästen selber bauen

»Seit den Anfängen des Vogelschutzes zählt das Bauen und Anbringen von Nistkästen zu den festen Bestandteilen aktiver Naturschutzarbeit vor Ort. Künstliche Nisthilfen sind da sinnvoll, wo Naturhöhlen fehlen, weil alte und morsche Bäume nicht mehr vorhanden sind, oder es an Gebäuden keine geeigneten Brutnischen mehr gibt«, schreibt der NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. als nach eigenen Angaben mitgliederstärkster Umweltverband in Deutschland. Auf seiner Website finden sich jede Menge Bauanleitungen etwa für Höhlenbrüter oder Spatzen sowie auch Schleiereulen inklusive Materiallisten. Leider funktioniert die Suche auf der Website nach dem Stichwort »Nistkästen« nicht richtig, daher kommt hier ein extra langer Link zur Seite direkt. https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/helfen/nistkaesten/index.html

Wesentlichen Raum in seiner Biografie nimmt der Weinbau ein. Über 11 Jahre lang ist er Vorstand der Weingärtnergenossenschaft Hohenklingen, besitzt selbst ein Stück Weinberg. »Wir hatten nur Trollinger«, erinnert er sich an die guten Tropfen aus diesen Jahren. Als Winzer ist er kein großer Vogelfreund gewesen, weil Amseln und andere gefiederte Wesen gerne an den Trauben naschen. Seit 2012 lebt er in Mittelstadt.

Stephan Heinlin vom Bezirksamt ist begeistert, wenn er die Karte aller Nistkästen zeigt.
Stephan Heinlin vom Bezirksamt ist begeistert, wenn er die Karte aller Nistkästen zeigt. Foto: Stephan Zenke
Stephan Heinlin vom Bezirksamt ist begeistert, wenn er die Karte aller Nistkästen zeigt.
Foto: Stephan Zenke

Hat er einen Vogel? Nein, pariert er die Scherzfrage gelassen, »aber ich war schon immer an Vögeln interessiert«. Nur zum Beobachten der zwitschernden Tiere blieb ihm selten Zeit. Mittlerweile kann er das gelassen tun. Zu einem Mitglied des Nabu hat er freundschaftliche Verbindungen. Aktives Mitglied ist er beim Obst- und Gartenbauverein Mittelstadt sowie beim Albverein, die beide gelegentlich bei seinen Nistkästen behilflich sind, etwa wenn es um die Reinigung der Behausungen nach der Brutsaison geht. So hübsch wie die Kästen aussehen, so einfach und günstig sind sie gebaut.

»Ich war schon immer an Vögeln interessiert«

»Das darf nix kosten«, meint der Mittelstädter, um anschließend von seinen Spaziergängen vorbei an Firmen im Ort zu berichten. Wenn dort Paletten oder Holzkisten herumstehen, fragt Wilhelm nach. Oft genug bekommt er das Holz dann geschenkt. Für einen Nistkasten benötigt er nur ein paar unbehandelte Bretter. Die werden in seiner Garage aufs richtige Maß gesägt, anschließend zusammengeschraubt. Oben sorgt etwas Dachpappe für dauerhaften Wetterschutz, die Außenwände werden mit Holzlack behandelt. Noch ein Haken sowie eine kreisrunde Pforte für die Vögel – fertig. »Das Loch ist immer 30 Millimeter groß«, verrät er. Falls es den Piepmätzen zu klein ist, würden die es schon selbst vergrößern. Zur Krönung des Werkes dient eine tönerne Marke mit seinen Initialen. (GEA)