REUTLINGEN. Auf der größten Baustelle der Stadt läuft es richtig rund. Denn das neue Landratsamt Reutlingen nähert sich seit dem Baggerbiss im Juni 2022 sowohl im Zeit- als auch im Kostenplan weitgehend problemlos seiner Fertigstellung. Im Sommer kommenden Jahres soll mit dem Einzug begonnen werden. Was jetzt schon auffällt, ist die im Sonnenlicht strahlende Klinkerfassade: Das Gebäude zeigt sein endgültiges Gesicht.
Vom Ortseingang an der Stuttgarter Straße aus lässt sich das Gesamtkunstwerk am besten bestaunen und begreifen. Der Rohbau ist längst fertig. Es ist kein Zufall, dass die oberen Stockwerke bereits ihr Gerüst verloren haben. »Das Gebäude wird von oben nach unten fertiggestellt«, erklärt Marius Pawlak als Verwaltungsdezernent, mithin einer der Chefs der Kreisverwaltung.
»Wir liegen im Rahmen der Baukosten und voll im Zeitplan«
Gut zu sehen ist die vom Architektenbüro Riehle Koeth entworfene Gestalt der beiden Baukörper. Ein Detail ist der abgeschnittene Giebel an der Straßenspitze. Ganz oben bekommt Landrat Dr. Ulrich Fiedler sein Arbeitszimmer. Mit ihm werden in einer der größten Umzugsaktionen des Landkreises Reutlingen im kommenden Jahr aus insgesamt 27 Gebäuden rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das neue Verwaltungsgebäude mit seiner Nutzfläche von 22.000 Quadratmetern sowie drei Unter-, einem Erd- und fünf Obergeschossen in Besitz nehmen. "Alle Ämter, die bislang in der Oststadt untergebracht sind, ziehen um", hat Projektleiterin Christina Bauer die logistische Herausforderung beschrieben. Gebaut wird das Amt der Zukunft von der Georg Reisch GmbH & Co. KG aus Bad Saulgau, nach Fertigstellung kauft es der Landkreis. Die Baukosten betragen 179 Millionen Euro. »Wir liegen im Rahmen der Baukosten und voll im Zeitplan«, freut sich Pawlak. Vor Ort fällt der Blick des Betrachters auf die Hülle.
Mehr zum Amt
Das neue Reutlinger Landratsamt wird über Generationen mehr als das Stadtbild prägen. Entworfen und gestaltet wurde der Bau vom Architekturbüro Riehle Koeth GmbH + Co. KG.
Wir haben Hannes Riehle und seinen Partner Maximilian Köth besucht und gefragt: Wie haben Sie das gemacht? Mehr zu den Architekten auf gea.de. Begeisterung hat sich beim Baggerbiss für das neue Reutlinger Landratsamt im Juni ausgebreitet. »Was für ein großartiger Tag«, sagt damals Landrat Dr. Ulrich Fiedler, »wir gestalten hier ein gemeinsames Stück nachhaltiger Zukunft.« Mehr zum Baubeginn finden Sie auf gea.de. (zen)
Im obersten Stockwerk gut zu sehen sind die geschwungenen Formen der Klinkerfassade, die sich auf den unteren Stockwerken geradlinig gibt. Verbaut wurde »Wasserstrich Backstein Klinker im Normalformat«. Die einzelnen Steine kommen aus dem hohen Norden, genauer gesagt von der Ziegelei Hebrok aus dem niedersächsischen Natrup-Hagen. Insgesamt bilden 390.000 der robusten Ziegel die Außenhaut.
Die 550 Tonnen »Vormauermörtel beige-weiß« stammen von Sakret Trockenbeton aus München. 3.600 Meter Beton-Fertigteile für Außensimse oder Attika-Abdeckungen hat Reisch produziert. Die Unterkonstruktionen der Fassade, hergestellt von der Wilhelm Modersohn GmbH in Spange, bestehen aus 55 Tonnen Edelstahl. Für die kunstvolle Arbeit mit den kleinen Steinen vor Ort zeichnet die Ilmenauer Klinker Kuntz GmbH verantwortlich. Da haben also viele Fachleute Hand in Hand gearbeitet.
»Ich finde die Farbwahl sehr gelungen«, sagt Pawlak. »Die geschwungenen Linien machen das Gebäude aus meiner Sicht weicher. Das Amt passt gut an die Stelle und kommt gut rüber«. Vor allem durch den Verkehrsdreck der Stuttgarter Straße dürfte sich das Erscheinungsbild allerdings rasch verändern. »Die Klinkerfassade gibt dem Gebäude eine gewisse Zeitlosigkeit. Es wird in Schönheit altern«, ist sich der Verwaltungsdezernent gewiss.
»Jetzt kommen die Ausschreibungen für die Ausstattung«
Während sich also das Bauwerk in großen Schritten seiner Fertigstellung nähert – auch Strom, Wasser und Heizung sind schon vorhanden – hat die Arbeitsgruppe "Projekt Neubau" im Landratsamt alle Hände voll zu tun. »Jetzt kommen die Ausschreibungen für die Ausstattung«, erklärt Pawlak.
In weiser Voraussicht habe man mit der Beschaffung von neuen Computern oder anderen IT-Gerätschaften gewartet, um damit den neuen Ort auszurüsten. »Wir müssen unseren Serverpark austauschen«, nennt der Dezernent ein Beispiel, »und verschwenden keine Steuermittel, sondern haben auf den Punkt geplant«. Dem Vernehmen nach werfen die Verantwortlichen bereits prüfende Blicke auf geeignete Büromöbel oder Arbeitsstühle.
Der Konferenz-Kalender der Arbeitsgruppe ist mit zahlreichen Themen, etwa der Umzugsplanung, gefüllt. Noch offen ist zudem, was mit den alten Immobilien des Kreises in der Oststadt nach dem Umzug wird. Die Stadt Reutlingen wurde als erster möglicher Käufer gefragt, aber noch ist keine Entscheidung gefallen. (GEA)