REUTLINGEN. Daten sind das Gold der digitalen Welt. Im Rahmen des Forschungsprojektes Aida wird dieses Edelmaterial jetzt im Innoport Reutlingen geschürft. Es geht um die realitätsnahe Entwicklung von Sensorik, insbesondere für urbanes autonomes Fahren im Fußgängerumfeld. Ausgeschrieben steht Aida für Artificial Intelligence Data-Incubation Center. Versteht kein Mensch, macht aber nix. Bei der Eröffnung der Aida-Halle im Innoport haben hochkarätige Redner klargemacht, dass, was dahinter steckt, im Prinzip alle Menschen im Straßenverkehr betrifft. Denn es wäre doch sehr fein, wenn einen fahrerlose Mobile in Zukunft nicht überfahren.
Nachrichten der Gegenwart zeigen, dass der Weg zu wirklich autonomen Fahrzeugen noch weit ist: In den USA untersuchen Behörden Unfälle mit dem sogenannten »Tesla Autopiloten« oder klagt die Stadt San Francisco gegen die Zulassung von Robotertaxis von Waymo. Dies im Hinterkopf behaltend ist das, was am Dienstagabend in einer großen Halle des Innoport gefeiert wird, durchaus zukunftsweisend. Projektkoordinator Professor Dr.-Ing. Christobal Curio zeigt auf der Bühne Bilder von Szenarien, die auf den 2.700 überdachten Quadratmetern durchgespielt werden: Autos und Fußgänger bewegen sich mit- und gegeneinander. Es geht darum, diese Situationen in Datenmodellen zu erfassen.
Daten für künstliche Intelligenz
»Wir wollen seltene Fälle erheben, mit denen Autos umgehen sollen«, sagt Curio. Das sind vielfältige Verhaltensweisen von Fußgängern, unvorhergesehene menschliche Bewegungen - vom Überqueren eines Zebrastreifens bis zu plötzlichen Gehpausen. Autonome Fahrzeuge sollten sowas ohne Verzögerung interpretieren und darauf reagieren. Womit sogenannte künstliche Intelligenz ins Spiel kommt, die tatsächlich ziemlich dumm sein kann, wenn ihr die passenden Daten fehlen. Das Reutlinger Forschungsprojekt soll seinen Teil als KI-Dateninkubator dazu beitragen. Sozusagen ein Brutkasten für Dateneier. Das begeistert die Prominenz der Projektpartner.
»Wir nutzen hier regionale Kompetenz bestmöglich«, freut sich Professor Hendrik Brumme als Präsident der Hochschule Reutlingen, deren Informatiker wie Professor Curio ganz vorne mit dabei sind. Entstanden sei, sagt Brumme, ein einzigartiges Netzwerk. »KI ist zu einem großen Fortschrittstreiber geworden«, meint der Staatssekretär im Stuttgarter Wissenschaftsministerium Arne Braun, »wir müssen lernen, damit umzugehen und Regeln zu entwickeln«. Deswegen fördern das Land und die Europäische Union das auf fünf Jahre angelegte Projekt, dessen Gesamtvolumen 3,2 Millionen Euro beträgt. Derart zukunftsweisende Unterfangen finden auch andere super.
Oberbürgermeister Thomas Keck bezeichnet Aida als einen weiteren Baustein in der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Hochschule Reutlingen. Der baden-württembergische IHK-Präsident Christian Erbe betont: »Wissenschaft und Wirtschaft gehören zusammen.« Dann berichtet er von einer »wirklich beeindruckenden Fahrt« mit einem Waymo Robotertaxi. Erbe bekennt, »ich habe selbst in ein autonomes Fahrzeug investiert«. Nach Festreden und einer Führung durch die Halle mit anderen Projektpartnern aus Wissenschaft und Wirtschaft - zu sehen etwa ein Versuchsfahrzeug mit Stern - endet die Eröffnung mit Schlückchen und Häppchen. (GEA)
https://aida.reutlingen-university.de