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Neue Fußgängerbrücke für den Reutlinger Lindachknoten

Eine separate Fußgängerbrücke über die Echaz soll die Lage an der vielbefahrenen Kreuzung verbessern.

Eine der vielen Problemzonen am Lindachknoten:  Radler und Fußgänger müssen sich einen schmalen Gehweg teilen.
Eine der vielen Problemzonen am Lindachknoten: Radler und Fußgänger müssen sich einen schmalen Gehweg teilen. Foto: Frank Pieth
Eine der vielen Problemzonen am Lindachknoten: Radler und Fußgänger müssen sich einen schmalen Gehweg teilen.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Viele Autos, Busse, viele Fußgänger, jede Menge Radfahrer, eilige Rettungswagen aus dem (oder zum) Steinenberg-Klinikum: Der Lindachknoten ist einer der neuralgischsten Verkehrsknotenpunkte in der gesamten Stadt, weil er für die großen Verkehrsmengen insbesondere im Bereich der Einmündung der Lederstaße in die Lindachstraße eigentlich viel zu eng ist. Die vorhandene Brücke ist 12,50 Meter breit. Herüber schlängelt sich alles, was in diesem Bereich ins dicht besiedelte Ringelbachgebiet will oder eben dort hinaus.

Der Knoten ist kein Unfallschwerpunkt (das bestätigt auch die Polizei auf GEA-Nachfrage). Er sei aber, so führte Tiefbauamtschef Frank Bader am Dienstagabend im Gemeinderat aus, »eine bedeutende Querung mit vielen Konfliktpunkten«.

Seit Jahren knobelt die Stadt am Thema. Am Dienstag präsentierte Bader nun die Vorlage zur Lösung: Die Verkehrsarten sollen entzerrt werden, indem über die Echaz eine Fußgängerbrücke gebaut wird. Drei Meter breit, 21 Meter lang soll das Bauwerk sein. 1,3 Millionen Euro will die Stadt investieren. Bund und Land sollen Fördermittel in Höhe von rund 450.000 Euro beisteuern. Baubeginn ist auf Juni 2025 angesetzt.

Neue Brücke für Fußgänger, Gehweg auf der alten Brücke für Radler und Straße für die Autofahrer. So sieht die Lösung der Verwalt
Neue Brücke für Fußgänger, Gehweg auf der alten Brücke für Radler und Straße für die Autofahrer. So sieht die Lösung der Verwaltung für den Lindachknoten aus. Foto: Stadt/Repro
Neue Brücke für Fußgänger, Gehweg auf der alten Brücke für Radler und Straße für die Autofahrer. So sieht die Lösung der Verwaltung für den Lindachknoten aus.
Foto: Stadt/Repro

Bei einer Zählung wurden bereits im Jahr 2015 über 3.200 Fußgänger und Radfahrer an der Querungsstelle über Echaz und Bundesstraße ermittelt. Der von beiden Verkehrsarten genutzte Gehweg über die Brücke gen Ringelbach misst dabei gerade mal schmale 2,75 Meter (Mindestbreite laut Vorschrift: 3,25 Meter).

Künftig sollen die Radler den Gehweg der vorhandenen Brücke nutzen. Die Radschutzstreifen auf der Straße entfallen. Die Rechtsabbiegespur auf der Lederstraße stadtauswärts gen Lindachstraße wird zudem als Protected Bikelane abgetrennt, sodass auch hier der Gehweg den Fußgängern gehört.

Eine klare Mehrheit des Gremiums stimmte für das Vorhaben. »Ein Gewinn für die Stadt«: SPD-Rat Ramazan Selcuk freute sich, dass etwas für die »oft unterschätzte Verkehrsart« zu Fuß gehen getan wird. Die Entflechtung diene der Sicherheit, mache gerade auch Älteren, die oft per pedes unterwegs sind, das Leben leichter.

»Die Stadt soll sich lieber mehr um Fußgänger an anderer Stelle kümmern«

WiR-Vertreter Marco Wolz freut sich insbesondere auch für die Jungen. Seien doch auf der Hauptradroute 2 (Oststadt-Freibad), die den Knoten passiert, zahlreiche Schüler unterwegs. Bei der FWV hat man zwar Bedenken wegen des Geldes. »Aber auch wir stimmen pro Sicherheit«, so Erich Fritz. Er hat auch kein Problem damit, »wenn mal ein Radler über die Fußgängerbrücke fährt, wenn sonst keiner drauf ist«.

»Wir lehnen sie natürlich in Gänze ab«, sagte hingegen CDU-Gemeinderat Udo Weinmann, »in aller Deutlichkeit«, wie er hinzufügte. Auch wenn Weihnachten sei und es viele Wünsche gebe. Es gelte jedoch angesichts der Haushaltslage nur notwendige Investitionen zu tätigen. »Ist dies eine?«, fragte er in die Runde.

»Großes Lob für die Lösung. Eine gelungene Entflechtung«

SPD-Fraktionschef Helmut Treutlein fürchtete, dass sich die CDU-Fraktion allzu sehr als einziger Hüter solider Stadtfinanzen ins Licht rückte und forderte die Christdemokraten auf, sie sollten doch endlich mal ihren Antrag auf eine teure Linksabbiegerspur (für Autofahrer) zur Stadthallen-Tiefgarage fallen lassen.

Udo Weinmann argumentierte weiter, der Verkehr am Lindachknoten funktioniere. Es gebe keine Unfälle. Umtreiben tut ihn vielmehr die Sorge, dass Radler die Fußgänger-Brücke nutzen könnten. Kollegin Elisabeth Hillebrand erinnerte daran, dass der Fußgängersteg an der Stadthalle abgebaut wurde. Bisher ohne Ersatz. »Wo ist denn die Sicherheit der Fußgänger am Kalbfellplatz«, fragte sie das Gremium.

Auch Regine Vohrer (FDP) sieht keine Notwendigkeit für das Bauwerk. »In Anbetracht der Haushaltslage stimmen wir dagegen.« Zugleich forderte sie, »sich mehr um Fußgänger an anderer Stelle zu kümmern«, etwa in der Fußgängerzone Wilhelmstraße, wo rüpelige Radfahrer ein Ärgernis sind. »Autofahrer werden angezeigt, Radfahrer nicht«, beklagte sie. Die AfD-Fraktion hat keine einheitliche Meinung. Neu-Stadtrat Heiko Brucker hatte »großes Lob für die Lösung – eine gelungene Entflechtung« und stimmte mit Hansjörg Schrade für die Lösung. (GEA)