REUTLINGEN. Prof. Dr.-Ing. Vera Hummel ist Professorin für Logistiksysteme und die Leiterin des »Werk150« auf dem Campus der Hochschule Reutlingen. Sie ist Visionärin, Strategin und eine der treibenden Kräfte der neuen Fakultät NXT Nachhaltigkeit und Technologie. Im Interview erläutert sie die Hintergründe und die zukünftige Ausrichtung von NXT.Frau Hummel, wie kam es dazu, dass die neue Fakultät NXT Nachhaltigkeit und Technologie an der Hochschule Reutlingen gegründet wurde?
Vera Hummel: Schon lange haben wir darüber nachgedacht, wie wir als Wirtschaftsingenieurinnen und -ingenieure die Themen der Zukunft bestmöglich adressieren können. Als die Hochschule Reutlingen die Möglichkeit bekam, die Soziale Arbeit in ihr Portfolio zu integrieren, mussten wir diese Chance einfach ergreifen. Zukunftsfähigkeit heißt für uns Veränderung. Deswegen lag es für uns nahe, diese neue Fakultät zu gründen. Wir werden uns ab März 2025 ganzheitlich damit auseinandersetzen, wie wir heutige und künftige Fragestellungen lösen können. Wenn man verfolgt, was heutzutage weltweit die größten Herausforderungen sind, dann wird auch klar, warum wir die Nachhaltigkeit als einen zentralen Aspekt der neuen Fakultät sehen.
Wofür steht die Abkürzung »NXT« und was ist die Idee dahinter?
Hummel: NXT ist die Abkürzung für Nachhaltigkeit und Technologie mit dem Menschen im Mittelpunkt. Da es wie »next« ausgesprochen wird, ist es einfach sehr positiv: Jung, innovativ und zukunftsorientiert.
»NXT ist die Abkürzung für Nachhaltigkeit und Technologie mit dem Menschen im Mittelpunkt«
Bekommen die jetzigen Studierenden, die ihr Studium der Wirtschaftsingenieurswissenschaften an der ESB Business School begonnen haben, eigentlich noch einen ESB-Abschluss?
Hummel: Es ist schon immer die Hochschule Reutlingen, die den Abschluss verleiht. Daher hat sich für unsere zukünftigen Absolvierenden an der Urkunde gar nichts verändert. Auch bekommen alle, die ihr Wirtschaftsingenieur-Studium bis heute bei uns anfangen, in ihrem Diploma Supplement bestätigt, dass sie an der ESB Business School studiert haben.
Wie passen die Wirtschaftsingenieurswissenschaften mit ihrem technischen Hintergrund und die Sozialwissenschaften zusammen?
Hummel: Wir sehen das Thema Nachhaltigkeit nicht als einen vorübergehenden Trend, sondern als eines der zukunftsbestimmenden Themen. Dieses können wir nur gemeinsam mit der Sozialen Arbeit ganzheitlich abbilden. Neben der wirtschaftlichen, ökologischen und technologischen Nachhaltigkeit, müssen also auch die Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit in unserer Fakultät integriert sein. Deshalb stellen wir uns bereits jetzt so auf, dass wir mit künftigen Studienformaten das Thema Nachhaltigkeit innovativ aus einer 360-Grad-Perspektive bespielen können.
Ich möchte aber nochmals betonen, dass die heutigen Studiengänge und Forschungsthemen bestehen bleiben. Wir werden ergänzend mit dem Kollegium der Sozialwissenschaften neue Studiengänge im Kontext der Nachhaltigkeit aufbauen. Ein erster neuer Studiengang befindet sich bereits in der Konzeption und wird voraussichtlich ab 2026 angeboten werden.Würden Sie demnach sagen, dass NXT eine zukunftsweisende Ausrichtung hat? Wenn ja, inwiefern?
Hummel: Ich freue mich sehr über diese Frage, da die Ausrichtung von NXT absolut zukunftsweisend ist. So werden wir passende Antworten auf die wichtigsten Herausforderungen der Zukunft haben. Und wir werden Persönlichkeiten entwickeln können, die genau diese Herausforderungen in nationalen und internationalen Organisationen meistern können. Unsere Absolvierenden können demnach einen nachhaltigen Beitrag zum Wohlstand der Gesellschaft leisten.
Nachhaltigkeit ist ein großer Begriff. Wie wird dieser in der neuen Fakultät NXT in die Praxis umgesetzt?
Hummel: Indem Studierendenprojekte mit Industrie- und Sozialakteuren in den Bachelor- und Masterstudiengängen die Nachhaltigkeit im Fokus haben. Aber auch in der Forschung werden wir dies adressieren: Wir haben bei künftigen Ausschreibungen technische und soziale Innovationen im Blick. Beispiele wären Exoskelette und kollaborative Roboter zur Unterstützung von Mitarbeitenden in der Industrie, in Kliniken oder Pflegeheimen. Die Möglichkeiten auf diesem Gebiet sind unglaublich vielfältig.
»Wir sehen das Thema Nachhaltigkeit als eines der zukunfts- bestimmenden Themen«
Wie wichtig ist der Praxisbezug in den Studiengängen des Wirtschaftsingenieurwesens und der Sozialen Arbeit?
Hummel: Der Praxisbezug ist in allen Studiengängen der Hochschule Reutlingen wichtig – das ist unsere DNA und es zeichnet uns aus. Für uns als Fakultät NXT Nachhaltigkeit und Technologie bedeutet es, dass wir Praxissemester im In- und Ausland, Exkursionen, Projekte und Ab-schlussarbeiten in Kooperation mit Industrie, diakonischen Einrichtungen, Kreiskliniken und vielen weiteren Akteuren anbieten. Diese enge Zusammenarbeit wollen wir weiter ausbauen und intensiveren. Aktuell diskutieren wir mit unseren Partnern über ihre Bedarfe in der Zukunft und neue Themenfelder, die wir dann mit unseren Studiengängen und Projekten abdecken werden. So stellen wir sicher, dass wir kontinuierlich die aktuellen Themen aus der Praxis als Input für unsere Weiterentwicklung erhalten.