REUTLINGEN. "Im vergangenen Sommer ist der aus dem Jahr 1952 stammende Mittelbau abgerissen worden", berichtete Robert Manger jüngst vor dem Spatenstich für den Neubau. Der Geschäftsführer der Freien Georgenschule in der Reutlinger Frauenstraße deutete auch auf die enorme Summe von mehr als 5 Millionen Euro, die das Bauvorhaben letztlich kosten wird. "Dafür haben wir lange sparen müssen", sagte Andrea Petzold vom Verein für ein Freies Schulwesen Reutlingen.
3,3 Millionen Euro müssen in den Neubau investiert werden, hinzu kommen etwa Kosten für die neue Schulhofgestaltung, inklusive einer Hoffläche, die als Rückhalte- und Versickerungsfläche bei Starkregen dienen soll. »Vor zehn Jahren ist das Thema Renovierung des Mittelbaus aufgekommen«, so der ebenfalls im Verein engagierte Timo Seeberger. Zwei Jahre sei geprüft worden, ob eine Renovierung möglich sei – mit negativem Ergebnis. »Der Mittelbau war nicht zu halten«, so Seeberger.
Viel Raum zur Entfaltung
Also wurde ein Neubau geplant, ein Baukreis hatte sich gebildet, zwei Architektenbüros waren angefragt worden. »Doch dann kam Corona dazwischen«, erklärt Seeberger die Umstände. Nach der Pandemie wurde umgedacht und ein neues Konzept erarbeitet. Heraus kam dabei nun das Modell eines vierstöckigen Gebäudes, das direkt an das Hauptgebäude anschließt. Zwei Eurythmieräume werden darin enthalten sein. In diesen Räumen werden meist Bewegungen zu Gedichten und Musikstücken einstudiert und präsentiert. Dazu kommen drei Kunsträume, eine zweigeschossige Mediathek und Gruppen- und Sanitärräume.
Die Mediathek soll als Lern- und Aufenthaltsraum für die Schülerinnen und Schüler dienen, und sich über eine große Glasfassade zum Schulhof hin öffnen. Auf einem Pultdach wird eine Photovoltaikanlage installiert, »im Bereich des Treppenhauses ist ein Flachdach mit Begrünung vorgesehen«, wie Architekt Olaf Hübner ausführte. Der Schulhof werde neu gestaltet, in verschiedenen Bereichen seien Sitzflächen geplant, dazu Raum für Spiele und Bewegung oder auch für Unterricht im Freien.
»Wir erhalten als Waldorfschule - und damit Privatschule - keine Zuschüsse von Land, Stadt oder Landkreis«, sagte Geschäftsführer Manger. Für den Betrieb der Schule übernehme allerdings das Land 75 Prozent der Unkosten, 25 Prozent muss der Verein selbst tragen. »Das sind jährlich 1,2 Millionen Euro«, so Robert Manger. Das Schulgeld, das genommen werden müsse, »wird einkommensabhängig erhoben«. Auch Bürgergeldempfänger hätten somit die Chance, ihre Kinder an der Waldorfschule lernen zu lassen. Insgesamt sind 360 Schülerinnen und Schüler an der Freien Georgenschule, außerdem gibt es einen Kindergarten mit weiteren 100 Kindern.
Schon 1946, nur ein Jahr nach Weltkriegsende, ist die Schule entstanden. Das einzige Gebäude, das die neue Lehreinrichtung damals nutzen konnte, war eine Baracke des Waffenproduzenten Mauser. »Ansonsten waren hier, wo jetzt die Georgenschule steht, nur Obstwiesen.« Der erste Bau, der schließlich zu Beginn der 1950er Jahre entstand, war eben der Mittelbau, der vergangenen Sommer abgerissen wurde.
»Bis zur Vollendung des Neubaus werden wir noch 2,5 Jahre abwarten müssen«, mutmaßte Timo Seeberger. Im Oktober 2025 soll der Rohbau zwar fertig sein, bis zum endgültigen Einzug werden jedoch zwei weitere Jahre ins Land gehen. »Was hier entsteht, ist für euch«, rief Architekt Hübner von, »plus bauplanung« den Kindern und Jugendlichen, die am feierlichen Spatenstich teilnahmen, zu. (GEA)