REUTLINGEN. Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zeigt das Naturtheater Reutlingen in dieser Saision zwei bekannte Stücke für Erwachsene und Kinder. Mit »Kohlhiesels Töchter« und »Die kleine Hexe« hat sich das Ensemble im Grünen höchst bekannte und amüsante Stoffe für seine Eigenproduktionen herausgesucht. Selbst wer den Filmklassiker aus den 60er Jahren mit Liselotte Pulver gesehen oder das Kinderbuch von Otfried Preußler gelesen hat, soll dabei angenehm unterhaltsam überrascht werden. Wer dabei sein möchte, sollte nicht zu lange zögern, denn die Eintrittskarten sind sehr begehrt.
Kohlhiesels Töchter
So unvergesslich wie Liselotte Pulver sich in der Doppelrolle als reizende Liesl und rüde Susi auf der Filmleinwand in die Herzen der Kinobesucher gespielt hat, verspricht auch die musikalische Komödie »Kohlhiesels Töchter« im Wasenwald zu werden. Denn die Geschichte ist einfach zu reizend: Die Töchter sollen unter der Haube. Doch bevor die schöne Liesl zum Traualtar schreiten darf, muss ihre kratzbürstige Schwester an den Mann gebracht werden. Für den Reutlinger Regisseur Alexander Reuter ist der »Film längst Kult«, aber seine Bühnenfassung dann doch eigenständig. Dialoge wurden gestrafft und modernisiert und es gibt tatsächlich zwei Darstellerinnen, sprich für jede Schwester eine. »Ein sehr amüsantes Stück, es gibt etwas zum Lachen«, lockt Reuter. Ein Geheimnis lüftet er freilich noch nicht, »ich habe den Schluss etwas verändert«. Wie stets darf sich das Publikum des Naturtheaters sowohl auf ein originelles Bühnenbild als auch mit viel Liebe handgeschneiderte Kostüme freuen.
Kostümbildnerin Catrin Brendel, die wie alle ehrenamtlichen Aktiven der Freilichtbühne seit Monaten heftig am Werk ist, hat nach ihren Worten bei aller Nostalgie und Romantik »etwas Pfiff« in den Klassiker hereingebracht. Herausgekommen sei »ein farbenfrohes Bild fürs Auge. Wir wollen die Zuschauer jedes Jahr überraschen«. Die Eigenproduktion für Erwachsene dauert etwa zweieinhalb Stunden inklusive Pause, Premiere ist am Samstag, 21. Juni, um 20 Uhr. Die letzte Vorstellung steht für den 23. August auf dem Programm. Ansprechen sollen die Festspiele im Stadtwald aber auch Mädchen und Jungen. Deswegen wird zum wiederholten Mal auf der Bühne gehext.
Die kleine Hexe
Da ist sie wieder, die kleine Hexe nach dem legendären Kinderbuch von Otfried Preußler in einer Bühnenfassung von John von Düffel. Was das Stück so spannend macht, erklärt Regisseur Irfan Kars mit einem verzauberten Blick: »Mitmachen wollen, aber nicht dürfen« sowie »Verbote, die das Verbotene natürlich besonders reizvoll machen«. So ist es einerseits für Kinder äußerst unterhaltsam zuzuschauen, wie die kleine Hexe endlich beim großen Tanz in der Walpurgisnacht mitmachen möchte, aber wegen ungenügender Hexenkünste noch nicht darf. Gleichzeitig aber auch sehr lehrreich zu betrachten, wie die Nachwuchshexe damit umgeht.
Die 14 Jahre junge Hexendarstellerin Vienna Kunz kann laut dem Regisseur »schon ganz frech sein. Und hat Bock auf das Stück«. Sie ist seit Jahren beim Naturtheater engagiert, was für eine beachtliche Bühnenpräsenz spricht. Eltern sollten rund zwei Stunden für den Besuch des Stückes einplanen, können sich dabei in der Pause auf eine nicht unwesentliche Kleinigkeit freuen: Es wird Popcorn geben. Premiere der Hexerei ist am Freitag, 27. Juni, um 15 Uhr. Letztmals gezaubert wird am Sonntag, 17. August.
Zu den beiden theatralischen Leckerbissen der Wasenwald-Festspiele gesellen sich dann noch vier Gastspiele. Das Theater Lindenhof ist mit dem Bauernkriegs-Stück »Wenn nicht heut', wann dann« vor Ort. Erneut wird es sowohl eine Musical Night als auch einen Konzertabend mit der Württembergischen Philharmonie geben. Dazu gesellt sich das Pop-Ereignis »Falco meets M. Jackson«. Dies alles macht Rainer Kurze als Vorsitzenden des Naturtheaters Reutlingen jetzt schon stolz sowie dankbar für die Unterstützung diverser Gönner. An erster Stelle nennt er die Kreissparkasse Reutlingen, ohne deren Geldmittel wenig gehen würde. »Wir müssen uns zu 80 Prozent selbst finanzieren«, rechnet Kurze vor.
Umso erfreulicher sei es, das sich die Güte des Gebotenen offenbar herumgesprochen habe. Bis jetzt sind laut Kurze bereits 14.000 von maximal 34.000 verfügbaren Eintrittskarten für diese Saison verkauft. Die Vorbestellung läuft platzgenau im Internet über das Naturtheater direkt oder über Vorverkaufsstellen wie das GEA-Service-Center am Burgplatz, die Reutlinger Tourist-Information am Marktplatz sowie den Tübinger Verkehrsverein an der Neckarbrücke. (GEA)