OFERDINGEN. Dem alteingesessenen Oferdinger fällt es direkt auf, wer nicht aus dem Ort kommt, muss zweimal hinschauen: Neben der Kulturscheune steht seit rund zwei Wochen ein Holzschuppen. Im Holzschuppen steht ein Automat. Genauer gesagt: ein Regiomat. Von Eiern bis Mehl, von Dosenwurst bis Maultaschen, von Joghurt zu Kartoffeln: Das alles kann man an diesem Mini-Markt in Automatenform kaufen. Sogar Gummibärchen gibt’s hier.
»Wenn etwas belebt ist, entsteht dort mehr«
Seit Kurzem steht der Regiomat. Für Außenstehende vielleicht kein großes Ereignis. Für den Ort aber etwas ganz Großes. Warum? Das berichtet Bezirksbürgermeisterin Ute Stähle stellvertretend für die Oferdinger. Die kleine Reutlinger Bezirksgemeinde hat laut ihr mittlerweile nämlich nur noch zwei Bäckereien. Nichtmal mehr einen Metzger gebe es im Ort. Für die Bürger bedeutet’s: Das Lebensmittelangebot, das fußläufig zur Verfügung steht, ist ziemlich begrenzt.
Die Idee, das Angebot durch einen Regiomaten auszubauen, kam im Verein der »Kulturscheune Oferdingen« auf, unter anderem durch Mitglied Stefanie Henes. Da sie Stefanie Kern, eine Betriebsleiterin des »Dreibirkenhofs« in Rommelsbach, noch aus ihrer Jugend kennt, entstand zwischen Verein und Hof eine unkomplizierte Partnerschaft. Peter Lauer – Mitglied des Bezirksgemeinderats und des Kulturscheune-Vereins – war maßgeblich am Bau des Regiomaten beteiligt. Er erklärt die Umsetzung ganz pragmatisch: »Weil wir es können.« Manche Dinge müsse man einfach selbst in die Hand nehmen, anstatt zu jammern.
Die Regiomat-Verantwortlichen sind stolz auf den in Eigenleistung aufgebauten Holzunterstand, mehrere lokale Firmen haben sie bei ihrem Vorhaben mit Spenden, Material, Werkzeug und Arbeitsleistung unterstützt. Im Regiomat ist erstaunlich viel moderne Technik verbaut. So können die Betreiber des »Dreibirkenhofs« mit Hilfe einer App kontrollieren, welche Produkte aufgefüllt werden sollten. Auch eine Mindesthaltbarkeitsüberwachung sei mitintegriert, die Kartenzahloption am Automaten werde ebenfalls bald freigeschaltet.
Die Oferdinger selbst nehmen den Regiomaten gut an, so das erste Fazit der Macher. Bezirksbürgermeisterin Stähle betont, dass der Automat besonders für Senioren eine geschickte Einkaufsmöglichkeit in fußläufiger Umgebung sei.
Mehrfach betonen die Macher des Regiomaten beim Vorort-Termin mit dem GEA, dass für sie nicht nur der Profit im Vordergrund stehe. Vielmehr hoffe man auf eine Art Marktplatz-Effekt: Wenn sich Bürger vermehrt beim Einkauf am Automat treffen, entsteht auch leichter ein Austausch zwischen ihnen. »Wenn etwas belebt ist, entsteht dort mehr«, ist Albrecht Henes, Vorstand des Kulturscheune-Vereins, überzeugt. (GEA)