Logo
Aktuell Veranstaltungen

Musik für die Menschlichkeit – Festival im Reutlinger Stadtgarten

Mit vielfältigem Musikangebot ging die neunte Auflage von »Music 4 Humanity« des Hilfsvereins »3 Musketiere« im Reutlinger Stadtgarten über die Bühne.

Sommerfestatmosphäre mit Reutlinger Philharmonie war ein Teil des Festivals Music 4 Humanity im Stadtpark.
Sommerfestatmosphäre mit Reutlinger Philharmonie war ein Teil des Festivals Music 4 Humanity im Stadtpark. Foto: Norbert Leister
Sommerfestatmosphäre mit Reutlinger Philharmonie war ein Teil des Festivals Music 4 Humanity im Stadtpark.
Foto: Norbert Leister

REUTLINGEN. »Die Veranstaltung hier ist wie ein großes Klassentreffen«, sagte Moderator Markus Vatter am Samstag während des Musikfestivals »Music 4 Humanity« im Reutlinger Stadtgarten. Das jagte von einem Höhepunkt zum nächsten und tatsächlich waren auf der Wiese vor der riesigen Bühne immer wieder Menschen zu sehen, die sich umarmten und freudig begrüßten. »Das ist wie ein großes Sommerfest«, war ebenfalls zu hören.

Ein Fest bei sommerlich angenehmen Temperaturen mit einer riesigen Vielfalt an musikalischen Aufführungen. Kinderprogramm mit den »Dance Kids« des TSV Eningen war dabei, der Online-Kinderlied-Star »Piano Papa« animierte Kinder zum Singen. Begeistert haben zudem die »Ladies In Red«, Chervona Kalyna – ein Chor ukrainischer Frauen aus Münsingen, die mit viel Schwung und tänzerischem Können auf der Bühne mitreißende Lieder ihrer Heimat präsentierten.

Generell galt am Samstag: Ein Highlight unter der großen Anzahl an Höhepunkten herauszugreifen fiel schwer, angesichts des riesigen Angebots in der grünen Lunge der Reutlinger Oststadt. Dabei habe die Württembergische Philharmonie (WPR) »eine Atmosphäre wie auf der Berliner Waldbühne« verbreitet, wie eine Besucherin anmerkte.

Klassische Musik im in einem Park vor jeder Menge auf dem Boden sitzenden und liegenden Zuhörerinnen und Zuhörern, dazu Kinder, die sich vor der Bühne zu den Klängen der Musik bewegten – wo erlebt man so was sonst noch? Zumal die Musiker der Philharmonie dann auch noch Roman Dotsenko, einen virtuosen ukrainischen Akkordeonspieler, ins Orchester integrierten. Oder auch Nagomi, eine in Reutlingen geborene Sängerin und Musikproduzentin, die zusammen mit der WPR ausdrückte, wovon alle Besucher des Musikfestivals träumten: »Je souhaite la paix«, »Ich wünsche mir Frieden«.

Dieser Traum hat die gesamte Arbeit der »Drei Musketiere«, den Veranstaltern des Reutlinger Musikfestivals, von Anbeginn begleitet, wie Markus Brandstetter als einer der Musketiere am Samstag ausführte. 2015 habe er sich mit seiner Frau und einer Freundin gefragt, wie sie angesichts der großen Vielzahl an syrischen Flüchtlingen, die ihr Heimatland verlassen mussten, helfen könnten. Davon berichtete Brandstetter auf der Bühne während einer Umbaupause.

Der ukrainische Chor »Chervona Kalyna« begeisterte das Publikum im Stadtpark.
Der ukrainische Chor »Chervona Kalyna« begeisterte das Publikum im Stadtpark. Foto: Norbert Leister
Der ukrainische Chor »Chervona Kalyna« begeisterte das Publikum im Stadtpark.
Foto: Norbert Leister

Moderator Vatter fragte nach, in welchen Ländern sich die Musketiere denn bereits engagiert haben, um Flüchtlingen zu helfen. »Serbien, Bosnien, Frankreich, Griechenland, heute unterstützen wir Projekte in der Türkei, in Syrien, Madagaskar und im Sudan, der Hölle auf Erden«, sagte Markus Brandstetter. Und natürlich in der Ukraine. »Ich habe heute erst wieder Bilder aus einer Stadt gekriegt, die zehn Kilometer von der russischen Grenze entfernt ist.« Die Menschen in dieser Stadt hätten die Musketiere schon unterstützt, in der vergangenen Nacht sei der Ort bombardiert worden, mindestens zehn Menschen wurden getötet, darunter zwei Kinder.

Mit dieser Nachricht war das Grauen im Reutlinger Stadtpark eingezogen. Und damit wurde unmissverständlich klar, was der Hintergrund des Musikfestivals ist – die Hilfe der »Drei Musketiere« zu unterstützen, mit möglichst vielen Spenden. »Es sind düstere Zeiten, in denen wir leben«, führte Brandstetter später nochmals aus. »Die Ukraine wird ausgeblutet und die Weltgemeinschaft scheint das Interesse zu verlieren.« Dazu dürfe nicht geschwiegen werden – genauso wenig wie zu »der Tatsache, dass autokratische Tendenzen und Faschismus immer weiter voranschreiten«.

Gleichzeitig »explodieren die Rüstungsausgaben« und die Hilfsbudgets für die ärmsten Menschen auf der ganzen Welt würden zusammengestrichen. Im Gazastreifen herrsche ein völkerrechtswidriger Krieg, geschätzte 500.000 Kinder seien dort bereits getötet worden. »Wo ist unsere Empörung, wo ist unsere Menschlichkeit?«, fragte Markus Brandstetter. Aber er versprach auch: »Die Musketiere werden weitermachen.« Allerdings sei dafür finanzielle Unterstützung notwendig.

Musikalisch folgte auf diesen Paukenschlag »Suabian Kick«, die Band von Markus Vatter, der mit seiner unvergleichlichen Röhre das Publikum begeisterte. Den Abschluss des Programms gestalteten, die »Lights of Orion« – mit eigenen Interpretationen von Hits der 1980er-Jahre. »Wir drehen dabei alles durch den Fleischwolf«, hatte Sängerin Claudia Ruff versprochen. Zum zweiten Mal an diesem Abend wurde ganz am Ende des Festivals das Lied von Vatter, »das ich den Musketieren geschenkt habe«, gespielt: »Einer für alle« mit den Liedzeilen »Die Welt ist aus den Fugen« und »unser Schwert ist Menschlichkeit«. Dem war nichts mehr hinzuzufügen. (GEA)