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Monarch ohne Hand und Zepter auf Reutlinger Marktbrunnen

Maximilian ohne …  FOTOS: PIETH
Maximilian ohne … FOTOS: PIETH
Maximilian ohne … FOTOS: PIETH

Schon bemerkt? Kaiser Maximilian II. steht im Herzen der Stadt auf dem Marktbrunnen derzeit ohne Hand und Zepter. Schon seit Mitte Oktober fehlen ihm Rechte und Macht-insignie, weiß Thomas Eberle, der für die Wartung der städtischen Brunnen zuständig ist. Am helllichten Tag während des Marktes »ist einer ’raufgestiegen und hat sich drangehängt«. Das Zepter habe nur ein paar Dellen. Es liege im Rathaus – zusammen mit den drei Handfragmenten. Die Restauration könnte etwas aufwendiger werden, fürchtet der Brunnenexperte, auch weil der Denkmalschutz mitredet.

Der Amputierte ist eine bedeutende Gestalt für die Stadt: Maximilian restituierte 1576 nach den antireformatorischen Wirrungen ihre zünftisch-demokratische Verfassung, sicherte damit ihre bis 1802/03 bestehende reichsstädtische Selbstständigkeit. Der Ursprungsbrunnen datiert aus dem Jahr 1570. Er wurde allerdings 1899 abgebrochen.

… und mit Hand und Zepter.
… und mit Hand und Zepter. Foto: Frank Pieth
… und mit Hand und Zepter.
Foto: Frank Pieth

Den Nachfolger rückte man von der Wilhelmstraße mehr gen Marktplatz hin. Ein neuer Kaiser wurde auf die Brunnensäule gestellt: Der Stuttgarter Bildhauer Karl Lindenberger hat ihn originalgetreu nach dem Vorbild aus dem 16. Jahrhundert gestaltet.

Die oberen imperialen Extremitäten waren dabei offensichtlich schon immer besonders gefährdet. Auch dem alten Kaiser war eine Hand verlustig gegangen. Wo heute Vandalismus wirkt, nagte jedoch damals Erosion. Ein Zeitzeuge berichtet 1899: »Heute Nacht ist dem Kaiser Maximilian auf dem Marktbrunnen der linke Arm nebst Schild in den Brunnentrog herabgefallen.«