REUTLINGEN-MITTELSTADT. Unüberhörbar wird auf dem Mittelstädter Mühlehof gearbeitet. Den neuen Pächter des gemeindeeigenen Anwesens am Ortsrand treffen Besucher in diesen Tagen mit dem Bohrhammer in der Hand an. Äußerlich ist noch nichts zu sehen vom Biolandhof mit Direktvermarktung, den das Ehepaar Matthias und Johanna Schöllkopf hier aufbauen möchte, aber in den Gebäuden der Landwirtschaft tut sich einiges.
Wo der Hofladen seinen Platz finden soll, macht sich Matthias Schöllkopf die Hände schmutzig. Im Staube seines Angesichts renoviert er die Räume, »und wir haben auch schon eine neue Wand eingezogen«. Auf dem Arbeitsplan stehen demnächst neue Fliesen für den Boden. Die seien bereits ausgesucht, aber »ein Geheimnis« schmunzelt der junge Landwirt. Mit der Eröffnung des Geschäftes rechnet er »noch in diesem Jahr«.
Direktvermarktung Teil des Konzepts
Die Direktvermarktung ist ein Teil jenes Konzeptes, mit dem Schöllkopf das städtische Bewertungsgremium im Bezirksamt Mittelstadt überzeugen konnte. Ende 2023 hatte der Bezirksgemeinderat die Neuverpachtung des 1961 von der Familie Röhm erbauten und seit Anfang der 80er-Jahre im Stadtbesitz befindliche Betriebes in die Wege geleitet.
Pflicht war ein landwirtschaftliches Konzept für die Flächen und Gebäude, bei denen es sich um Scheune sowie Stallungen und ein Hochsilo handelt. Das Wohnhaus, in dem noch ein ehemaliger Pächter wohnt, ist nicht Gegenstand des Pachtvertrages. Nach gründlicher Entscheidungsfindung hatten der damalige Bezirksbürgermeister Wilhelm Haug und Bezirksamtsleiter Stephan Heinlin das Ehepaar Schöllkopf im März diesen Jahres der Öffentlichkeit als neue Pächter präsentiert.
Monate später ist Matthias Schöllkopf am Werk - aber hütet sich davor, bestimmte Termine zu versprechen. »Es ist schwierig, eine Zeitschiene zu fassen«, meint er zur Umsetzung seiner Pläne. So hätten bekanntermaßen manche Baustoffe Lieferzeiten, und außerdem müsse sich auch noch eine sinnvolle Arbeitsaufteilung zwischen dem Mühlehof und dem Biolandhof des Paares in Denkendorf einspielen. Nach wie vor suchen die Schöllkopfs zudem einen landwirtschaftlichen Angestellten, »der die tägliche Tierbetreuung übernimmt«.
Gesichert ist das Angebot im Hofladen: »Es wird einen Kühlschrank für Fleisch geben. Dazu Regale fürs Gemüse«, sagt der Bauer. Eier und eigenen Apfelsaft wird die Kundschaft ebenfalls kaufen können. Geöffnet werden soll einmal pro Woche am Nachmittag. Wer mag, kann sich in einen E-Mail-Verteiler eintragen lassen, und wird so rechtzeitig vor Schlachtungen informiert.
Nach Fertigstellung des Hofladens soll der Umbau des Schweinestalls nach Bioland-Richtlinien folgen. Das Borstenvieh werde mit Gewissheit im kommenden Jahr einziehen. Geplant ist die Haltung von Muttersauen mit Ferkelaufzucht. Bestimmt wird das ein Ausflugsziel von jungen Mittelstädtern im Kindergarten oder der Grundschule. Im Sommer sollen Rinder auf die Weide. Auch glückliche Hühner werden den Hof bevölkern.
»Parallel läuft seit März die Bewirtschaftung der Flächen«, berichtet Schöllkopf mit Blick auf den Acker. »Wir hatten dieses Jahr Hafer, Ackerbohnen, Sommerweizen, Kleegras und ein paar Erbsen«, sagt er zur Ernte, die er vorerst noch als konventionelle Ware vermarktet. Die Umstellung der Böden auf Bioland-Qualität werde zwei Jahre dauern.
Da kommt also noch jede Menge harte Arbeit auf die neuen Pächter des Mühlehofs zu, aber Matthias Schöllkopf und seine Frau haben »ein schönes Gefühl. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass es gut wird«. Wer mal bei Schöllkopfs Biohof vorbeischauen möchte, braucht nicht bis nach Denkendorf zu fahren. Ein Klick im Internet tut's auch. (GEA)
www.biohof-schöllkopf.de