REUTLINGEN. Bei DaCapo in der Reutlinger Emil-Adolff-Straße 14 einzukaufen, hat viel mit Nachhaltigkeit zu tun, wie die Geschäftsführer Alexander Koch und Claudia Huber sowie Frauke Matz als Vertreterin des Sozialdienst erläutern. Immer mehr jüngere Menschen würden das erkennen und die günstigen Artikel, die aus Spenden oder aus Haushaltsauflösungen stammen, dem Kauf von neuen Waren vorziehen. »Immer mehr sehen den Wert der Nachhaltigkeit«, so Koch.
Und sie tun dabei auch noch Gutes: Sie unterstützen mit dem Erwerb nämlich das soziale Unternehmen, das Langzeitarbeitslosen, Geflüchteten oder generell Menschen mit schlechten Perspektiven auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Chance gibt. »Wir haben hier 20 sogenannte Arbeitsgelegenheiten (AGH), die wir möglichst so vorbereiten, dass sie auf dem ersten Arbeitsmarkt unterkommen«, sagt Alexander Koch. »Wir suchen eine passende Tätigkeit für jeden Einzelnen bei uns hier im Unternehmen«, so Matz. Das kann bei der Warenannahme sein, beim Aussortieren, Spülen, Säubern und Herrichten der Waren, Möbelschleppen bei den Haushaltsauflösungen oder auch im Verkauf im Laden.
»Oft versuchen wir, die Menschen hier erstmal zu stabilisieren«
Finanziert werden die AGH über das Jobcenter, meist zwischen einem halben und einem Jahr. Die Schwierigkeiten (oder wie es im Fachjargon heißt - Vermittlungshemmnisse) können vielfältig sein. Von körperlichen, chronischen oder auch psychischen Erkrankungen über wenig berufliche Qualifikationen, altersbedingte Einschränkungen bis zu einer Suchtproblematik. »Oft versuchen wir, die Menschen hier erstmal zu stabilisieren«, sagt Koch.
Koch und Matz haben zudem festgestellt, dass fehlende Sprachkenntnisse ein weiterer Faktor im Spektrum der Schwierigkeiten sein kann, die diese Menschen mitbringen. Deshalb hat sich DaCapo ein Projekt überlegt, mit dem Sprachbarrieren überwunden werden können. Sogenannte »einfache Sprache« ist ein Mittel dazu. Das bedeutet, in der Kommunikation mit den Menschen sollte auch das Führungspersonal möglichst nicht Schwäbisch sprechen.
»Wenn jemand gar kein Deutsch kann, ist es schwierig, der Person zu erklären, was sie hier machen soll«
Alexander Koch schmunzelt und fühlt sich selbst herausgefordert. Aber es gehe auch darum, etwa den Wareneingang oder die Recycling-Abteilung bei DaCapo mit Symbolen zu kennzeichnen. Bei Schuh-Müll ist etwa ein Paar Schuhe zu sehen. Das Projekt trägt den Titel "sprachliche Integration mit der beruflichen Integration verbinden". Oder ganz kurz "BuS". Notwendig sei die Überwindung von Sprachbarrieren sowohl beim Einstellungsverfahren, bei der Unterweisung in der Arbeitssicherheit und beim Einarbeiten in Arbeitsabläufe. »Wenn jemand gar kein Deutsch kann, ist es schwierig, der Person zu erklären, was sie hier machen soll«, betont Frauke Matz. Sollte es notwendig sein, werde auch ein Übersetzungsprogramm zur Hilfe genommen.
»Wichtig sind uns auch teambezogene Beschäftigungsplätze«, so Matz. Denn: Die Menschen sollen sich miteinander unterhalten, »learning by doing« praktizieren. Das BuS-Projekt wird vom Europäischen Sozialfonds (ESF) über zwei Jahre hinweg gefördert – das ist laut Koch auch notwendig, denn: Der Aufwand sowohl für die Beantragung der finanziellen Unterstützung (durch Claudia Huber) als auch für die Entwicklung der Bausteine von BuS (durch Frauke Matz) sei enorm.
»Wenn die Waren nicht gekauft werden, gehen wir mit dem Preis weiter runter«
Grundsätzlich handle es sich bei der Finanzierung der Festangestellten sowie des Betriebs von DaCapo um eine Gratwanderung. »Wir sollten wenigstens auskömmlich arbeiten können«, sagt Koch. Durch den Verkauf der Waren allein sei das nicht möglich. »Wenn es reicht, am Monatsende die Löhne auszahlen zu können, und die anderen Unkosten für Miete, Reparaturen zu tragen, wären wir ja schon zufrieden«, so der Geschäftsführer.
Im Moment ist bei DaCapo noch Winterschlussverkauf – das bedeutet, dass es Kleidung für 1 Euro das Stück gibt. Eigentlich verlangt das besondere Kaufhaus für Neuwertiges (auch Möbel, Geschirr, Bücher) etwa ein Viertel des Neupreises. »Wenn die Waren nicht gekauft werden, gehen wir mit dem Preis weiter runter«, so Koch. Die Kundschaft weiß das zu schätzen: »Wir haben bis zu 100 Kunden und an die 20 Warenspender pro Tag«, betont Alexander Koch. (GEA)
Öffnungszeiten von DaCapo
Geöffnet hat das Gebrauchtwarenkaufhaus DaCapo in der Emil-Adolff-Str. 14 mittwochs und donnerstags von 12 bis 18 Uhr, freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags 9 bis 13 Uhr. Mehr Informationen gibt es unter www.dacapo-gmbh.de.