REUTLINGEN. Die Nachfrage im Reutlinger S-Haus steigt stetig: »Im vergangenen Jahr haben wir an 195 Öffnungstagen 6.800 Essen ausgegeben«, berichtet Wolfgang Kuhn vom Reutlinger S-Haus. Durchschnittlich seien das 35 Essen pro Tag. In den ersten Monaten 2025 waren es täglich sogar bis zu 45 Essen. »Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir zusätzlichen Raum erhalten haben«, sagte Achim Scherzinger. Ermöglicht hat das die AWO, die aus den beiden Räumen direkt neben dem besonderen Restaurant in der Rommelsbacher Straße 1 ausgezogen ist. Die Stadt, die für die Raumverwaltung zuständig ist, hatte dem S-Haus den Zuschlag gegeben. »Für mehr als 40 Personen waren unsere bisherigen Räumlichkeiten einfach zu klein«, so Scherzinger.
Die Statistik besagt weiterhin, dass 83,4 Prozent der Gäste im vergangenen Jahr vergünstigte Essen erhielten, 16,6 Prozent waren sogenannte Solidar-Esser, die einen höheren Preis zahlten. Laut Kuhn ist auch ihre Zahl um rund vier Prozent angewachsen. Was nicht verwundern sollte, da die Qualität der Speisen noch besser sei, seitdem Deborah Roscini in der Küche den Kochlöffel schwingt. 31 Ehrenamtliche bringen sich momentan an den Öffnungstagen im S-Haus in den laufenden Betrieb ein. »2024 leisteten sie rund 1.200 Stunden, davon 870 in der Gastronomie, 330 in der Verwaltung und Administration«, erklärte Kuhn.
Förderung der Fernsehlotterie
Durch die Förderung der Deutschen Fernsehlotterie kann die Stelle der Köchin Roscini finanziert werden, zumindest bis Ende März 2026. Die Vergabe der Gelder aus dem Fördertopf ist allerdings an Bedingungen geknüpft: Zum einen an eine fachkundige Beratung des S-Haus-Publikums durch zwei erfahrene ehemalige Sozialamtsmitarbeiter. »Sie haben hier im S-Haus 2024 etwa bei Wohngeldanträgen geholfen, erkrankte Ukrainer unterstützt oder auch Straffällige betreut«, sagte Wolfgang Kuhn. Die IT-Schulung, die ebenfalls Teil des Programms war, sei jedoch kein Renner gewesen – das Interesse war zu gering. Aber: Die dafür vorgesehenen Gelder können nun nach Absprache mit dem Deutschen Hilfswerk (das hinter der Fernsehlotterie steht) umgeschichtet werden.
Und zwar in ein Begegnungs-Projekt: Die neue Idee ist, ab Mitte Juli jeweils am zweiten und vierten Dienstag im Monat zwischen 14.30 und 17 Uhr alleinlebenden Menschen im S-Haus die Möglichkeit zu bieten, ein Stück weit aus der Einsamkeit herauszukommen. Zuständig für das neue Angebot sind Dorothee Armbruster und Frauke Nagel. Gemeinsames Kaffeetrinken soll an den Dienstagen durch kulturelle Angebote wie Filme, Bastel- und Handarbeitsworkshops, Mal- oder Zeichenkurse, leichte Gymnastik oder auch Bildungsangebote ergänzt werden.
Gute Anbindung an den ÖPNV
Ideen haben die beiden viele. Doch ob das angenommen wird? »Wir haben einen Fragebogen erarbeitet, mit dem wir herausfinden wollen, was mögliche Gäste überhaupt interessiert«, sagte Armbruster. Schon ab der 19. Woche können S-Haus-Gäste die Bögen ausfüllen – ebenso wie am Dienstag, 20. Mai, dem ersten Treff. Angesprochen von dem Angebot werden vor allem Menschen 60-plus, aber auch Jüngere, die der Einsamkeit entfliehen wollen. Aus der benachbarten Tübinger Vorstadt etwa und darüber hinaus. Die Anbindung des S-Hauses durch die öffentlichen Nahverkehrsmittel sei sehr gut, aus dem Burgholz, der Ost- oder Weststadt und sogar aus Reutlinger Teilorten.
Start für die »Begegnung im S-Haus« unter dem Titel »Gemeinsam im Quartier« wird der erwähnte Dienstag, 20. Mai, um 14.30 Uhr sein. Kaffee und Kuchen stehen dann parat, Zauberer André Brunet wird unterhalten. Weitere Termine stehen auch schon fest: Am 3. Juni lockt ein Quiz zu »Kennen Sie Reutlingen?«, am 24. Juni folgt ein Kreativworkshop. Der Film »Verrückte Tierwelt« steht am 3. Juli auf dem Programm. »Wir sind gespannt, wie das Angebot angenommen wird«, sagten Nagel und Armbruster. »Wir sind guter Dinge, dass das funktioniert«, waren sich Wolfgang Kuhn und Achim Scherzinger einig. Ab Mitte Juli werden jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat weitere Highlights auf dem Programm von »Gemeinsam im Quartier« stehen. (GEA)