REUTLINGEN. Überfluss und Umweltbewusstsein schlagen sich gleichermaßen in der Abfall- und Wertstoffbilanz des Landkreises Reutlingen für das vergangene Jahr nieder. Die jetzt im Ausschuss für technische Fragen und Umweltschutz vorgestellten Statistiken dokumentieren für 2024 gegenüber dem Vorjahr Müllsorten Bioabfall, Papier und beim über die Sperrmüllabfuhr eingesammelten Metallschrott prozentual einstellige Mengenrückgänge. Beim Restmüll und Rest-Sperrmüll sowie Grüngut sind ebenso kleine Steigerungen zu verzeichnen. Deutlich mehr geworden sind zu entsorgende Problemstoffe (+ 23 Prozent) und Elektrogeräte (+ 17 Prozent). Bei den Baumassen gab es bei der Deponierung nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2023 erneut einen deutlichen Mengenrückgang von 19 Prozentpunkten.
Das Entsorgungsgebiet des Landkreises umfasst alle Gemeinden und Städte des Landkreises Reutlingen mit Ausnahme der Städte Reutlingen, Pfullingen und Metzingen. Es umschließt mit dem Albvorland sowohl ein relativ dicht besiedeltes, urbanisiertes Gebiet, als mit der Albhochfläche auch ein relativ dünn besiedeltes, ländlich geprägtes Gebiet. Die Aufgabe der Beseitigung des Restmülls, Rest-Sperrmülls und der Problemstoffe haben die Landkreise Reutlingen (gesamt) und Tübingen dem Zweckverband Abfallverwertung Reutlingen/Tübingen (ZAV) übertragen, der auch den Wertstoffhof Reutlingen-Schinderteich betreibt. Interessant wird die Statistik durch Nennung der Müllmengen pro Person auf der Basis der Einwohnerzahlen, weil dadurch jeder seine eigene Abfallbilanz mit den Kreiszahlen vergleichen kann. Vorgestellt wurde das umfangreiche Papier, zu finden auch auf der Website des Landkreises, von Gabriele Queisser als Leiterin des Kreisamts für nachhaltige Entwicklung.
Mehr Restmüll pro Person
Die Berechnung basiert auf einer Einwohnerzahl des Landkreises von 293.364 Menschen. Bei den Abfällen zur Beseitigung liegt der Restmüll mit 105 Kilogramm pro Einwohner an der Spitze, was einem Plus von 5 Prozent entspricht. Die Menge liegt damit immer noch leicht unter dem Landesdurchschnitt von 112 Kilogramm pro Einwohner. »Wir hoffen sehr, dass diese Mengen wieder sinken«, sagt dazu Queisser.
Beachtlich ist ein deutlicher Anstieg der Menge (+23 Prozent) von Problemstoffen. Demnach hat jeder Kreisbewohner 270 Gramm giftiges Zeug wie Lösungsmittel, Pflanzen- und Holzschutzmittel und Schädlingsbekämpfungsmittel beim Problemstoffmobil abgegeben. Bei den übrigen Fraktionen wie Altfarben oder Medikamenten sowie Kleinbatterien gab es dagegen einen leichten Rückgang der Abgabemenge.
Komposthof gut beschäftigt
Leicht ist laut Statistik mit einem Minus von 2 Prozent der Rückgang bei Bioabfällen (43 Kilogramm pro Einwohner), während beim Grüngut mit 8 Prozent mehr ein deutlicher Anstieg zu sehen ist. Der Bioabfall wurde überwiegend auf dem kreiseigenen Komposthof in Pfullingen verwertet. Die über die genehmigte Kapazität hinausgehende Menge wurde auf dem Komposthof Pfullingen und der Umladestation Reutlingen-Schinderteich umgeschlagen und extern in der Verwertungsanlage Reterra Hegau Bodensee teilweise energetisch verwertet oder durch die BEM Umweltservice GmbH Ludwigsburg in der Kompostierungsanlage Obersontheim verarbeitet. Das Thema Biomüll beschäftigte die Kreisräte etwas ausführlicher.
Verschenken statt Wegwerfen
Für Gegenstände, die zum Wegwerfen zu schade sind, gibt es seit November 2021 einen Online-Verschenkmarkt des Landkreises. Verschenken als Alternative zum Wegwerfen vermeidet Abfall und schont Umwelt und Geldbeutel. Der Verschenkmarkt bietet hierzu eine kostenlose Plattform, um Angebot und Nachfrage nach Dingen zusammenzuführen. Im Jahr 2024 wurden 900 Inserate eingestellt. Online ist der Verschenkmarkt unter https://www.kreis-reutlingen.verschenkmarkt.info
Denn die Frage, wie es der Kreis mit den in der Stadt Reutlingen bereits eingeführten Überprüfungen der braunen Tonne in Zukunft halten möchte, ist auf dem Tisch. »Kontrollen werden sich auf die Gebühren auswirken«, sagt Kreisrat Christof Dold. Die Liberale Regine Vohrer weist darauf hin, »ohne Kontrollen kostet es ja auch - durchs Sortieren hinterher«. Im Namen der AfD meint Dr. Gunnar Teucher, »die Biotonne wird von normalen Leuten anständig befüllt«. Für die Leiterin des Kreisamtes für nachhaltige Entwicklung ist es wichtig, dieses Thema in aller Ruhe mit Blick auf die finanziellen Konsequenzen und den Verwaltungsaufwand zu besprechen, »im Moment sind wir defensiv unterwegs«. Denn während die Stadt Reutlingen eigene technische Betriebsdienste hat, müsste der Kreis einen Dienstleister kostenpflichtig mit dem Mehraufwand beauftragen. (GEA)

