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Aktuell Versorgung

Medizinkonzept 2030: Umbruch in Reutlinger Kliniken

Vor und hinter den Kulissen wird eifrig an Konzepten für die Gesundheitsversorgung der kommenden Jahrzehnte im Landkreis Reutlingen gearbeitet. Was sind die nächsten Schritte?

Untersuchung in der Notaufnahme des Klinikums am Steinenberg.
Untersuchung in der Notaufnahme des Klinikums am Steinenberg. Foto: Stephan Zenke
Untersuchung in der Notaufnahme des Klinikums am Steinenberg.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Je härter die Zeiten, umso herausfordernder wird es, auch in Zukunft eine Gesundheitsversorgung für alle sicherzustellen. Kontinuierlich beschäftigen den Landkreis Reutlingen Fragen, wie in den kommenden Jahrzehnten wo Menschen einen Haus- oder Facharzt in ihrer Nähe finden. Was in den Kreiskliniken angeboten werden kann, oder wohin sich das Verhältnis zwischen stationärer und ambulanter Versorgung entwickeln wird. Vor und hinter den Kulissen wird eifrig an Konzepten gearbeitet, wie sich jetzt wieder bei einer Sitzung des Sozial-, Schul- und Kulturausschusses zeigte.

»Der Auftakt zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung im Landkreis Reutlingen wurde erfolgreich durchgeführt«, sagt in bester Amtssprache Jessica Baisch-Nipatsiripol als Abteilungsleiterin für Gesundheitsplanung mit Geschäftsstelle Gesundheitskonferenz. Das hört sich schwer nach Bürokratie an, ist aber tatsächlich etwas anderes. Nachdem vor rund einem Jahr der Kreistag die Ausschreibung einer Struktur- und Medizinversorgung beschlossen hat, mit der Handlungsoptionen für die kommenden Jahrzehnte entwickelt werden sollen, bedeutet dies einen grundsätzlichen Arbeitsnachweis.

Zeithorizont bis 2035/2040

Geplant wird mit einem Zeithorizont bis 2035/2040 erklärt Baisch-Nipatsiripol: »Wie muss eine bedarfsorientierte und moderne Gesundheitsversorgung bis dahin aussehen?« Wer kurz nachrechnet, kommt leicht zum Ergebnis, dass exakt in diesem Jahrzehnt die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in ein Alter mit hohem medizinischen Behandlungsbedarf kommen – nur ein Zipfel des demografischen Wandels, mit dem die Versorgung irgendwie umgehen muss.

»Welche Zielgruppen gibt es zu diesem Zeitpunkt?« Diese Frage nennt die Abteilungsleiterin vor dem Ausschuss folgerichtig als Diskussionspunkt für die »medizinstrategische Ausrichtung der Kreiskliniken und deren infrastrukturelle Ausrichtung«. Das ebenfalls beschlossene »Medizinkonzept 2030« bedeutet im Kern, dass am Steinenberg medizinische Bereiche im Interesse der Zukunftssicherung zentralisiert und spezialisiert oder möglicherweise abgebaut sowie ganz geschlossen werden. Dabei lässt die laufende Klinikreform schön grüßen. So werden im Reutlinger Klinikum am Steinenberg Thoraxchirurgie, Lebereingriffe, Eingriffe an der Speiseröhre und der Bauchspeicheldrüse sowie die Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde möglicherweise nicht so wie heute darstellbar sein. Kooperationen in der Region sollen die Versorgung sichern.

Der Bericht erwähnt eine Auftaktveranstaltung »mit bundesweit namhaften Expertinnen und Experten im Februar 2025«, um die Projektdefinition zu konkretisieren. Anschließend nennt Baisch-Nipatsiripol eine Reihe von Schlagworten wie »Gesundheit und Pflege vernetzt denken und umsetzen« oder »Digitalisierung«. Konkreter wird ihr Ausblick. Noch im November starte eine Kooperation mit dem Institut für Allgemeinmedizin unter dem Titel »Regionen für ärztliche Ausbildung«, in dem es darum geht, Allgemeinärzte für den ländlichen Raum zu begeistern. Im Terminkalender steht außerdem die kommunale Gesundheitskonferenz. Ein weiterer Themenbereich werde die Schulgesundheit sein. Hier plane das Kreisgesundheitsamt Aktionen wie Impfpassprüfungen sowie Seh- und Hörtests für die Klassenstufe 6 der Eduard-Spranger-Schule. (GEA)