Logo
Aktuell Serie

Maultaschen aus Mehrstetten auf dem Reutlinger Wochenmarkt

Seit 20 Jahren ist der Mehrstetter Metzgermeister Dietmar Walter auf dem Reutlinger Wochenmarkt präsent. Neuerdings bietet er hier auch selbstgemachte Maultaschen an - vakuumiert zum mit nach Hause nehmen und als Burger direkt auf die Hand.

Hat neuerdings auch Maultaschen-Burger im Imbiss-Repertoire: Marktbeschicker Dietmar Walter.
Hat neuerdings auch Maultaschen-Burger im Imbiss-Repertoire: Marktbeschicker Dietmar Walter. Foto: Stephan Zenke
Hat neuerdings auch Maultaschen-Burger im Imbiss-Repertoire: Marktbeschicker Dietmar Walter.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Ob Maultaschen tatsächlich von Bruder Jakob im Kloster Maulbronn erfunden wurden? Nun, die einen sagen so, die anderen so. Wiewohl die Legende über die Entstehung der Herrgottsb'scheißerle, also die Geschichte jenes Mönches, der seinem Konvent verbotenerweise während der Fastenzeit von Nudelteig umhülltes und somit »verstecktes« Fleisch untergejubelt haben soll, eine zweifellos amüsante ist.

Ebenfalls amüsant: die Geschichte von Wochenmarktbeschicker Dietmar Walter und seinen handgemachten Teigtäschle. Die, verrät der Mehrstetter, der seit nunmehr zwanzig Jahren vorm Spitalhof überwiegend Pommes, Curry-, Feuer- und Rote Würste an den Mann, die Frau und das Kind bringt, seien nämlich einem sommerlichen Roadtrip geschuldet.

Spontane Eingebung zweier passionierter Biker

Wie so oft in der warmen Jahreszeit waren er und ein guter Freund auf ihren Harleys unterwegs, als sie sich augenzwinkernd fragten, was um alles in der Welt man denn im Winter tun könne - wenn nasskalte Witterung, Eis und Schnee Motorradtouren vereiteln und die Maschinen deshalb in der Garage bleiben müssen.

Spontane Eingebung der passionierten Biker: Schwäbische Maultaschen produzieren! Was zwar ähnlich abwegig klingt wie die Mär von Bruder Jakob, allerdings der Realität entspricht. Zumal beide Männer das Metzgerhandwerk von der Pike auf gelernt haben und mithin präzise wissen, wie Hergottsb’scheißerle effektiv auch in größeren Mengen hergestellt werden.

Hinzu kam, dass sich Dietmar Walter schon seit Längerem darüber Gedanken gemacht hatte, wie und womit er seine Angebotspalette auf dem Reutlinger Wochenmarkt erweitern beziehungsweise ergänzen kann. Etwas tendenziell Überraschendes sollte es sein; etwas, das man nicht an jedem x-beliebigen Imbissstand erwerben kann und das nicht zwangsläufig sofort verzehrt werden muss. 

Schichtarbeit: Walters Maultaschenburger werden unter anderem mit Röstzwiebeln belegt.
Schichtarbeit: Walters Maultaschenburger werden unter anderem mit Röstzwiebeln belegt. Foto: Stephan Zenke
Schichtarbeit: Walters Maultaschenburger werden unter anderem mit Röstzwiebeln belegt.
Foto: Stephan Zenke

Vor diesem Hintergrund kam die Maultaschen-Idee dem Marktbeschicker prima zupass. Und weil es nicht bei der bloßen Idee blieb, sondern alsbald Vollzug gemeldet werden konnte, gehören schwäbische Teigtäschle nun zum festen Sortiment von Dietmar Walters mobiler Freiluftküche.

Vakuumiert im Sechser-Pack sind sie bei ihm und seiner Frau Connie - gerne auch auf Bestellung - zu haben oder als Burger. In dieser Form führen sie aktuell zwar noch ein Nischendasein am Stand der Eheleute. Per Mundpropaganda spricht sich indes allmählich herum, dass Walters schwäbische Hausmannskost im Weckle eine leckere Alternative zu Grillwurst und Fleischküchle darstellt.

Teigtaschen-Rezepte für Reutlinger Buchprojekt gesucht

Der GEA und der Reutlinger Verlag Oertel + Spörer möchten anlässlich des ersten Metzinger Maultaschen-Fäschdivals am 21. und 22. Juni eine Rezeptsammlung herausbringen, die die Herrgottsb'scheißerle feiert.
Gesucht werden deshalb ab sofort Teigtaschen-Variationen von Profi- und Hobbyköchen. Egal ob süß, rezent oder pikant, ob exotisch oder vegetarisch, mit Fleisch, Fisch oder Obst gefüllt: Wer ein schmackhaftes Rezept in petto hat, ist gebeten dieses zeitnah (Zutatenliste und Schritt-für-Schritt-Zubereitungsanleitung) per Mail zu übermitteln.
Alle Teilnehmenden, deren Empfehlungen ins projektierte Kochbuch Einzug halten, dürfen sich über ein druckfrisches Gratis-Exemplar freuen.
Nach Sichtung der eingereichten Rezepte wird der Reutlinger Buchverlag Oertel + Spörer Kontakt zu jenen Teilnehmern aufnehmen, deren Rezepte in die Sammlung einfließen. Sie werden sodann - nach Terminabsprache mit einem der GEA-Profifotografen - gebeten, ihre Teigtaschen-Lieblinge zuzubereiten und fürs Buch ablichten zu lassen.
Und jetzt: ab die Post! »Generaler« und Oertel + Spörer freuen sich auf Zusendungen unter: gea-forum@gea.de

Auf einem knackigen Blattsalat-Bett drapiert, mit Röstzwiebeln garniert und Remouladensoße geschmacklich abgerundet finden die Burger made by Walter zunehmend Fans. Wiewohl die Sixpacks für daheim stärker nachgefragt sind. »Im Kühlschrank«, sagt der 57-Jährige, »halten sich die Maultaschen etwa zwei Wochen«. Einfrieren kann man sie natürlich ebenfalls.

Ausschließlich hochwertige und frische Zutaten

Verarbeitet werden von Dietmar Walter, wie er betont, »ausschließlich qualitativ hochwertige und frische Zutaten«. Knorpel- beziehungsweise sehnenfreies Rind- und Schweinefleisch sowie das Brät stammen von einem Metzgermeister seines Vertrauens, der das Fleisch von regionalen Bauernhöfen bezieht. Und die Herstellung der Teigtaschen erfolgt - »ich habe, weil ich auch einen Bewirtungs- und Partyservice anbiete, in Mehrstetten eine Profi-Küche« – in »reiner Handarbeit«.

Maultaschen sind in aller Munde – nicht bloß im Schwabenländle, sondern weltweit.
Maultaschen sind in aller Munde – nicht bloß im Schwabenländle, sondern weltweit. Foto: Landesmesse Stuttgart GmbHunknown
Maultaschen sind in aller Munde – nicht bloß im Schwabenländle, sondern weltweit.
Foto: Landesmesse Stuttgart GmbHunknown

Etwa tausend Hergottsb’scheißerle fertigt und vakuumiert Walter pro Woche: Nudelteig zu 1,30 Meter langen Bahnen ausrollen, Fülle darauf verteilen, einklappen, Täschle »ausstanzen«, portionieren, kochen, auskühlen lassen und luftdicht verpacken. Statt mit Spinat reichert er die Fülle unter der Teighülle im Frühjahr mit Bärlauch an. »Das kommt richtig gut!«

Mehr Details über das Innenleben seiner herzhaften Maultaschen möchte Dietmar Walter freilich nicht preisgeben. Die Würzmischung bleibt sein gehütetes Geheimnis. Er verrät nur so viel: »Meine Maultaschen gehen auf Omas Rezeptur zurück.« Außerdem verrät er, dass er sie persönlich am liebsten klassisch in der Brühe genießt. Wiewohl die Variante »angebraten, mit Käse überbacken« auch nicht zu verachten sei. Dazu Kraut- oder Feldsalat gereicht - und schon ist der Hunger aufs Angenehmste gestillt. (GEA)