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Made in Reutlingen: Vom Unterricht ins Rampenlicht

REUTLINGEN-ROMMELSBACH. Langsam aber sicher breitete sich die Gänsehaut im großen Saal der Stadthalle aus. Die Gäste des GEA-Jubiläums-Festaktes blickten gebannt auf die Bühne. Die Musical-AG des Gymnasiums im Bildungszentrum Nord führte Auszüge ihres 2012 mit dem Lotto-Musikpreis ausgezeichneten Stücks »Jekyll & Hyde« auf und viele Gäste konnten angesichts der Klasse der Hauptdarsteller, des Chores und des Orchesters nicht fassen, dass da Schüler auf und neben der Bühne agieren.

Impression aus der Probe: Die Musical-AG des Bildungszentrums Nord bereitet sich derzeit mit großem Aufwand auf die Aufführung d
Impression aus der Probe: Die Musical-AG des Bildungszentrums Nord bereitet sich derzeit mit großem Aufwand auf die Aufführung des Stücks »Hairspray« vor. Dabei soll nicht nur Fabian Schlobach (oben) voll zur Geltung kommen, sondern alle Akteure. Foto: Alexander Rabe
Impression aus der Probe: Die Musical-AG des Bildungszentrums Nord bereitet sich derzeit mit großem Aufwand auf die Aufführung des Stücks »Hairspray« vor. Dabei soll nicht nur Fabian Schlobach (oben) voll zur Geltung kommen, sondern alle Akteure.
Foto: Alexander Rabe
Doch diese Qualität kommt nicht von ungefähr. Dahinter steckt viel Arbeit. Das weiß auch Schulleiterin Dr. Brigitte Kern-Veits. »Es ist super, was hier aus den Schülern herausgekitzelt wird«, sagt sie und wendet sich an Michael Manz, seit 13 Jahren musikalischer Leiter der Arbeitsgemeinschaft, und seine für Regie und Choreografie verantwortliche Frau Christina Reges-Manz, die selbst ausgebildete Opernsängerin ist. Die Qualität stehe und falle mit diesen beiden.

Schwieriges Auswahlverfahren

Und diese beiden sind derzeit schon wieder voll in ihrem Element, schließlich haben die Proben für die nächste Produktion längst begonnen. Doch zuvor hatten die beiden Leiter einmal mehr die schwierige Aufgabe, das passende Stück auszuwählen. Gar nicht so einfach, schließlich wollen nicht nur die Sänger der Hauptrollen, sondern auch der Chor und das Orchester zur Geltung kommen.

»Wir suchen bei Bühnenverlagen für Musiktheater alles durch«, gibt Michael Manz Einblick in das Auswahlverfahren. Dabei sind er und seine Frau stets darauf bedacht, dass das Stück den Schülern gefällt und dass es eine anständige Story hat. »Das ist unheimlich zeitaufwendig«, sagt Manz, schließlich müsse alles durchgehört werden. Erschwerend kommt hinzu, dass man für Musicals, mit denen man andernorts »noch Kohle machen kann« keine Rechte bekomme.

Nach langem Überlegen machte schließlich eine Mitarbeiterin vom Verlag »Musik und Bühne«, die schon mehrfach mit dem Ehepaar Manz zusammengearbeitet und schon einen Auftritt der Musical-AG gesehen hat, den zündenden Vorschlag: »Hairspray«.

Das Musical, das 2002 am Broadway in New York uraufgeführt wurde, biete nicht nur viele Rollen, sondern auch jede Menge Songs für den Chor und verschiedene Ensembles. Das Orchester werde zum Zwischending aus Orchester und Band. Und: »Die Schüler lieben es«, sagen die beiden Macher der Musical-AG unisono. »Es ist ein Stück, das vom Charakter her ein Kontrast zu ›Jekyll & Hyde‹ ist«, sagt Michael Manz. »Es ist richtige Gute-Laune-Musik.«

Das Stück wird zwischen 9. und 12. Mai voraussichtlich dreimal in der Rommelsbacher Wittumhalle auf die Bühne gebracht und Schulleiterin Dr. Brigitte Kern-Veits rührt schon mal die Werbetrommel. »Herr Manz mag keine Vorschusslorbeeren, aber es wird am Ende immer ein voller Erfolg.« In der Tat neigen Michael Manz und Christina Reges-Manz dazu, etwas auf die Euphorie-Bremse zu treten. Sie wissen schließlich am besten, wie der aktuelle Stand in den Proben ist. »Es läuft Vieles parallel«, sagt der musikalische Leiter. Das erfordert Disziplin, eine gute Organisation und Teamwork des Ehepaares Manz.

Zwei Stunden pro Woche probt das Orchester, ebenso oft und lange der Chor. Begleitend wird immer ein bisschen Choreografie einstudiert und auch die Dialoge wollen nicht vergessen werden. Je näher die Premiere rückt, desto intensiver sind auch die Hauptdarsteller gefordert, zum Teil auch bei Sonderproben im Hause Manz.

Harte Arbeit, leise Zweifel

»Da steckt viel Leidenschaft drin. Aber es ist auch ganz harte Arbeit«, sagt Michael Manz. Und er gesteht: »Manchmal glaubt man, es nicht schaffen zu können.« Aber: Mitte Februar steht eine ganze Probenwoche an. »Da muss der Knackpunkt kommen, dass die Schüler und wir merken: ›Ja, es wird gut!‹«

So weit sind die Protagonisten aber noch nicht. Das Pressegespräch ist beendet, weil der Chor auf den Beginn der Probe wartet. Christina Reges-Manz stapelt wieder tief: »Grauenhaft wird’s«, sagt sie auf dem Weg zum Probenraum. Dass das nicht stimmt, wird schnell klar. Nachdem Fabian Schlobach, der im Stück die Mutter der Hauptdarstellerin verkörpern wird, sehr zur Freude seiner Mitschüler rosa Glitzer-High-Heels in Größe 46 anprobiert hat, geht’s auch schon los.

Schon beim ersten Summen des Chores ist sie wieder da, die Gänsehaut. Das stimmliche Potenzial ist enorm. Unweigerlich wird man vom Musical-Virus angesteckt. Michael Manz und seine Frau motivieren, feilen akribisch an Harmonien, Schrittfolgen und Texten. Während Bestandteile der Choreografie zunächst noch im mittelschweren Chaos enden, lobt Michael Manz seinen Chor: »Ja! Das ist der Sound, den wir brauchen.«

Es sind noch einige Proben nötig auf dem Weg vom Unterricht ins Rampenlicht. Aber noch ist ausreichend Zeit bis zur Premiere, die Musical-AG macht Fortschritte und so wird am Ende die Schulleiterin recht behalten, weil es wieder »ein voller Erfolg« wird. (GEA)

Beim GEA-Jubiläums-Festakt begeisterte die BZN Musical AG mit »Jekyll & Hyde«.
Beim GEA-Jubiläums-Festakt begeisterte die BZN Musical AG mit »Jekyll & Hyde«. Foto: Uschi Pacher
Beim GEA-Jubiläums-Festakt begeisterte die BZN Musical AG mit »Jekyll & Hyde«.
Foto: Uschi Pacher