»Nach 28 Jahren sind Sie mit dem Auto verwachsen«Dazu passt, wie Herbert Hohloch seinen Porsche parkt: im Freien unter der Laterne, sommers wie winters. Eine Garage? Braucht er nicht. Im Winter abmelden? Wozu? Die Gedankengänge anderer Oldtimer-Besitzers (Salz, Witterung, Werterhalt) kommen dem Reutlinger nicht in den Sinn. Vielleicht deshalb, weil er seinen Elfer seit 28 Jahren fährt. Und ihn im Jahr 2000 komplett zerlegt und wieder aufgebaut hat, eigenhändig. Denn da war Rost, viel Rost. Dichtungen waren porös, der Lack war stumpf.
Heute steht der Porsche wieder gut da, hat erst kürzlich eine neue Windschutzscheibe bekommen. Perfekt ist er nicht, ein Kotflügel müsste mal lackiert werden. »Kommt noch«, sagt Hohloch. Dafür läuft der Elfer sensationell gut, ein Zeichen dafür, dass sich Hohloch regelmäßig um das Fahrzeug kümmert.
Und da ist er wieder, dieses heisere Klang des Saugmotors, der 231 PS leistet. Allein die Frage nach der PS-Zahl bereitet Hohloch fast körperliche Schmerzen. »Das ist was für junge Leute«, sagt er – für Leute, die durchdrehende Räder mögen. Sein Thema ist der Hubraum. Sechs Zylinder mit 3,2 Litern Inhalt, das garantiert Drehmoment von unten heraus. So und nicht anders sind erwachsene Leute mit einem Sportwagen unterwegs. Herbert Hohloch fährt durchaus zügig, seine Reisegeschwindigkeit auf der Autobahn liegt bei 220 bis 240 Sachen. Dann genehmigt sich der Elfer vollmundige 16 Liter, im Normalbetrieb sind es 12.
Eigentlich wollte er ein graues Modell kaufen, verliebte sich im Schauraum vor 28 Jahren aber in das weißgold-metallige Coupé mit weinrotem Interieur, Ledersitzen und Lederlenkrad. »Die Entscheidung fiel dann schnell, zumal alle nötigen Extras bereits vorhanden waren«, erinnert sich der Enkel eines Reutlinger Weingärtners, der als Kind noch an der Achalm bei der Weinlese half. Er kaufte das anderhalb Jahre alte Coupé mit 22 500 Kilometern und hat es nie bereut. Heute weniger denn je, denn das ganze Beiwerk aktueller Porsche-Modelle ist ihm ein Greuel. »Ich bin froh, dass der ganze heutige Computer-Schnick-Schnack fehlt.«
Was die Extras sein sollen, die damals bereits vorhanden waren, erschließt sich einem Durchschnittsautofahrer der Neuzeit nicht unbedingt. Klimaanlage? Darüber kann Herbert Hohloch nur lachen. Vermutlich der Grundig-Kassettenrekorder mit »Pull-Sythesizer-System«? Könnte sein. Die Kassette flutscht in den Kassettenschacht und schon ist er da, der Sound der 80er-Jahre. »Waterloo« von Abba ertönt aus den schwarzen Hecklautsprechern, die Lieblingsband von Herbert Hohloch – »besser als die Beatles«.
Seinen Elfer steuert er gekonnt über die Stadtautobahn, nicht ohne hin und wieder zurückzuschalten und flink zu überholen, auch dank des satten Drehmoments seines Heckmotors. »Nach 28 Jahren sind Sie mit dem Auto verwachsen«, sagt er und wechselt versiert die Gänge. Und, nachdem er ihn wieder unter der Laterne geparkt hat, wird er dann doch noch ein bisschen sentimental: »Ich will kein anderes Auto.« So viel Lob aus dem Mund eines Schwaben? Ja, das muss reichen. (GEA)