»Schon immer mein Traum, aber unerreichbar«Objektiv auf dem Prüfstand schafft der Mustang 399,4 PS und unglaubliche 604 Newtonmeter. In der Praxis werden daraus 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h, optisch unterstrichen durch schwarze Streifen auf der Straße, die von hier bis zur Adria reichen, begleitet von einem infernalischen Lärm, den man Musik nennen könnte. Im Seitenfach der Beifahrertüre liegen Ohrstöpsel, für längere Fahrten und für den Fall, dass Plamitzer mal Gas geben will, was häufig der Fall ist.
Der gelernte Werkzeugmacher besitzt einen von wenigen noch existierenden Mustang mit dem langen Rufnamen »Mach 1 428 Cobra Jet Ram Air«. Er stammt aus dem Jahr 1969, als die Konkurrenz in der US-Ponycar-Szene größer wurde, die Ford 1964 mit dem Mustang selbst begründet hatte. Auf den Racetracks und an den Ampeln tauchten plötzlich Fahrzeuge auf, die ein Stück vom Kuchen haben wollten. Ihre Namen waren Chevrolet Camaro, Pontiac Firebird, Dodge Challenger, Mercury Cougar, um nur einige zu nennen. Sie alle hatten lange Schnauzen und kurze Hecks und sehr große Motoren. Der Benzinverbrauch interessierte keinen Menschen.
Plamitzer hat das Teil aus Holland importiert, nachdem er bereits einen anderen 69er-Mach I komplett zerlegen und restaurieren musste. Was ihm damals passierte, sollte ihm nicht wieder passieren: Der erste Mustang stammte aus den USA und war in Plamitzers Augen nicht mehr als schön lackierter Schrott. Nach Jahren der Aufbereitung steht er heute wie neu in der Garage, direkt neben dem »428 Cobra Jet Ram Air«.
Dieser ist weitgehend original erhalten, sogar die analoge Uhr im Armaturenbrett funktioniert wie am ersten Tag. Plamitzer hat dennoch zahllose Stunden investiert, um die Fahrmaschine wieder in eine Kampfmaschine zu verwandeln, als die sie damals angetreten war. Es gibt Bilder, die einen Haufen Metallspäne zeigen, die Plamitzer auf der Werkbank dem 7,0-Liter-V8-Motor abgetrotzt hat. Darunter sein Vermerk: »Keine Ahnung, warum die Ford-Ingenieure soviel unnützes Material in den Kanälen lassen.«
Plamitzer kämpft auch gegen ein Problem, das die Testfahrer schon 1969 bemängelt hatten: Zu viel Gewicht auf der Vorderachse, nämlich fast zwei Drittel der 1 650 Kilogramm. Plamitzer verpflanzte die Batterie in den Kofferraum und sparte mit zahllosen Neuteilen auch sonst am Gewicht im Motorraum. Das Ergebnis ist der Brüller auf jedem Mustang-Treffen.
Plamitzer ist eine Koryphäe in der Szene, weil sich kaum einer besser auskennt. Er wird ständig um Rat gefragt und gibt ihn gerne, schließlich ist das sein Hobby. Beim Mitfahren staunen seine Mustang-Kollegen regelmäßig, weil ihre Autos lange nicht die Leistung auf die Straße bringen. Weil der »Cobra Jet Ram Air« für Viertel-Meilen-Rennen gebaut wurde, sind die Gänge kurz übersetzt. Wenn Plamitzer beim Sprint durch die Gänge schaltet, muss er alle Sinne beieinander haben, um die Kraft in geordnete Bahnen zu bringen und nicht im Graben zu landen. Trotz optimierter Technik ist das Auto immerhin fast 50 Jahre alt.
Für 32 000 Euro hat er den Über-Mustang gekauft, er würde heute fast das Dreifache kosten. Hergeben würde ihn Plamitzer nicht. Schon in Jugendjahren, als er zuerst einen Ford Capri II und dann einen Escort 2000 RS fuhr, ging ihm das Vorbild aus den USA im Kopf herum. » Ein Mustang war schon immer mein Traum, aber unerreichbar.« Er hat sich seinen Traum gleich mehrmals erfüllt. (GEA)