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Luftangriff auf ukrainisches Lwiw: Schock für Reutlinger »Musketiere«

Markus Brandstetter vom Verein »Drei Musketiere Reutlingen« war mit einem Hilfstransport schon auf dem Weg ins ukrainische Lwiw, als der Luftangriff begann.

In der Nähe von Lwiw hat ein Luftangriff eine Schneide der Verwüstung hinterlassen.
In der Nähe von Lwiw hat ein Luftangriff eine Schneide der Verwüstung hinterlassen. Foto: "Drei Musketiere Reutlingen"
In der Nähe von Lwiw hat ein Luftangriff eine Schneide der Verwüstung hinterlassen.
Foto: "Drei Musketiere Reutlingen"

REUTLINGEN. Seit 1. März ist Markus Brandstetter vom Reutlinger Hilfsverein »Drei Musketiere« an der polnisch-ukrainischen Grenze aktiv, um die Menschen im Kriegsgebiet zu unterstützen. Am Sonntagmorgen passierte das, was er seit einiger Zeit befürchtet hatte: ein Luftangriff nahe der ukrainischen Stadt Lwiw, die Brandstetter und seine Freunde von »LandsAid« in den letzten Tagen mit Hilfsgütern versorgt haben. Sie waren schon auf dem Weg dorthin, kehrten sofort um. »Das war für uns ein Schock«, sagt Brandstetter am Telefon.

Über ein Frühwarnsystem ereilte das Team die Nachricht über starke Luftangriffe »genau dort, wo wir die Sachen hinliefern wollten«, berichtet Markus Brandstetter. Sie fuhren zurück in die polnische Stadt Radymno. Der Schreck, vor allem die Sorge um die Menschen, mit denen sie in Lwiw zusammenarbeiten, saß tief. »Wir haben dann zwei, drei Stunden körperlich gearbeitet«, sagt Brandstetter. Erleichterung, als die Information kommt, dass es der Familie gut geht. Eine groß angelegte Evakuierung laufe, erfährt das Team. Und es bereitet sich selbst auf eine Evakuierung und womöglich die Flucht vor. Unter anderem packt es ein so genanntes »Runaway Bag« mit Überlebenswichtigem für mindestens zwei Tage. »Das Gefühl, das wir währenddessen hatten, ist nur schwer zu beschreiben«, so Brandstetter in einem Facebook-Eintrag. Als sie mit den Vorbereitungen fertig waren, beluden sie ihren »MuskeVan« und brachten Windeln, Feuchttücher und andere Hilfsgüter in eine Unterkunft mit etwa 80 Geflüchteten.

Neue Hilfsgüter aus Reutlingen sind unterwegs

Die gespendeten Hilfsgüter aus Reutlingen, die die »Musketiere« im »Innoport« gesammelt haben, sind längst eingetroffen. In den öffentlichen Lagern, weiß Betül Tumak vom »Musketier«-Vorstand, haben Brandstetter und seine Freunde von »LandsAid« in Radymno zwei 300 und 700 Quadratmeter große »Warehouses« eingerichtet, in denen alles gelagert wird. Am Montag packten sie zwei Laster voll, mit denen sie sich wieder Richtung Grenze aufmachen, um die Hilfsgüter in der Transitzone zu übergeben.

Der Plan, auf der ukrainischen Seite hinter der Grenze Versorgungszelte für die vielen Flüchtlinge aufzubauen, steht weiterhin. »Wir geben nicht auf«, sagt Betül Tumak, die von Reutlingen aus den Einsatz unterstützt. Das Team vor Ort arbeitet 16 bis 18 Stunden täglich. Die Kräfte sind endlich, deshalb soll die Mannschaft demnächst ausgetauscht werden. Die »Musketiere« suchen noch Helfer für die etwa zweiwöchigen Einsätze. »Das wird«, so Tumak, »ein langes Projekt.« (GEA)

www.3musketiere.org