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Aktuell Theaterneubau

Listhallen-Areal: Spatenstich für »Tonne«-Spielstätte

REUTLINGEN. In der Politik habe man zwar das ganze Jahr über genügend Theater, aber ein Theater zu bauen, befand Oberbürgermeisterin Barbara Bosch gestern Nachmittag vor den ersten Spatenstichen, das sei nicht alltäglich. In Reutlingen geschehe es zum allerersten Mal, weshalb durchaus von einem »historischen Tag« die Rede sein dürfe. Thomas Lambeck, der Vorsitzende des »Tonne«-Theatervereins, setzte in seinem Grußwort später sogar noch eins drauf: Reutlingen sei seines Wissens derzeit die einzige deutsche Stadt, die sich traue, einen Theaterneubau zu schaffen.

GRAFIK: HSD ARCHITEKTEN
Das Gebäude des Reutlinger Theaters »Die Tonne«. Foto: HSD Architekten
Das Gebäude des Reutlinger Theaters »Die Tonne«.
Foto: HSD Architekten
Trotz des meteorologischen Frühlingsanfangs am 1. März und obwohl auch draußen Mikrofone aufgebaut waren, fand das Vorprogramm zum symbolischen Akt dann doch in der dem künftigen »Tonne«-Theater gegenüberliegenden Mensa des Johannes-Kepler-Gymnasiums statt. Am Anfang und am Ende des förmlichen Teils jeweils ein Song von Paul Simon, und dazwischen »langweilige Reden«, war der Ablauf, wie ihn Musiker Heiner Kondschak frotzelnd heraufbeschwor, der mit Sängerin Chrysi Taoussanis für den musikalischen Rahmen sorgte. Doch OB Bosch ließ das nicht auf sich sitzen: Das nächste Mal werde sie mit Landrat Thomas Reumann singen und Kondschak die Rede halten, »dann schauen wir mal, wer mehr Beifall kriegt«. Gestern jedenfalls verteilte sich der Applaus gleichmäßig auf Festredner und Künstler.

Man erhoffe sich von dem Neubau auf dem Listhallen-Grundstück einen Ort der Begegnung, des Diskurses und der Beheimatung, sagte Bosch: »Theater ist ein ›Lebensmittel‹ für unsere moderne, wertoffene, demokratische Stadtgesellschaft«. Dass Jürgen Walter, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, als Grußredner eigens aus der Landeshauptstadt in die bald womöglich »Freie Republik Reutlingen« (Walter) gereist war, wertete Bosch als Beleg dafür, dass in Stuttgart genau beobachtet werde, dass sich in Reutlingen auch in kultureller Hinsicht Wegweisendes tue. Die Stadt rücke so in die Reihe der Theaterzentren des Landes vor und tätige eine Investition – nach aktuellem Stand 8,5 Millionen Euro – die das Theaterland Baden-Württemberg insgesamt bereichere.

Mutig und zukunftsgewandt

In der Tat: Reutlingen zeige sich mit dem neuen Projekt von seiner besten Seite, lobte Walter – »mutig, tatkräftig und zukunftsgewandt«. Einen Baukostenzuschuss hatte der Staatssekretär zwar nicht mitgebracht, doch unterstützt das Land den Betrieb der »Tonne« jährlich mit 190 000 Euro. Den Baukostenzuschuss gibt es dafür vom Landkreis, der zusammen mit der Stadt und dem Theaterverein Träger der »Tonne« ist: 100 000 Euro, für die sich Barbara Bosch bei Thomas Reumann gestern dann auch bedankte. »Mehr Erfolg braucht mehr Platz«, konstatierte der Landrat, und brachte sein Loblied auf die »Tonne« mit einem Ausruf auf den Punkt: »Was für ein tolles Theater, bitte mehr davon!«

Auch Thomas Lambeck vom Theaterverein war voll des Lobes für das gesamte »Tonne«-Team und erinnerte die lange Vorgeschichte: »Wir mussten viel Geduld aufbringen und manche Kröte schlucken.« Nun hoffe er, dass aus der Kröte am Ende ein Prinz werde.

Applaus gab es übrigens nicht nur für Liedbeiträge und Reden, sondern auch für »Tonne«-Intendant Enrico Urbanek, als Barbara Bosch fast nebenbei bemerkte, dass sein Vertrag vor Kurzem um weitere fünf Jahre verlängert worden, damit er den Bau des Gebäudes weiter begleiten könne und auch noch etwas davon habe, wenn es eingeweiht sei. (GEA)