REUTLINGEN. Wird die Liebe siegen? In seinem Theaterstück »Liebe in Schwarz-Weiß? L´Amour auf Umwegen« greift das »Theater der Generationen« des Kolpinghauses ein höchst aktuelles Thema auf. Im Mittelpunkt stehen »Anna« (Nina Kostopoulou) aus Griechenland und »Samba« (Samba Diallo) aus Guinea. Dem jungen Paar stellen sich viele Hindernisse in den Weg: unterschiedliche Kulturen, Vorurteile der Eltern, Eifersucht der Freunde. Am Freitag können die Zuschauer in einem mitreißenden Spiel letztmalig in diesem Jahr erleben, ob die Liebe dennoch eine Chance hat. Seit Februar wurde an dem Stück gearbeitet. Letzte Aufführung in diesem Jahr ist am Freitag, 22. November, im Kolpinghaus, Liststraße 26. Einlass und Ausschank beginnen um 19.00 Uhr, die Aufführung startet um 19.30 Uhr.
Das »Theater der Generationen« wurde 1997 von Hermann Rist ins Leben gerufen. Seitdem konnte das Publikum viele spannende und zu Herzen gehende Stücke mit Tiefgang erleben. Denn es sind die Bewohner des Kolpinghauses selbst, die das Drehbuch schreiben, sich um Bühnenbild, Kostüme und Technik kümmern und in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen. Die Laienbühne ist Mitglied im Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg. Für das schauspielerische Training sorgte Sonka Müller vom Theater »Patati Patata«.
»Die Darstellung ist absolut realistisch«
»Wir haben uns das Stück zwar ausgedacht«, sagt Hauptdarsteller Samba Diallo zum aktuellen Stück, »aber Vorurteile kenne ich aus meinem eigenen Leben sehr gut. Und meine Eltern würden genauso reagieren. Die Darstellung ist absolut realistisch«. Nina Kostopoulou, die im Kolpinghaus als Jugend- und Heimerzieherin arbeitet und deren Eltern aus Griechenland und Deutschland stammen, kennt die Problematik ebenfalls aus eigener Anschauung. »In Griechenland war ich als ,die Deutsche' oft die Außenseiterin.« Auf Vorurteile zu stoßen, ist im Kolpinghaus, das viele Nationalitäten beherbergt, ein nur allzu bekanntes Thema.
»Das Stück zeigt die Rassismusproblematik unserer Gesellschaft auf«, sagt Aliyah Aslam, die im Stück Annas Mutter spielt. »Doch es zeigt auch, dass wir trotzdem alle zusammen feiern und Spaß haben können.« Deshalb habe man ins Stück auch viele humorvolle Szenen eingebaut. Für die Schauspielerinnen und Schauspieler sei es eine absolut bewundernswerte Leistung, sich in die schwierige deutsche Sprache hineinzudenken und lange Texte auswendig zu lernen. Auch für die Gruppe selbst sei der gesamte Prozess sehr wichtig gewesen. »Wir haben unsere unterschiedlichen Kulturen kennengelernt. Trotz der Unterschiede kann eine Gesellschaft gut funktionieren.« Man müsse hinschauen und den einzelnen Menschen sehen, statt Vorurteile zu pflegen.
»Wir haben uns beim Landesamateurwettbewerb beworben«
Martin Reißmüller, Ehrenamtlicher und seit vier Jahren beim Theater dabei, betont, dass er dabei »ganz viele tolle Menschen« kennenlerne. Dass das Stück gut ankommt, zeigen die restlose Auslastung des Saals bei der ersten Aufführung und die vielen telefonischen Anfragen nach der nächsten. Dabei sei man ja, so Nina Kostopoulou, keine professionelle Theatergruppe. Am Freitagabend jedenfalls wird das Lampenfieber doppelt so groß sein, denn auch eine Jury aus Stuttgart wird zusehen. »Wir haben uns mit dem Stück beim Landesamateurwettbewerb beworben«, erläutert Regisseurin Kasia Khalfouni.
Das Kolpinghaus beherbergt seit 1955 in 60 Zimmern 165 junge Menschen während ihrer Ausbildung, schulischer Bildungsmaßnahmen oder bei der beruflichen Eingliederung. Die Schüler, Studenten, jungen Berufstätigen und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kommen aus aller Welt. 45 Mitarbeiter sowie FSJler, junge Menschen im Bundesfreiwilligendienst, Azubis, Ehrenamtliche und Praktikanten sind im Kolpinghaus beschäftigt, das an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr geöffnet ist. Der Einrichtung geht es im Sinn von Adolph Kolping um Persönlichkeitsentwicklung, Gemeinschaft, Hilfestellung und ein Wohlfühlklima. (GEA)