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Aktuell Frauenwochen

Kundgebung auf dem Reutlinger Weibermarkt zum Frauentag mit rund 250 Beteiligten

Betont kämpferisch gaben sich die Rednerinnen verschiedener Organisationen zur Stärkung und zum Erhalt der Frauenrechte. Gerade in der heutigen Zeit müsse entschieden für Gleichstellung aller Menschen eingetreten werden.

Rund 250 Frauen und Männer nahmen an der Kundgebung teil.
Rund 250 Frauen und Männer nahmen an der Kundgebung teil. Foto: Gabriele Böhm
Rund 250 Frauen und Männer nahmen an der Kundgebung teil.
Foto: Gabriele Böhm

REUTLINGEN. »Wir brauchen Gleichstellung, um eine stabile Demokratie zu formen. Dies muss sowohl im politischen als auch im privaten Bereich geschehen«, sagte Verena Hahn vom Frauenforum. Am Samstagmittag fand anlässlich des Frauentags eine vom Verdi-Bezirk Fils-Neckar-Alb organisierte Kundgebung mit rund 250 Gästen auf dem Weibermarkt statt. In neun Redebeiträgen wurden Missstände beim Namen genannt und keine Zweifel daran gelassen, dass man sich weiterhin entschlossen für die Umsetzung der Frauenrechte als Menschenrechte und für die Gleichbehandlung aller Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion oder Hautfarbe einsetzen wird. Für passende, teilweise selbstverfasste Lieder sorgte die Band External Brain von der Kulturwerkstatt.

Gleichstellung nicht verhandelbar

Organisatorin und Verdi-Ortsvereinsvorsitzende Ingeborg Gebhardt begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Internationalen Frauentag unter dem Motto »Machen was nötig ist: Gleichstellung jetzt!«. Frauen und Männer seien gefordert, die im Grundgesetz verankerte Gleichstellung durchzusetzen. »Sie ist nicht verhandelbar.« In der derzeitigen politischen Lage sei die Gefahr groß, dass Arbeitnehmerinnenrechte oder der Ausbau der Kinderbetreuung, die wichtig sei, um einer existenzsichernden Erwerbstätigkeit nachgehen zu können, eingeschränkt werden. Alle Tätigkeiten müssten »ab dem ersten Euro sozialversicherungspflichtig« sein, um Altersarmut zu verhindern. Weitere nötige Maßnahmen seien eine hohe Tarifbindung und die Abschaffung des für Frauen nachteiligen Ehegattensplittings bei der Besteuerung.

»Wir fragen uns, ob in diesen Zeiten erhalten werden kann, was mühsam errungen wurde«, sagte Claudia Huelske von der IG Metall. »Viele Themen des 19. Jahrhunderts wie die Ungerechtigkeit bei den Löhnen treiben uns noch immer um.« In den USA fördere der neue Präsident eine Kultur gegen Frauen und LGBT-Personen. »Doch lasst uns nicht in Frustration und Resignation verfallen.« In den Betrieben müssten, mit Hilfe engagierter Betriebsrätinnen und -räte, die Arbeitsbedingungen für Frauen verbessert und gegen Diskriminierungen vorgegangen werden. »Packen wir es an!«

Viel weniger Frauen im Bundestag als zuvor

»Es wird laut Daten des Weltwirtschaftsforums 133 Jahre bis zur Gleichberechtigung dauern«, sagten die Görls-Mentorinnen Destina Jakin und Lisa Bernhard. In Afghanistan hätten Frauen kaum Schutz vor Missbrauch und dürften keine Schulen besuchen. In Deutschland werde fast jeden Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Leider säßen in Deutschland im neuen Bundestag viel weniger Frauen in der Regierung. »Es bleibt die Hoffnung, dass unsere Errungenschaften in der Gleichberechtigung nicht wieder abnehmen.« Thematisiert wurden ferner die Opfer-Täter-Umkehrung bei Gewaltverbrechen und die Zwangsverheiratung von zwölf Millionen minderjähriger Mädchen pro Jahr.

»Weltweit werden Frauen für ihre Arbeit oft nicht bezahlt und verdienen nur rund 63 Prozent des Lohns der Männer«, betonten die Jugendgemeinderäte Bruno Da Silva Mille, Nike Bucknor und Grace Ampoma Micheli. »Wir, die jüngere Generation, müssen dagegen aufstehen und laut sein!« Auch müssten in Reutlingen Hygieneartikel an Schulen kostenlos verfügbar sein.

Laura Renn (links) und Eleanor Weber sprachen für Fridays for Future. Rechts daneben die Rote Bank der Jugendorganisationen, Mah
Laura Renn (links) und Eleanor Weber sprachen für Fridays for Future. Rechts daneben die Rote Bank der Jugendorganisationen, Mahnmal der häuslichen Gewalt gegen Frauen. Foto: Gabriele Böhm
Laura Renn (links) und Eleanor Weber sprachen für Fridays for Future. Rechts daneben die Rote Bank der Jugendorganisationen, Mahnmal der häuslichen Gewalt gegen Frauen.
Foto: Gabriele Böhm

Laura Renn und Eleanor Weber von Fridays for Future forderten einen Systemwandel, denn für soziale Ungerechtigkeit gegen FINTAs (Frauen, intergeschlechtliche, nonbinäre, trans- und agender Personen) seien Kapitalismus und Patriarchat verantwortlich. Dringend brauche man mehr FINTAs in der Politik.

Anne Zerr und Jessica Knapp von Verdi prangerten die schlechten Rahmenbedingungen in Kitas an, durch die vor allem Frauen zurückstecken müssten. »Wir arbeiten in Bildungseinrichtungen, doch Vakanzen und Krankenstände bringen uns an den Rand unserer Kräfte«, so Erzieherin Knapp. Doch »Wir sind laut und wir sind verdammt viele«, zeigte sie sich kämpferisch.

Rechte von Queeren sind Menschenrechte

» Sarah sie/ihr« sprach für die Rechte von Queeren: »Es sind Menschenrechte!« Man fordere das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und dieselben Rechte für alle Menschen. Sie wies auf den Christopher Street Day am 14. Juli 2025 in Reutlingen hin.

»Frauen mit Migrationshintergrund sind oft mehrfach von Diskriminierung betroffen«, sagte Yasmin Nasrudin (Integrationsrat). »Doch wir sind keine Opfer, sondern bringen Wissen, Talente, Mut und Stärke mit.« Danach stellten Bärbel Günthner (Pro Juventa) und Jessy Lettieri (Mobile Jugendarbeit) das Projekt der Roten Bank vor, Projekt der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit uns Symbol der häuslichen Gewalt gegen Frauen. Den Abschluss bildete das gemeinsame Lied »Die Gedanken sind frei«. Anschließend wurde noch lange diskutiert. (GEA)

250 Teilnehmende bekundeten ihre Solidarität und ihren Einsatz für Frauen- und Menschenrechte.
250 Teilnehmende bekundeten ihre Solidarität und ihren Einsatz für Frauen- und Menschenrechte. Foto: Gabriele Böhm
250 Teilnehmende bekundeten ihre Solidarität und ihren Einsatz für Frauen- und Menschenrechte.
Foto: Gabriele Böhm