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Kreiskliniken Reutlingen: Neues Management gestartet

Zum 1. Mai hat das Institute for Health Care Business (hcb) das Management der Kreiskliniken Reutlingen übernommen. Was genau ist dieses Essener Unternehmen und wer sein Chef Professor Dr. Boris Augurzky?

Das neue Management-Team der Kreiskliniken Reutlingen: Professor Boris Augurzky, Geschäftsführer der Health Care Business GmbH (
Das neue Management-Team der Kreiskliniken Reutlingen: Professor Boris Augurzky, Geschäftsführer der Health Care Business GmbH (links) und Dominik Nusser, Geschäftsführer der Kreiskliniken Reutlingen GmbH. Foto: Kreiskliniken Reutlingen
Das neue Management-Team der Kreiskliniken Reutlingen: Professor Boris Augurzky, Geschäftsführer der Health Care Business GmbH (links) und Dominik Nusser, Geschäftsführer der Kreiskliniken Reutlingen GmbH.
Foto: Kreiskliniken Reutlingen

REUTLINGEN. Mehrheitlich, bei nur einer Nein-Stimme, hat der Kreistag in einer Sondersitzung im März das Management der Reutlinger Kreiskliniken an das Essener Beratungs- und Management-Unternehmen Institute for Health Care Business (hcb) übertragen. Eine Besonderheit dabei: Der bisherige Geschäftsführer Dominik Nusser bleibt im Amt. Die Hoffnung des Kreises ist, dass dadurch »beste Voraussetzungen für einen reibungslosen Übergang in diesen bewegten Zeiten bestehen«, schreibt Kreis-Pressesprecherin Katja Walter-Frasch in einer Mail an den GEA. Anfang Mai hat hcb die Leitung der Kreiskliniken übernommen.

Zur Person

Professor Boris Augurzky studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg, 2001 promovierte er im Fach Wirtschaftswissenschaft. Seit 2003 ist er am RWI Leiter des Kompetenzbereichs »Gesundheit« und seit 2006 ist er zudem Geschäftsführer von hcb. Seit 2015 hat er eine Ehren-Professur an der Universität Duisburg-Essen.

2014 bis 2019 war er wissenschaftlicher Geschäftsführer der Rhönstiftung, seit 2019 ist er deren Vorstandsvorsitzender. Zweck der Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Gesundheitswirtschaft. Er publiziert in regelmäßigen Abständen den »Krankenhaus Rating Report« und ist seit 2007 in der strategischen Beratung von Krankenkassen und Krankenhäusern tätig. (GEA)

Was genau verbirgt sich aber nun hinter der Firma hcb, und wer ist ihr Chef Professor Dr. Boris Augurzky? Die Institute for Health Care Business GmbH wurde 2006 gegründet, damals mit Beteiligung des RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. »Die hcb berät seit einigen Jahren erfolgreich Unternehmen in der Gesundheitswirtschaft sowie diverse Banken und Fonds«, heißt es auf der Homepage der Firma zu deren Portfolio. Zu ihren Zielen gehört »die Schaffung von Transparenz im deutschen Gesundheitswesen und die Unterstützung bei der Weiterentwicklung von Verbünden, Einrichtungen oder einzelnen Leistungssegmenten«.

Die Gesundheit der Zukunft

Das hcb befasst sich mit »der Gesundheit der Zukunft«, so auch der Titel eines Fachbuches, das die Firma herausgegeben hat. Einer der Autoren ist Professor Augurzky, der seit vielen Jahren auch die »Krankenhaus Rating Reports« veröffentlicht - dabei handelt es sich um wirtschaftswissenschaftliche Studien, die die finanzielle Situation von Krankenhäusern analysieren.

Zu den Kunden der Firma hcb gehören zahlreiche Kliniken, aber auch Krankenkassen und Hilfsorganisationen. »Durch seine Mitarbeit in zahlreichen Projekten und Gremien sowie seine Tätigkeiten in Beratung und Wissenschaft ist Prof. Augurzky ein absoluter Experte des Klinik- und Gesundheitswesens«, so Walter-Frasch. Unter Gesundheitsminister Karl Lauterbach war er Mitglied der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung. Zudem hat er zahlreiche Bücher, Fachartikel und Studien veröffentlicht. »Er verfügt über ein breites nationales wie regionales Netzwerk«, erklärt Walter-Frasch - von diesem Wissen und dieser Erfahrung hoffen die Reutlinger Kreisklinken profitieren zu können.

Es geht um die Verteilung der Leistungsgruppen

Augurzky und sein Team könnten »aktuelle Trends und Entwicklungen im Gesundheitsbereich frühzeitig erkennen«. Ziel ist es, erfolgversprechende und innovative Konzepte in den Kreiskliniken Reutlingen anzuwenden und so die medizinische Versorgung in den Kreiskliniken zukunftsfähig aufzustellen. Die aktuelle Klinikreform stellt Krankenhäuser vor große Herausforderungen. »In der nächsten Zeit wird es in Baden-Württemberg um die Verteilung der Leistungsgruppen auf die einzelnen Klinikstandorte gehen«, heißt es seitens des Landkreises. Augurkzy hat als Mitglied einer Regierungskommission an der Reform mitgearbeitet, er kenne diese daher sehr gut.

In Nordrhein-Westfalen sei dieses System bereits eingeführt worden und die hcb habe dort mit vielen Kliniken zusammengearbeitet. Die Hoffnung des Landkreises ist, dass »in Bezug auf die Krankenhausreform schon in den nächsten Monaten die richtigen strategischen Entscheidungsvorschläge ausgearbeitet werden können«.

Bei den Kreiskliniken geht es aber auch um grundlegende Fragen wie den avisierten Klinikneubau oder darum, wie sich der Standort Münsingen zum einen zukunftsfähig aufstellen und gleichzeitig die Gesundheitsversorgung gewährleisten kann. »Die Qualität der Versorgung steht für uns klar im Fokus«, versichert Walter-Frasch. Sie räumt aber auch ein, »dass die finanzielle Situation der Kliniken ebenfalls eine Rolle spielen muss«. Und hier ruhen auf der neuen Klinikleitung große Hoffnungen: »hcb wird zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit wichtige Maßnahmen ausarbeiten und begleiten.« (GEA)