REUTLINGEN-OFERDINGEN. Provisorien haben die Eigenschaft, recht langlebig zu sein. Vor allem dann, wenn es am Geld für Neubauten fehlt. 2018 hatte die Stadtverwaltung vorgeschlagen, eine Mensa und Betreuungsräume für die Grundschule in Oferdingen zu bauen. Zwei Jahre später präsentierte eine Machbarkeitsstudie zwei Varianten. 2021 fiel der Baubeschluss für einen Interimscontainer bei der Turn- und Festhalle, um das Betreuungsangebot der Schule zu erweitern. Mittlerweile ist der aus acht Raummodulen zusammengesetzte Container bezugsfertig.
Dass Mensa und Erweiterung der Grundschule zu einem gemeinsamen Bildungshaus (noch) nicht realisiert werden konnte, liegt an der schwierigen städtischen Finanzlage. »Die schwierigste seit Ende des Zweiten Weltkrieges«, hatte Oberbürgermeister Thomas Keck vor einer Woche bei einem Pressetermin in Bronnweiler gesagt – eine Finanzlage, die sich angesichts des Krieges in der Ukraine noch weiter zuspitzen wird. Statt Neubauten also ein Provisorium. Knallgelb ist die eingeschossige Zwischenlösung, die auf dem Parkplatz der Turn- und Festhalle steht. Bereits seit 2007 werden das Mittagessen und die Betreuung durch den Schulförderverein der Grundschule im ehemaligen Vereinszimmer der Turn- und Festhalle angeboten.
In den vergangenen Jahren sind allerdings die Betreuungszahlen beständig angestiegen. Deshalb ist die räumliche Situation – Mittagessen und Betreuung in einem Raum – inzwischen unzureichend.
Kurzer Weg
Mit dem Containerbau wurden die dringend notwendigen Räumlichkeiten für die Betreuung geschaffen. Jetzt stehen drei Räume zur Verfügung. Der Standort biete den Vorteil, dass die Schülerinnen und Schüler einen kurzen Weg vom Mittagstisch zur Betreuungseinrichtung haben, sagte Projektleiter Dieter Pross vom städtischen Gebäudemanagement.
Der Container mit barrierefreiem Zugang verfügt über sanitäre Anlagen und zwei Räume, die insgesamt 40 Schülern Platz für die Ganztagesbetreuung bieten. Weil sich die Einrichtung im Sommer aber stark aufheizt, wurden in den beiden Räumen Klimaanlagen installiert. Mit diesen Klima-Splitgeräten – sie bestehen aus einem Wärmetauscher im Inneren und einem Kompressor im Außenbereich – soll im Winter auch geheizt werden.
»Die Stadt hat die Container für etwa 280 000 Euro gekauft«, sagte Kathrin Berger, Leiterin des städtischen Gebäudemanagements. Rechnet man die Kosten für Strom- und Wasserinstallation und die sanitären Anlagen hinzu, summiert sich die Summe auf 397 000 Euro. Der seit 1992 bestehende Förderverein der Grundschule sei von der Interimslösung »begeistert« gewesen, sagte Dieter Pross.
Die Container können abgebaut und bei Bedarf anderswo aufgestellt werden – vorausgesetzt, die Grundschule in Oferdingen kommt in den nächsten Jahren doch noch zu einer Mensa und einer neuen Kindertagesstätte. Das Provisorium habe eine Genehmigung für sieben Jahre, sagte Dieter Pross. »Diese Genehmigung kann aber verlängert werden«, ergänzte Kathrin Berger. (GEA)

