Seit anderthalb Jahren ist die Prozesswasserbehandlungsanlage nun in Betrieb und funktioniert nach Angaben ihrer Hüter zuverlässig. Der Stickstoffgehalt im Prozesswasser werde nahezu ständig zu hundert Prozent abgebaut. Die Stickstoffablaufwerte des Werkes insgesamt konnten so mit 9 bis 10 mg/l auf Werte im zulässigen Bereich herabgesetzt werden. »Wir sind sehr zufrieden«, so Schmuker.
»Bei uns kommt alles an«Bei der Reinigung des Abwassers ist weiter alles im Fluss. Eine neue Herausforderung für die Wasseraufbereiter sind die Medikamentenreste und sonstige chemische Rückstände etwa aus Putzmitteln. Das Thema rückt beispielsweise aufgrund der zunehmenden Antibiotika-Resistenzen ins Bewusstsein.
Dagegen wird zumindest in Reutlingen noch nichts unternommen. »Es gibt noch keine Auflage, diese Substanzen herauszufiltern«, sagt Schmuker. Die Verfahren seien bereits entwickelt, Aktivkohlefilter oder Ozonbehandlung beispielsweise. Sie werden in anderen Klärwerken schon eingesetzt, besonders in Trinkwassergebieten.
Doch die Technik ist teuer. Auf zehn bis fünfzehn Millionen Euro schätzt Schmuker die Nachrüstungskosten für Reutlingen. Aus Sicht der Abwasserbehandler würde sich die Investition lohnen. Beide rechnen auch damit, dass diese Auflage kommen wird.
Derweil produziert der Durchschnitts-Reutlinger 120 Liter Abwasser pro Tag. Tendenz fallend. Vor 25 Jahren waren es 40 bis 60 Liter mehr. Fäkalien, Abwasser aller Art von Privaten und Unternehmen, Grobes, Flüssiges und Fundstücke vom Personalausweis bis zum Gebiss: »Bei uns kommt alles an«, flachst Männicke.
Das Ergebnis der Betzinger Reinigungsbemühungen fließt zuletzt in die Echaz. Das Gebiss wandert – gereinigt und desinfiziert – aufs Fundbüro. (GEA)