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Aktuell Vogelschau

Kein Hobby für flatterhafte Gemüter

REUTLINGEN-BETZINGEN. Als sich Ariane Grammer 2005 in der Vogelabteilung eines Gartencenters in zwei Feuerweber verguckt, ahnt sie nicht, dass 2014 in ihrer umgebauten Scheuer rund 230 Vögel in großen Volieren flattern werden. »Wie es dazu gekommen ist? Das war purer Zufall.«

Vereinsmitglied Alexandra Fauser mit einem Orangehauben-Kakadu. FOTO: TRINKHAUS
Vereinsmitglied Alexandra Fauser mit einem Orangehauben-Kakadu. Foto: Gerlinde Trinkhaus
Vereinsmitglied Alexandra Fauser mit einem Orangehauben-Kakadu.
Foto: Gerlinde Trinkhaus
Im Oktober 2007, also zwei Jahre, nachdem sie das Pärchen Feuerweber gekauft hatte, ist Ariane Grammer zum Einkaufen in Betzingen. Es regnet in Strömen. Aber die Kemmlerhalle bietet Unterschlupf, weil der Verein »Kanaria 03 & Exoten Reutlingen« dort eine große Vogelschau ausrichtet. »Zwei Stunden, nachdem ich die Halle betreten hatte, war ich Mitglied. Seit ein paar Jahren bin ich Schriftführerin.«

Fachkundiger Rat

Heute wie damals ist diese Vogelschau ein wichtiges Schaufenster für den rührigen Verein.

Auch am vergangenen Wochenende gab’s in der Kemmlerhalle rund 300 Vögel aller Sparten zu sehen: Kakadus oder Königssittiche genauso wie einheimische und exotische Vogelzuchten. Darüber hinaus wird in einer Vogelbörse fachkundiger Rat geboten.

Es ist ein zeitaufwendiges Hobby, wenn man so viele Tiere hat wie Ariane Grammer. »Aufs Jahr gerechnet sind es im Schnitt zwei Stunden täglich, die ich investieren muss« – also kein Hobby für flatterhafte Gemüter.

Zuchterfolge, die Freude an den Sittichen, den Zebrafinken oder den japanischen Mövchen und die Gewissheit, etwas für die Arterhaltung zu tun, entschädigen aber allemal den Aufwand. »Sehen Sie, das hier sind australische Gouldamadinen, eine Art, die vom Aussterben bedroht ist.« In einer anderen Ecke der Kemmlerhalle flattert eine Singdrossel in ihrer Voliere, im Käfig daneben sitzt ein Dompfaff. »Wann haben Sie diese Vögel das letzte Mal in freier Natur gesehen?« Weil die Frage rhetorischer Art ist, erübrigt sich eine Antwort.

Dass sich die Hundert Mitglieder wie in anderen Vereinen auch schwertun mit dem Nachwuchs, betrübt Ariane Grammer. »Viele Jugendlichen wissen nicht, dass es uns gibt. Dabei kennt dieses Hobby keine Altersbegrenzung.« Auch Kinder, selbst die kleinsten, können Vögel züchten, wenn ihnen erfahrene Vereinsmitglieder zur Seite stehen.

Ariane Grammer räumt allerdings ein, dass dieses Steckenpferd Platz braucht. Die Käfige, in denen die Vögel in der Kemmlerhalle ausgestellt werden, sind nämlich Schaukäfige. Zu Hause warten große Volieren, in denen die Tiere fliegen können.

Vogelschauen wie die in Betzingen werden aber nicht nur genützt, um neue Mitglieder zu werben. Sie dienen auch dazu, mit Vorurteilen aufzuräumen. »Wir sind keine Händler. Massenzucht, um die Tiere zu verkaufen, ist nicht Ziel und Zweck des Vereins.« Das sehen auch die Gäste aus Roanne so, die am Wochenende nach Betzingen gekommen sind.

Im September sind Mitglieder vom Verein Kanaria 03 & Exoten ins Département Loire gereist. Jetzt sind die Roanner in die Achalmstadt zum Gegenbesuch gekommen. Und vielleicht sind im nächsten Jahr auch wieder die Vogelfreunde aus Prag dabei. (GEA)