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Jubiläum der Glücksbringer

REUTLINGEN. Sie haben es nicht freiwillig gemacht. Vor einhundert Jahren gründeten 46 Schornsteinfeger im großen Rathaussaal die damalige Kaminfegerinnung Reutlingen. Grund dafür war eine gesetzliche Vorschrift, wie der Obermeister der Schornsteinfegerinnung Tübingen Andreas Feuerer bei der Eröffnung der Ausstellung zu seinem Handwerk in der Kundenhalle der Kreissparkasse Reutlingen sagt.

Heute ist man allerdings froh - so war bei der Vernissage zu hören -, die aus der Reutlinger Vereinigung hervorgegangene Schornsteinfeger-Innung Tübingen und weitere Interessenvertretungen zu haben. Denn der einzelne, oft sehr kleine Handwerksbetrieb könne sich kaum Gehör gegenüber den mächtigeren Institutionen wie etwa der Europäischen Union, ihren Vorschriften und Regelungen verschaffen.

»So viele Glücksbringer waren noch nie hier«

»So viele Schornsteinfeger - so viele Glücksbringer - waren seit der Errichtung dieses Gebäudes im Jahr 1932 noch nie hier«, sagt Eugen Schäufele, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Reutlingen in seiner Begrüßungsrede. Und tatsächlich, zur Ausstellungseröffnung »100 Jahre Schornsteinfegerinnung Tübingen« kamen zahlreiche Träger des schwarzen Zylinders mit ihren Angehörigen und Freunden.

Doch bevor der Schornsteinfeger als Glücksbringer galt, wurde er dem Teufel gleichgestellt, weil er die Macht über das Feuer hatte, berichtet Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen. Zum Jahresende hätten Lehrlinge neben Rechnungen auch Glückwünsche fürs neue Jahr übermittelt. Das habe zum Imagewandel beigetragen.

Das Berufsbild des Schornsteinfegers war schon im 14. Jahrhundert bekannt. Doch seine größten Änderungen hat es erst im ausgehenden 20. Jahrhundert erfahren.

Aus dem Handwerker wurde ein Spezialist für Energie und Umwelt. Denn zur Reinigung der Essen in Haus und Betrieb kamen Aufgaben wie etwa die Abgasregeluntersuchung hinzu.

Die Ausstellung zum Schornsteinfegerhandwerk und zum 100-jährigen Bestehen der Innung zeigt alte und neue Werkzeuge und Instrumente aus dem Berufsalltag der Kaminfeger sowie Bilder und Vorschriften ihres Berufsstandes. Sie ist noch bis 8. Oktober in der Kreissparkasse Reutlingen (Marktplatz 6) zu sehen. (GEA)