REUTLINGEN-MITTELSTADT. Von den wiedergewählten Bezirksgemeinderätinnen und -räten wollte oder konnte in Mittelstadt niemand den Posten des Bezirksbürgermeisters übernehmen. Also wurde ein Neuling gefragt – und Joachim Dieterich sagte, er traue sich den Job zu. Notwendig wurde die Entscheidung für einen neuen Vorstand des Gremiums, weil Wilhelm Haug sich nach 40 Jahren im Rat nicht erneut zu einer Kandidatur entschlossen hatte.
»Ich bin jetzt 74 Jahre«, sagte Haug am Mittwochabend als Begründung, warum er nicht erneut angetreten war. Für andere sei das kein Argument, für ihn schon. Hoch gelobt wurde Wilhelm Haug während der konstituierenden Sitzung des neuen Bezirksgemeinderats von seiner bisherigen Stellvertreterin Anette Bauer. Sie verwies auf seine »besonnene Art« und auf den »langen Atem«, den man in einer Verwaltung haben müsse. Bauer dankte Haug »für sein langjähriges Engagement« für Mittelstadt und für die Bürgerschaft. Weil Wilhelm Haug den »Chefposten« in der Gemeinde nun abgebe, ernannte Bauer ihn stattdessen zum »Chefkoch«. »Jetzt wissen alle, dass ich gerne koche«, sagte Wilhelm Haug überrascht.
Einstimmige Ergebnisse
Bei den Wahlen zum neuen Bezirksbürgermeister und zu seinen Stellvertreterinnen gab es jeweils mit einer Enthaltung einstimmige Ergebnisse. Neben Dieterich setzte das neue Gremium auf das bewährte Stellvertreterinnen-Team von Anette Bauer und Leonie Neumann. Wilhelm Haug bestätigte in seinen Abschiedsworten, dass die Wiederwahl der beiden Damen eine sehr gute sei: Auch er habe die vergangenen fünf Jahre bestens mit ihnen zusammenarbeiten können.
Zunächst hatte Haug jedoch auf die Arbeit des Gremiums in der vergangenen Amtsperiode zurückgeschaut: »Es waren außergewöhnliche fünf Jahre«, sagte der Grandseigneur des Mittelstädter Bezirksgemeinderats. In diesen Zeitraum fielen Corona mit all den Einschränkungen bis hin zum Stillstand der lokalen Politik.
Dann folgte der Ukraine-Krieg, sodass die Festhalle zunächst als Notquartier für Geflüchtete eingerichtet wurde. Überschwemmungen, ein Großbrand und noch viel mehr hielten die Gemeinde außerdem in Atem. Empört zeigte sich Haug darüber, dass der Bau der Mensa an der Mittelstädter Schule auf einen unbekannten Zeitpunkt verschoben wurde – es seien doch schon rund 200.000 Euro investiert worden. »Das ärgert mich richtig.« (GEA)