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Interkulturelle Woche in Reutlingen: Was hält uns zusammen?

Impulsvortrag und Gesprächsrunde bei der zentralen Veranstaltung der nunmehr 32. Interkulturellen Woche

Die zentrale Veranstaltung der 32. Interkulturellen Woche gestalteten Dagmar Nolden, Ines Fischer, Njeri Kinyanjui, Jaron Immer
Die zentrale Veranstaltung der 32. Interkulturellen Woche gestalteten Dagmar Nolden, Ines Fischer, Njeri Kinyanjui, Jaron Immer, Galina Lerner, Dr. Claudia Guggemos und Clemens Dietz (von links). Foto: Jürgen Spieß
Die zentrale Veranstaltung der 32. Interkulturellen Woche gestalteten Dagmar Nolden, Ines Fischer, Njeri Kinyanjui, Jaron Immer, Galina Lerner, Dr. Claudia Guggemos und Clemens Dietz (von links).
Foto: Jürgen Spieß

REUTLINGEN. »Offen geht«: So lautet das bundesweite Motto der 32. Interkulturellen Woche, die ein Zeichen für eine offene und solidarische Gesellschaft setzen will. Bei der zentralen Veranstaltung im Spitalhofsaal ging es am Donnerstag in einem Vortrag von Dagmar Nolden und einer anschließenden Gesprächsrunde vor allem darum, wie sich die aktuellen Krisen auf das Miteinander auswirken.

In der Ukraine tobt ein brutaler Angriffskrieg, mehrere Millionen Menschen sind auf der Flucht und ein Ende der Kampfhandlungen ist nicht abzusehen. Gleichzeitig läuft die Corona-Pandemie weiter und dazu kommt noch die ständige Bedrohung durch den Klimawandel. Unser Land taumelt gerade von einer Krise in die nächste, was in der Gesellschaft deutliche Spuren hinterlässt und dramatische Spaltungen zur Folge hat.

Mit Krisen umgehen

Nach der Begrüßung durch Baubürgermeisterin Angela Weiskopf und Clemens Dietz von der Programm-AG Interkulturelle Woche machte sich die Projektmanagerin Dagmar Nolden von der Berghof Foundation Tübingen in einem Vortrag Gedanken darüber, wie man mit Krisen umgehen und sich am besten vor ihnen wappnen kann.

Auch sie stand zu Beginn des Krieges wie viele andere vor dem Zwiespalt, einerseits über alles informiert sein zu wollen und andererseits vor der grausamen Realität zu flüchten. Doch nach dem ersten Schock sickerte die Realität langsam ins Bewusstsein. Nun gehe es darum, die Situation zu akzeptieren, sagte sie sich, und so schwer das auch fällt, irgendwie damit umzugehen: »Jede Krise hat zwei Seiten«, so die Projektmanagerin, »und jeder Konflikt hat Potenzial für Veränderungsprozesse.« Dagmar Nolden beschloss, sich den Problemen aktiv zuzuwenden und Räume zu suchen, in denen sie mit anderen in einen Dialog treten könnte: »Je mehr Menschen zusammenkommen, desto eher entsteht ein kreatives und ermutigendes Umfeld, in dem wir uns nicht überfordert fühlen«, ist Nolden überzeugt.

Wie man sich in Krisen engagieren kann und was uns in schwierigen Zeiten zusammenhält: Das waren auch Themen der anschließenden, von Asylpfarrerin Ines Fischer und KEB-Leiterin Dr. Claudia Guggemos moderierten Gesprächsrunde mit Dagmar Nolden, Dialog-Geschäftsführerin Galina Lerner, dem Jugendgemeinderat und Fridays-for-Future-Aktivist Jaron Immer und der für die erkrankte Yasmin Nasrudin eingesprungenen Integrationsrätin Njeri Kinyanjui. Dabei gingen die vier Diskutanten in dem Gespräch vor allem darauf ein, was sie persönlich antreibt, sich zu engagieren.

Der junge Aktivist Jaron Immer etwa sieht seinen Kampf gegen die Klimakrise nicht als Selbstzweck, sondern als Chance, »eine gerechtere Welt zu schaffen«. Für ihn ist die Utopie der treibende Faktor und das Wissen, dass viele andere hinter ihm stehen und sich für dasselbe Ziel einsetzen: »Um unsere Utopie von einer klimaneutralen Welt zu festigen, ist der internationale Austausch sehr wichtig«, so Jaron Immer.

In kleinen Schritten

Auch Njeri Kinyanjui ist davon überzeugt, dass Gespräche und Austausch die erste Voraussetzung dafür sind, Konflikte zu lösen und Menschen, egal welcher Hautfarbe und welchen kulturellen Hintergrunds, zusammenzubringen: »Für mich ist wichtig, in kleinen Schritten Verbesserungen herbeizuführen.« Galina Lerner zieht ihre Kraft und Motivation für ihre interkulturelle Arbeit aus dem »Vertrauen, das viele Menschen in unsere Arbeit setzen«.

Die vier Podiumsteilnehmer sind sich einig, dass das Gespräch zwischen Konfliktparteien und die Zusammenarbeit verschiedener Kulturen das Wichtigste sind, um schwierige Zeiten wie diese zu überwinden: »Es geht am Ende darum, dass Menschen miteinander reden, die sonst nicht miteinander reden«, so das Fazit von Claudia Guggemos. (GEA)