Martin Rupp, stellvertretender Bürgermeister, urteilte daher auch, seinem Eindruck nach sei Betzingen nicht einstmals eine Künstlerkolonie gewesen, sondern immer noch als solche anzusehen. Die drei Frauen - jede auf ihre Weise - kombinieren kühn Tradition mit Moderne, Reales mit Fantasie und schlagen so keck Brücken zwischen den verschiedensten Welten.
Schneiders »Handwerkerbilder«, bei aller Farbkraft sanfte Aquarelle oder in Lasurtechnik gemalte Werke, verzaubern althergebrachte Berufe wie den Müller mit einer Portion 1 001 Nacht: In langen Gewändern scheint geradewegs Aladin am Bachufer zu lagern, für die Echaz jedoch sind die Gebirge drumherum etwas zu hoch.
»Die Bilder waren ursprünglich zur Illustration eines Handwerkerbuchs gedacht, daher ist auf einer Seite immer viel Platz, für die Texte«, erläuterte Schneider. Zwar wurde aus dem Buchprojekt nichts, doch legte der Verlag die 2002 entstandenen Werke nun als Postkarten-Edition auf.
Jenderek stimmte das Publikum mit einer Blockflöten-Version von Modest Mussorgskys »Bilder einer Ausstellung« kunstgerecht ein. Nach diesem klassischen Werk schwenkte sie auf volkstümliches Liedgut um mit »Auf der Schwäbschen Eisenbahn« und bereitete so Petra Zwerenz' »Geschichta zum Verzwazzla ond Verbobbra« den Weg.
Mit ihrer feinen Beobachtungsgabe, die sie in vor Alltagswitz strotzende Mundart-Texte umarbeitet, rief die Autorin reichlich Heiterkeit bei den Gästen hervor, gerade weil sich jedermann in ihren mit der Technik ringenden »Helden« wiederfinden kann.
So konnte die Leiterin der Betzinger Bibliothek, Anne Linder, anschließend ein schon bestens animiertes Publikum zum Rundgang durch die Ausstellung auffordern. Sie ist noch bis 2. Mai zu sehen und jeweils dienstags 10 bis 12 Uhr und dienstags bis freitags 14 bis 18 Uhr geöffnet. (sol)
