REUTLINGEN-BETZINGEN. Der Betzinger Ortschaftsrat macht sich seit Jahrzehnten für Verkehrsberuhigung im Ort stark. Die kommt mit der dritten Fortschreibung des Lärmaktionsplans in großen Schritten: Für den größten Reutlinger Vorort ist fast flächendeckend Tempo 30 vorgesehen. Der Bezirksgemeinderat steht nicht nur hinter den Plänen, sondern will sogar noch mehr Entschleunigung: Er fordert für den letzten Tempo-50-Zipfel auf der Hoffmannstraße Richtung Degerschlacht ebenfalls eine Geschwindigkeitsreduzierung.

Weil die Grenz- beziehungsweise Auslösewerte für Lärmschutz weiter abgesenkt wurden – auf 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht – müssen die Kommunen handeln. Das effektivste und kostengünstigste Instrument zur Lärmreduzierung sind Geschwindigkeitsreduzierungen, wie Gerhard Lude, Leiter der Reutlinger Verkehrsabteilung, in der jüngsten Ortschaftsratssitzung erklärte. Und das bedeutet für Betzingen: Überall dort, wo derzeit 40 oder 50 Stundenkilometer vorgeschrieben sind, soll künftig Tempo 30 gelten. Konkret betrifft das die viel befahrene Heppstraße, die Steinachstraße, die Julius-Kemmler-Straße und Olgastraße, die Jettenburger Straße zwischen der Einmündung Adolf-Damaschke-Straße und Julius-Kemmlerstraße sowie die Hoffmannstraße. Dort haben die Verkehrsplaner Tempo 30 aber nur bis auf Höhe Schickhardtstraße vorgesehen. Völlig unverständlich, wie das Gremium meinte. Es fordert deshalb, Tempo 30 auf der Hoffmannstraße bis zum Ortsende auszudehnen.
Tempo 100 auf der Stadtautobahn
Eine weitere Temporeduzierung, die zwar nicht die Betzinger Markung, aber den Ort und insbesondere die Wildermuthsiedlung betrifft: Auf der Stadtautobahn soll in Fahrtrichtung Tübingen zwischen den Anschlussstellen Betzingen und Allmendstraße die Höchstgeschwindigkeit künftig bei 100 statt 120 Stundenkilometern liegen.
Mit dem Goosgarten und dem renaturierten Mühlkanal sind für Betzingen als einziger Bezirksgemeinde im Lärmaktionsplan »ruhige Gebiete« ausgewiesen: Orte, die durch eine »hohe Aufenthalts- und Erholungsfunktion« gekennzeichnet sind. Die Betzinger Räte wollen aber genauer wissen, was es damit auf sich hat und ob bestimmte Nutzungen wie das Dorffest oder vom Jugendforum geplante Konzerte nicht zum Konflikt werden. Deshalb die Forderung an die Verwaltung, entsprechende Kriterien zu erarbeiten.
Nach intensiver Diskussion stimmte das Gremium der Einführung von Tempo 30 tags und nachts mit den beiden Zusatz-Forderungen zur Hoffmannstraße und den »ruhigen Gebieten« zu. Nur Jenny Winter-Stojanovic enthielt sich. Sie ist der Meinung, dass sich »nur die beschweren, die dort wohnen und alle anderen müssen sich danach richten – das ist nicht demokratisch.« (GEA)