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Aktuell Reportage

Illegale Müllentsorgung in Reutlingen nimmt zu: Stinkende Haufen an Altglascontainern

Die illegale Entsorgung von Müll hat während der Pandemie auch in Reutlingen deutlich zugenommen. Selbst in der Innenstadt finden die Müllprofis der Technischen Betriebe Reutlingen (TBR) bisweilen regelrechte Berge von Müll. Von Altkleider über Hausmüll bis hin zu Matratzen, Autoreifen oder Gartengrills.

Müll
Haufenweise Müll zwischen Containern und Grünstreifen: Am Festplatz Bösmannsäcker lagen alte Matrazen und Teppiche neben Altkleidung und Hausmüll. Foto: Ralf Rittgeroth
Haufenweise Müll zwischen Containern und Grünstreifen: Am Festplatz Bösmannsäcker lagen alte Matrazen und Teppiche neben Altkleidung und Hausmüll.
Foto: Ralf Rittgeroth

REUTLINGEN. Gut drei Stunden bin ich mit Müllprofi Boris Ruman und seinem sogenannten Müllverdichter in der Innenstadt von Reutlingen unterwegs. Wir kümmern uns in der Zeit um die fest installierten Mülleimer an der Stadthalle, am Omnibusbahnhof, vor dem Bahnhof und der halben Altstadt. Das heißt, wir leeren einen nach dem anderen und sammeln das auf, was neben den Behältern und auf den Gehwegen gelandet ist. Das befördern wir per Hand, Schaufel oder Greifzange in den Müllverdichter. Der ist nichts anderes als eine etwa zwei Meter breite und drei Meter lange hydraulische Müllpresse auf einem orangefarbenen Mercedes Sprinter mit dem Firmenlogo der TBR auf den Türen. Auch wir tragen leuchtend orangene Arbeitskleidung und glücklicherweise ordentliche Arbeitshandschuhe.

Stinkende Haufen aus Altkleidung und Tierfutterdosen

In und neben den Mülleimern finden wir Flaschen, Dosen, Essensreste, Pizzaschachteln und andere Fast-Food-Verpackungen, Folien, Papier, Einmachgläser mit Inhalt, OP- und FFP2-Masken, volle und leere Kaffeebecher aus Pappe und Plastik, Eisbecher, Windeln und auch Batterien und kleine Elektrogeräte sowie ganz normaler Hausmüll. Die Liste scheint schier endlos. »Heute sind wenigsten noch keine alten Autoreifen dabei«, sagt Boris Ruman.

Täglich ab sechs Uhr sind die Müllwerker der TBR mit Besen, Eimern, Rollcontainern oder Müllverdichtern in der Stadt unterwegs. »Mindestens zweimal am Tag machen wir unsere Runden und finden dennoch immer wieder jede Menge Müll. Montags ist es am schlimmsten«, weiß Boris Ruman, der die Touren seit über vier Jahren macht. Doch so schlimm wie gegenwärtig sei es noch nie gewesen, erzählt er mir, während wir uns auf den Weg zu den Altglas- und Altkleidercontainern am Finanzamt machen.

Hier liegen alte Kleidung und Schuhe, gemischt mit Hausmüll, Glasflaschen und Dosen auf einem stattlichen Haufen und verbreiten in der Sonne einen entsprechenden Mief. »Als es so viel geregnet hat, war das mit dem Gestank noch viel schlimmer«, sagt Boris und warnt mich vor: »Gleich fahren wir zum Festplatz Bösmannsäcker. Das ist Hardcore«, soll heißen, da ist’s noch schlimmer. 

Er behält recht. Der Müllhaufen aus Kleidung, Müll und Glasflaschen wird hier noch angereichert durch leere Tierfutterdosen, einen Einkaufswagen vom Supermarkt, altes Werkzeug, Bremsscheiben, Plüschtiere und den kompletten Rahmen eines Motorrades.

Die Menschen haben während der Pandemie ihre Wohnungen entrümpelt

Boris hat eine Erklärung dafür, wieso die Vermüllung in Reutlingen während der Pandemie so stark zugenommen hat: »Während der Pandemie waren die Leute viel zu Hause und haben die Zeit genutzt, um mal richtig zu entrümpeln. Doch anstatt die Sperrmüllabfuhr zu bestellen, laden sie alles einfach- und kostenfrei hier ab. Die Einstellung lautet offensichtlich: Irgendjemand wird es schon wegräumen.« An diesem Tag sind es eben wir.

Boris ist genervt und auch sauer, denn der zusätzliche Müll macht ihm und seinen Kollegen zusätzliche Arbeit und sie müssen nicht selten Überstunden einlegen.

Nach drei Stunden ist die Müllpresse auf dem Sprinter richtig voll und es geht zum Abladen auf den Betriebshof der TBR. »Hoffentlich ändert sich die Einstellung der Menschen zur Müllentsorgung endlich mal«, meint er und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Wir haben Reutlingen an diesem Vormittag jedenfalls ein wenig sauberer gemacht. (GEA)